Bad Hönningen

siehe: Hönningen

 

Baghras

Siehe Gaston.

 

Balantrodoch (=Temple, Komturei, Schottland)

Die Niederlassung befindet sich rund 18 km südlich von Edinburgh, in der Nähe des Flusses Esk. Sie entstand auf dem Grundstock einer Schenkung durch König David I. an Hugues de Payens und hatte 1160 bereits den Rang einer Komturei inne. Eine Mühe gehörte zu ihr, sowie eine Kapelle, gebaut auf einschiffigem Grundriss.

Die Ruine der Kapelle ist heute noch zu sehen.

Ruine der Templerkirche (Bildquelle/Copyright: WyrdLight.com,Wikimedia, CC BY-SA 4.0)

Komture von Balantrodoch (nach E. Lord, Knights Templar in Britain):

~ 1160 Robert
~1174-1199 Ranulph Corbet
~1233 Hugues de Conyers
~1278 - 1290 (?) Roger de Akiney
~1286 - 1292 Brian de Jay
~1296 John de Sautre
~1304 - 1306 John de Husflete
~1306 - 1309 Walter de Clifton

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
Lord, Evelyn: The Knights Templar in Britain, 2002.

 

Baphomet

Dieses berühmte Objekt steht im Zentrum vieler pseudo-historischer und esoterischer Werke, die sich bemühen, daraus eine alchimistische oder kabbalistische Formel zu dechiffrieren und anhand des Begriffes gnostische Häresien konstruieren, oder sogar einen satanischen Kult. Diese Theorien nahmen Ende des 18. Jahrhunderts mit J. A. von Starck ihren Anfang, der eine geheime okkultistische Gesellschat unter dem Namen Klerikat der Tempelherren ins Leben rief, und hatten im Laufe des 19. Jhs. einen Aufschwung. Anfang des 20. Jahrhunderts ließ sich Aleister Crowley, der Gründer des Ordo Templi Orientis, sogar als "allmächtiger Baphomet" und Inkarnation Satans verehren!

Der vielfach in einschlägigen mystifizierenden Werken über die Templer abgebildete "Baphomet" am Hauptportal der Kirche St. Merri in Paris stammt aus der Restaurierung der Kirche in den 40er Jahren des 19. Jhs. und gibt keine originale mittelalterliche Figur wieder. (Bildquelle/Copyright: Mzbt, Wikimedia, CC BY-SA 4.0).

Das historische Fundament des Baphomet ruht in den Protokollen, die während des Templerprozesses redigiert wurden. In den Instruktionen, die König Philipp IV. seinem Verhaftungsbefehl von 1307 beifügte, ist auch zu lesen, man solle die festgesetzten Templer befragen, ob sie ein Idol in Kopfform auf ihren Provinzialkapiteln verehrten. Aufgrund der Suggestivfragen während der ersten Verhöre vor der Inquisition in Paris gab es bereits hier einige Aussagen zu 'Kopfidolen', aber auch anderen Formen von Götzenbildern. Ein gehörntes oder geflügeltes Wesen wie der Baphomet aus der Okkultistenfantasie des 19. Jhs. taucht jedoch nicht auf. Die in den ersten Verfahren gewonnenen Aussagen flossen in die späteren detaillierteren Anklageartikel ein. Letztlich machten aber nur wenige Zeugen über den gesamten Zeitraum des Prozesses verteilt eine Aussage zur Anbetung eines solchen Idols. Die Beschreibung des Götzen variieren. Nur in einigen Protokollen, die im Süden Frankreichs aufgenommen wurden, taucht der Terminus "baffomet" auf, um den Götzen zu benennen.

