Zielenzig (=Sulecin, Komturei, Polen)
Zielenzig befindet sich im Gebiet der Lebuser Seenplatte, etwa 35 km nordöstlich von Frankfurt/Oder. Der Grundstein für die Niederlassung wurde 1232 mit der Schenkung des Dorfes Velikavetz (Wielka Wies = Großdorf) durch Herzog Wladislaus Odonicz gelegt. Durch den Erwerb von Malsow (=Maluszewo) im Jahre 1241 erweiterte sich der Templerbesitz in der Region.
Im
gleichen Jahr erteilte der Bischof von Lebus dem schlesischen Grafen Mrochco
(=Mrotsek) die Erlaubnis, in dem Gebiet des heutigen Zielenzig deutsche Siedler
anzuwerben. Mit dieser Erlaubnis nahm die Entwicklung Zielenzigs zur Stadt
seinen Lauf. Als solche wird Zielenzig im Jahr 1241 erstmals dokumentarisch
nachgewiesen. Der Ort am Flüsschen Postumia ( Postum ) entwickelte sich
schnell, da er sich als Lager- und Raststätte an einer Handelsstrasse befand. Dabei diente diese
Strasse später auch als Postverbindung zwischen Polen und Deutschland.
1244 erhielten die Templer laut Testament des Grafen Mrochco Zielenzig mit allen zugehörigen Dörfern. Am 27.10.1286 bestätigen die brandenburgischen Markgrafen Otto V. und Otto VI. dem Templerorden das volle Eigentumsrecht an der Stadt Zielenzig mit dem Kirchenpatronat sowie an fünf Dörfern der Umgebung (Langenfeld = Dlugoszyn, Bresen = Brzezin, Reichenau = Rychlik, Buchholz = Grabno, Luben = Lubow). Damit verzichteten die Markgrafen auf ihre landesherrlichen Ansprüche. Die Schenkung beinhaltete auch das Patronatsrecht über die Kirchen in diesen Orten. Otto VI. selbst war Mitglied des Ordens, trat aber später in den Zisterzienserorden (Abtei Lehnin) über. Die Schenkung des Jahres 1286 ist mit hoher Wahrscheinlichkeit im Zusammenhang mit dem Ordenseintritt des Markgrafen zu sehen.
Auch
von den Polenherzögen erhielt der Orden Zuwendungen. So im Jahr 1251
Tempel und 1256 Geeren. Sie wurden später mit Zielenzig vereint. Nach
der Aufhebung des Templerordens fiel Zielenzig mit weiteren Besitzungen dem
Johanniterorden zu, wie aus einer Urkunde von 1318 (sog. Vertrag von Kremmen)
deutlich wird. Als Besitz der Johanniter tauchen in diesem Dokument Zielenzig,
Langenfelde, Bresen, Reichenau, Buchholz und Luben auf. Doch die Johanniter
behielten den ehemaligen Templerbesitz nicht lange. Denn die Markgrafschaft
Brandenburg wurde von Kaiser Ludwig IV. (1282 - 1347) als erledigtes Reichslehen
eingezogen und es erfolgte eine Übergabe an seinen Sohn Ludwig. Diesen
Umstand nutzten die Bürger von Zielenzig, um sich von der Oberherrschaft
der Johanniter unabhängig zu machen und am 25. 1. 1326 dem Kaiser zu
huldigen. Erst 1350 erlangten die Johanniter Zielenzig zurück.
Die Lokalisierung der Komturei ist problematisch. Einige Forscher situieren die Niederlassung am Ort der späteren Johanniterkomturei im nordöstlichen Teil der Stadt, andere verlegen sie in das Dorf Ostrow, zwei Kilometer südlich der Stadt. Dort befindet sich eine auf rechteckigem Grundriß errichtete alte Ziegelkirche mit Kreuzrippengewölbe - eine untypische Architektur für die Dorfkirchen der Umgebung. Die Kirche wird heute auf die Wende vom 13. zum 14. Jh. datiert.
Artikel v. F. Sengstock
Komture:
~1244 Gebhard
- Abb, Gustav u. Wentz, Gottfried: "Germania Sacra" - Historisch-Statistische
Darstellung der Deutschen Bistümer" (1. Band "Das Bistum Brandenburg
1. Teil Berlin 1929) - Lehmann, Gunther & Patzner, Christian: "Die Templer im Osten Deutschlands", LePa- Bücher - Erfurt 2005, S. 48 - 49.