Aussage aus den Verhören in Carcassonne: "(...)quondam ymaginem sive ydolam deauratam habentem formam hominis barbatam (...) quam asseruit idem magister esse factam in figuram baffometi" (=ein Bild oder Idol, das vergoldet war und wie ein bärtiger Mann aussah (...) von dem ihm der Meister erklärte, es sei ein Abbild Baphomets) 1.2.5.u.6. Zeile, Paris, Musée des Archives Nationales, AE II 311, fol. 2v. (Bildquelle/Copyright: Paris, Archives Nationales)

Dabei handelt es sich um nichts anderes als das provenzalische Wort für den Propheten Mohammed, beziehungsweise für das angebliche Idol, welches man den Moslems zuschrieb. Zum Beispiel findet man die "Götter Bafum/Bafumet et Travagan" und Mohammed als ihren Abgesandten im provenzalischen Gedicht über das Leben des Heiligen Honorat, fertiggestellt im Jahre 1300. Im Chanson Simon de Pouille, geschrieben vor 1235 spricht man von einem sarazenischen Idol genannt "Bafumetz", und bereits der Chronist des Ersten Kreuzzugen, Raimond d'Aigulhers, nennt die Moscheen "Bafumarias". Daß die Muslime ein Idol Mohammeds verehrten, berichtet auch der Chronist und Bischof von Akkon Jacques de Vitry (1160-1244) in seiner Historia Orientalis, cap. 62.

Baphomet

Vita des Hl. Honorat, Paris, BNF-Suppl.Franc. 784 fol-2r, 14. Jhd.: In der Spalte links neben der Initiale ist von "mafumet de mecha" zu lesen, rechts bei der Zeigehand von den fiktiven Göttern "bafum e tervagan" (Bildquelle/Copyright: Bibliothèque Nationale)

Muslime beten ihr Götzenbild an - Miniatur aus einer Handschrift der Kreuzzugsgeschichte des Wilhelm von Tyrus, Detail (Baltimore, Walters Art Gallery, MS 10.137, fol. 1r. Bildquelle/Copyright: Walters Art Gallery. Creative Commons)

Anhaltspunkte zur Beschreibung des "Idols" gab es auch über die eben genannten Texte reichlich in der Bildsprache der Kunst. Episoden des Alten Testaments, wie etwa die Eroberung des Gelobten Landes durch die Israeliten oder der Kampf der Makkabäer, boten den Illustratoren der Handschriften und den Steinmetzen Gelegenheit, das darzustellen, was sie unter ‚Götzendienst' verstanden. Auch in den Psalmen sind heidnische Götzenbilder ‚aus Silber und Gold' erwähnt. Die Künstler setzten die Angaben in kleine, zumeist auf Säulen stehende Figuren um, zum Teil antikisierend und in Gold gefasst, zum Teil mit eindeutig teuflischen Zügen wie Hörnern und Hufen. Aber auch das Neue Testament mit den Apostelbriefen oder das künstlerisch sehr beliebte Kindheitsevangelium des Pseudo-Matthäus, das die Flucht nach Ägypten und die Ereignisse dort (eben auch den ‚Sturz der Götzenbilder') detailliert erzählt, boten Ausgestaltungsmöglichkeiten. Ganz zu schweigen von diversen Heiligenlegenden, in denen der oder die Helden sich bei der Ausbreitung des Glaubens etablierten Götzenkulten entgegenstellen müssen, wie eben auch der Heilige Honorat von Arles! Häresie und Götzenverehrung als Sinnbild für den Abfall vom wahren katholischen Glauben waren auch Teil des überaus beliebten Bildprogramms der "12 Tugenden und 12 Laster", das zum Beispiel an den Portalen der Kathedralen von Amiens, Chartres und Notre-Dame-de-Paris angebracht wurde.

"Sprechendes Haupt", das von antiken Heiden angebetet wird, Meister Enikels Weltchronik, Handschrift um 1420, Universitätsbibliothek Heidelberg, fol. 169r. Link zur Originaldatei

Auch möglich ist, daß diverse Darstellungen aus der Apokalypse-Tradition hier Eingang fanden - diese waren wohl zumindest den gelehrten Verfassern der Anklageartikel und den Inquisitoren vor Ort nicht gänzlich unbekannt. So existiert beispielsweise der ikonographische Topos eines dreiköpfigen Antichrist - natürlich ein Anklang an die Darstellung der göttlichen Trinität.

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
  • Camille, M.: The gothic idol. Ideology and Image-making in Medieval Art, Cambridge University Press 1989.
  • Charpentier, L.: Les mystères Templiers, Paris 1967, 225-238.
  • Comfort, W.: The literary role of the Saracens in the french epic, in: Publications of the modern language Association of America, 55 (1940).
  • Hammer-Purgstall, J. v.: Mysterium Baphometis revelatum, in: Fundgruben des Orients, ed. Rzewusky, W. Tome VI, Wien 1818, oOnline Widerlegung der Argumente durch F. Raynouard im Journal de Savans (1819): Online
  • Heres, G.: Baphomet, das Idol der Tempelritter, in: Dresdner Kunstblätter 21, VI (1977), 182-188.
  • Krüger, A.: Das Baphomet-Idol. Ein Beitrag zur Provenienz der Hauptvorwürfe gegen den Templerorden, in: Historisches Jahrbuch 119 (1999), 120-133.
  • Neugebauer-Wölk, M.: Nicolai-Tiedemann-Herder: Texte und Kontroversen zum hermetischen Denken in der Spätaufklärung, in: Trepp, A.-Ch. u. Lehmann, H. (Hrsg.): Antike Weisheit und kulturelle Praxis: Hermetismus in der Frühen Neuzeit, 2001, S. 397-448.
  • Partner, P.: The murdered magicians. The Templars and their myth, Oxford 1982.

 

Barberà (Komturei, Spanien)

Schon im 11. Jahrhundert stand am Ort eine einfache Burganlage mit Rundturm und Ringmauer. Der Ort gelangte 1132 an die Templer, die ihn in den folgenden Jahrzehnten um- und ausbauten. Errichtet wurde unter anderem ein Rechteckbau, dessen Obergeschoss die Kapelle enthielt, ähnlich wie in Miravet.

Siegel von Barberà: eine Burg zwischen zwei Fischen, erhalten vom Anfang des 14. Jhs. (Quelle: Sigillografia Catalana, S. 473)

 

Barcelona (Komturei, Spanien)

Im Jahr 1134 bezeugt eine Urkunde die Schenkung von "Torres d'en Gallifa" (ein befestigtes Haus mit Türmen) an die Templer. Diese Niederlassung war zunächst von der Komturei in Palau Solità (=Valles) abhängig. Bereits 1150 hatte das Haus in Barcelona an Bedeutung stark zugenommen und erscheint gleichrangig neben der Komturei in Palau Solità, wobei der städtischen Niederlassung andere Aufgaben zufielen als der ländlichen. Unter Komtur Pere Gil, der von 1238-1250 und von 1254-1258 die Amtsgeschäfte in Barcelona führte, wurde die Komturei zu einem bedeutenden Zentrum des Ordens in Spanien, auch für das Transportgeschäft ins Heilige Land. Eine Kirche und das Palais sowie die Ummauerung wurden zu dieser Zeit errichtet. Nach dem Prozess gingen ging die Komturei von Barcelona mit ihren Besitzungen an die Johanniter und 1328 an den Bischof von Vic, bevor sie 1367 wieder in königlicher Hand waren und zur Residenz ausgebaut wurden (=Palacio Real Menor)

Von der Komturei hat nur die der Jungfrau Maria geweihte Kapelle überdauert, die allerdings im 16. Jhd. umgebaut wurde. 2001 wurden Reste von Wandmalereien, vermutlich aus Templerzeit, entdeckt. Pläne und Zeichnungen früherer Jahrhunderte erlauben jedoch eine relativ genaue Rekonstruktion der Bauten.

Heiligenbild in der Templerkapelle (Bildquelle/Copyright: J. Fuguet Sans, Wikimedia, CC BY-SA 4.0)

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
  • Fuguet Sans, Joan: Els templers a Barcelona, in: L'Avenc 133 (1990), S. 6-15.
  • Fuguet Sans, Joan: La casa del palau del Temple de Barcelona, in: Locus Amoenus 7 (2004), S. 99-109.

 

Bari (Komturei, Italien)

Eine Niederlassung der Templer wurde hier vielleicht in Zusammenhang mit der Predigt des Hl. Bernhard für den II. Kreuzzug gestiftet, oder bei der Rückkehr von Kreuzfahrern zwischen 1147 und 1150. Erst aus dem Jahr 1262 stammt jedoch der älteste urkundliche Beleg. Zur Komturei gehörte die Kirche St. Apollinarius. Die Niederlassung befand sich in der Nähe des Kastells. Auch von Bari aus wurden Lebensmittel ins Heilige Land verschifft.