- Leisering, Peter: "Die Mark Brandenburg" Zeitschrift für die Mark und das, Land Brandenburg - Lucie Großer Edition im Marika Großer Verlag - Heft 16, S. 6f
- Schüpferling, Michael: "Der Tempelherren- Orden in Deutschland", Bamberg 1915
- Wojtkowiak, W.: Geneza miasta Sulecina, Pzeglad Zachodni 11/12 81961), S. 524-541.
Zypern
1191 wurde die Insel Zypern, bis dahin regiert von einem griechischen Renegaten, der die Unabhängigkeit von Byzanz anstrebte, durch den englischen König Richard I. Löwenherz erobert. Im selben Jahr verkaufte Richard die ganze Insel an die Templer, die zustimmten 100.000 Besanten zu zahlen. Über die folgenden Ereignisse sind die Chroniken unterschiedlicher Ansicht.
Der "Continuator des Wilhelm von Tyrus" sagt, daß die Templer die einsässige griechische Bevölkerung mißhandeln und auspressen wollten, und daß der Hochmut der Ordensbrüder verantwortlich war für eine Rebellion, während der die Templerfestung von Nikosia belagert wurde. Die Templer hätten sich sofort ergeben, doch die Aufständischen, durch ihren raschen Erfolg stolz geworden, hätten sie nicht gehen lassen wollen, ohne Rache zu üben. Angeblich stellten sich die Templer unter dem Kommando eines gewissen Renaut Bochart daraufhin unter den Schutz Gottes, feierten eine Messe und unternahmen einen überraschenden Ausfall, bei dem "Gott ihnen den Sieg verlieh".
Ein wenig anders erzählt die "Histoire d'Eracles". Hier sind es die Griechen, die vom günstigen Augenblick nach der Abreise der Kreuzfahrer profitieren wollten, um sich von ihren neuen Herren zu befreien. Sie erhoben sich und metzelten jeden Lateiner nieder, deren sie habhaft werden konnten; der Rest habe Zuflucht bei den Templern von Nikosia gesucht. Von da an folgt die "Histoire" im Wesentlichen dem Bericht des "Continuateur".
Als Resultat dieser blutigen Ereignisse gaben die Templer jedenfalls im Jahre 1192 Zypern an König Richard I. zurück, doch blieb ihr Orden weiterhin auf der Insel präsent. Er war sogar einer der größten Landeigentümer. Anfang des 14. Jahrhunderts besaßen die Templer Güter, Häuser und Kirchen in Khirokitia, Yermasoya, Phasouri, Psimolophou, Tripi, Kato Deftera, Gastria, Templos, Nikosia, Paphos und Famagusta. Der Sitz des Provinzmeisters befand sich in Limassol. Nach dem Verlust von Akkon im Jahre 1291 transferierten die Templer die Zentrale des Ordens nach Nikosia und hielten hier auch ein Generalkapitel ab, an dem etwa 400 Brüder teilnahmen.
Die Beziehungen mit dem König von Zypern waren nicht immer gut. 1270 hatte der Orden Streit mit Hugo III. wegen der Unterstützung, die die Templer seinem Rivalen Charles I. d'Anjou - einem Verwandten des damaligen Meisters Guillaume de Beaujeu - angedeihen ließen. Hugo III. konfiszierte alle Güter der Templer und restituierte sie erst auf den ausdrücklichen Befehl von Papst Martin IV. hin. 1298 musste Papst Bonifaz VIII. in einen Streit zwischen dem König von Zypern Henri II und Meister Jacques de Molay eingreifen. Nach der zypriotischen Chronik von Amadi aus dem 15. Jahrhundert halfen die Templer 1306 Amaury de Tyr, seinen kranken Bruder Henri II zu entthronen und die Macht zu ergreifen. Trotz allem war es Amaury, der während des Prozesses 1308 die Verhaftung der Ordensbrüder und die Konfiszierung ihrer Güter anordnete.
Vor und vor allem nach dem Verlust des Heiligen Landes war die Insel Zypern eine unverzichtbare Basis für jede militärische Operation in Palästina. Im Jahre 1300 nahmen die Templer von Zypern an einer Seekampagne gegen Ägypten teil. Im selben Jahr entsandte der Orden ein großes Kontingent nach Rouad, einer vor Tortosa in Syrien gelagerten Insel. Raimond Lull, der berühmte franziskanische Missionar, weilte auf seiner Reise in den Orient 1301 bei den Templern in Famagusta und Limassol, um sich hier von einer Krankheit zu erholen. Noch 1305 bemühte der Orden sich, die Flotte in Zypern zu verstärken im Hinblick auf einen beabsichtigten Kreuzzug zur Rückgewinnung von Jerusalem.