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur

Ricci, Vito: Gli Ordini religiosi-militari e i porti pugliesi, in: Gli Ordini religioso-militari e i porti pugliesi /Military Orders and Apulian harbours Atti del XXXI Convegno di Ricerche Templari, Bologna 12 ottobre 2013, S. 49-106, hier S. 73f.

 

Barletta (Komturei, Italien)

Templerinteressen sind ab 1158 in der Stadt bezeugt, als es zu einem Streit zwischen den Templern und dem Bischof von Canne um die Kirche Santa Maria de Salinis kam. Ende des 12. Jahrhunderts ist ein Ordenshaus belegt, das sich in der Nähe der Kirche San Leonardo außerhalb der Stadtmauern im Borgo San Vitale befand. Die Kirche Santa Maria Magdalena innerhalb der Stadtmauern - seit Guerrieri (1909) den Templern vielfach zugeschrieben - gehörte dem Orden nach neueren Erkenntnissen nicht, sondern den Kanonikern vom "Templum Domini" - ihren Nachbarn in Jerusalem.

Im Laufe des 13. Jahrhunderts entwickelte sich die Niederlassung von Barletta zu einem bedeutenden Zentrum, in dem schließlich der Provinzmeister für Süditalien residierte. Zur Komturei gehörten weitere abhängige Häuser und Güter unter anderem in Bari, Molfetta, Trani, Brindisi, Alberona, Foggia, Sant'Angelo, Lecce, Maruggio, Matera, Melfi, Venosa, Chieti, Penne, Termoli und Vasto. Vom Hafen aus sandte der Orden Schiffe mit Proviant Richtung Orient.

Ordenshaus samt Kirche gingen 1312 in den Besitz der Johanniter über, wobei wie andernorts auch, der Name "Tempel" ("Tempio") für die ehemaligen Templerbesitzungen erhalten blieb. Die Gebäudewurden im Laufe des 16. Jahrhunderts zerstört.

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
  • Cilli, Oronzo: (Hrsg.): I Templari a Barletta. Nuove acquisizioni, Barletta 2002, bes. S. 14ff zur Kirche S. Maria Magdalena u. S. 47ff zu den abhängigen Häusern. (Text online)
  • Fiorella, D. A. R.: LA presenza degli ordini monastico-cavallereschi a Barletta, in: Tra Roma e Gerusalemme nel Medievo (Atti del Congresso Internazionale di Tudi, Ravello 26-29.10.2000), Salerno 2005, S. 420-427.
  • Ricci, Vito: Gli Ordini religiosi-militari e i porti pugliesi, in: Gli Ordini religioso-militari e i porti pugliesi /Military Orders and Apulian harbours Atti del XXXI Convegno di Ricerche Templari, Bologna 12 ottobre 2013, S. 49-106, hier S. 68f.
  • Ricci, Vito: I templari nella Puglia medievale, Edizioni Dal Sud, 2009.

 

 

Barres, Evrard de (M)

Evrard de Barres entstammte dem mittleren französischen Adel, vermutlich aus der Champagne oder Burgund. Er war zunächst Provinzmeister von Frankreich. Vielleicht nahm er an der Kampagne gegen die Mauren in Kastilien teil. Er leitete das große Generalkapitel in Paris von 1147, während dem Papst Eugen III. den Templern das berühmte rote Kreuz für ihr Habit verlieh. In Zusammenarbeit mit dem französischen König Louis VII. und dem Papst bereitete er den II. Kreuzzug vor. Er begleitete die Kreuzzugstruppen 1147/48 auch nach Palästina, und während der Route durch die kleinasiatischen Gebirgszüge bewies er viele Male seine militärische Erfahrung und rettete Männer und Gut, was der französische König anerkennend in einem Brief feststellt. 1149 wurde er zum Ordensmeister gewählt und begleitete im selben Jahr den König Louis VII. zurück nach Frankreich. Anfang des Jahres 1152 war er genötigt, in den Orient zurückzukehren, denn nach der Niederlage der Christen vor Antiochia hatte der Orden schwere Verluste erlitten. Aber sehr bald schon war er wieder in Frankreich, verließ den Orden und zog sich in das Cistercienserkloster Clairvaux zurück. Er starb als Cisterciensermönch im Jahre 1176. Im Cisterciensermenologium wird er als Seliger geführt.

Evrard des Barres - CIsterciensermenologium

Eintrag am 15. 11. für Evrard des Barres, Chrysostomus Henriquez: Menologium Cisterciense. Oder Kurtz begrieffene Lebens-Verfassung Derer Heiligen und Seeligen ... Ordens-Personen des Heil Cistercienser Ordens ... Nach jetzt gebräuchlicher Redens-Art in das Teutsche übersetzet von P. Theobaldo Zelbacher, 1731, S. 221.

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
Bulst-Thiele, M. L.: Sacrae Domus Militiae Templi Hierosolymitani Magistri, Göttingen 1974, S. 41 - 52.

 

Baugy (Komturei, Frankreich)

Baugy befindet sich in der heutigen Gemeinde Planquery, ungefähr 1,5 km südlich von Balleroy. Die Komturei ging aus einer Schenkung hervor, die Roger Bacon, Herr von Molay, 1148 oder 1149 tätigte. Möglicherweise befand sich sogar vorher bereits ein kleines Ordenshaus hier. Das Original der Urkunde von 1148/9 ist verloren, es existiert aber eine Kopie von 1617. Der Komtur von Baugy besaß das Patronatsrecht über die Kirche von Saint-Aubin-de-Saon (westlich von Bayeux), übereignet durch den Bruder Roger Bacons. Weiteren Land- und Einkunftszuwachs erhielt Baugy bis in die erste Hälfte des 13. Jh.s durch Schenkungen der Adelsfamilien der Umgebung. Anfang des 14. Jahrhunderts wurden etwa 95 Hektar unter der Verwaltung von Baugy bewirtschaftet. Das Inventar von 1307 zählt 26 Pferde auf, 30 Rinder, 280 Schafe und 108 Schweine. Auch eine Wassermühle gehörte zur Niederlassung.

Zum Zeitpunkt der Verhaftung der Ordensbrüder in Frankreich wohnten in Baugy außer dem Komtur nur zwei weitere Brüder. Natürlich gehörten noch Lohnarbeiter und weiteres Nicht-Ordenspersonal hinzu.

Von der Niederlassung in Baugy ist heute die im 13. Jh. entstandene Kapelle zu sehen, sowie die Grundmauern des Haupthauses (bereits Ende des 14. Jh.s beklagt eine Bestandsaufnahme der Johanniter den ruinösen Zustand der Komturei infolge von Kriegsschäden!). Am Tympanon der Kapelle ist noch das Lamm Gottes zu erkennen. Zu Baugy gehörten außerdem zwei Häuser in Bayeux, von denen im 18. Jahrhundert noch Reste (Engelsköpfe, Kapitelle und eine Christusfigur) entdeckt wurden.

Komture:

um 1307 Aubin Langlois, Servient

Grundriss der Kapelle von Baugy (Photo: Miguet, Templiers et Hospitaliers, S. 163)

Photo: Lascaux, Les Templiers en Normandie, S. 24.

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
  • Lascaux, M.: Les Templiers en Normandie, Rennes 1983.
  • Miguet, Michel: Templiers et Hospitaliers en Normandie, Paris 1995, S. 156-169 (inklusive Entwicklung unter den Johannitern; Photos und Pläne)

 

Beauceant (Baucent / Beauseant)

Der Name bezeichnete die Standarte des Ordens und bedeutet zweifarbig, denn sie war schwarz und weiß geteilt. Das genaue Aussehen ist unterschiedlich überliefert. In der Cronica Maiora des Matthieu Paris hat die Standarte eine schwarze obere Hälfte, auf dem Fresko der Templerkirche San Bevignate ist die obere Hälfte weiß und mit einem Kreuz geschmückt. Möglicherweise existierten verschiedene Banner. Der Chronist Jacques de Vitry behauptete, das Beauceant sei weiß, weil die "Templer gut zu den Christen" und schwarz, weil sie "schrecklich für die Feinde (der Christen)" seien.

Waren die Templer in Gefechts- oder Marschformation, wurden mehrere Standarten mitgeführt, wobei die erste sich - entfaltet - zuvorderst beim Meister oder Marschall befand. Eine zweite befand sich um die Lanze gelegt beim Gonfalonier, sowie eine weitere beim Kommandanten der Turkopolen. Fiel die Hauptstandarte, durften die Ersatzbanner entrollt werden. Im Kampf war die Standarte das Feld- und Sammelzeichen, das eigens von einer Gruppe Ritter verteidigt wurde und den Standort der eigenen Kämpfer anzeigte. Die Regel verbietet ausdrücklich, dass ein Standartenträger die an einer Lanze befestigte Standarte senkt um anzugreifen - denn diese Aktion hätte für Ordensbrüder in größerer Entfernung so ausgesehen, als sei die Standarte vom Feind erbeutet worden, was Unruhe in die gesamte Schlachtordnung und Disziplin gebracht hätte. Dass in der Hitze der Aktion dennoch einige Standartenträger diese als Waffe nutzten, ist in den daraufhin gegen sie ausgesprochenen Strafen überliefert.

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
Hill, Paul: The Knights Templar at War. 1120-1314, Barnsley 2017, S.174-177.

 

Beichte

Die Templer waren durch die Regel verpflichtet, nur den Ordenskaplänen zu beichten, es sei denn, es stand keiner zur Verfügung (§ 354). Während des Prozesses wurde hieraus einer der Anklageartikel geformt. Aber man findet diese Restriktion auch in den Regeln anderer Orden: der Franziskaner, der Cistercienser und der Deutschordensritter. Es sind aus den Prozessakten viele Fälle bekannt, in denen die Templer bei anderen Priestern, bei Franziskanern, Dominikanern, Karmelitern die Beichte ablegten, da gar nicht in jedem Ordenshaus ein Kaplan anwesend war.

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
  • Boehmer, N.: Analekten zur Geschichte des Franciscus von Assisi, 1930, „Regula non bullata”.
  • Curzon, H. de: La règle du Temple, Paris 1977. Nomasticon Cisterciense, ed. Séjalon, Solesmes 1892, 389 u. 417.
  • Schenk, Jochen: Aspects and problems of the Templars' religious presence in medieval Europe from the 12th to the early 14th century, in: Traditio 71 (2016), S. 273-302.
  • Perlbach, M.: Die Statuten des Deutschen Ordens, Halle 1890, 63.

 

Beaujeu, Guillaume de (M)

Er stammte aus dem Forez oder Burgund und taucht im Jahre 1271 erstmalig als Komtur von Tripolis in Palästina in den Quellen auf. 1273 war er Provinzmeister von Apulien, eine Funktion, die er bis zu seiner Wahl zum Ordensmeister am 13. Mai 1273 innehatte.Der Hauptsitz der Templer im Heiligen Land befand sich damals bereits nicht mehr in Jerusalem, sondern in Akkon und die gesamte Lage der lateinischen Christen in der Region war mehr als prekär. Aus diesem Grunde nahm Guillaume de Beaujeu auch am 1274 einberufenen Konzil von Lyon teil, auf dem ein erneuter Kreuzzug beschlossen und die Wiedervereinigung mit der getrennten Ostkirche in Angriff genommen wurde. Allerdings zeigten die in eigene Machtkämpfe verstrickten europäischen Fürsten letztlich wenig Interesse an den Belangen des Heiligen Landes.
Trotz aller Anstrengungen auch diplomatischer Art, wie Gesandtschaften zu den Tartaren und diversen Verträgen mit muslimischen Fürsten, die sowohl Meister Guillaume de Beaujeu als auch der Großmeister der Johanniter aushandelten, neigte sich das Schicksal der letzten Reste der Kreuzfahrerstaaten dem Ende zu. Die Verträge wurden nicht respektiert, und zwischen 1282 und 1287 gelang es dem Sultan von Ägypten, mehrere Festungen zu erobern und schließlich auch die alte Stadt Tripolis.
Die letzte Bastion der lateinischen Christen im Heiligen Land wurde die Küstenstadt Akkon, deren Belagerung am 5. April 1291 beginnt.
Bei einem der letzten Gefechte in Akkon wurde Guillaume de Beaujeu tödlich verwundet, was den endgültigen Zusammenbruch der städtischen Verteidigung bedeutete.

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
Verträge mit den Muslimen: Gabrieli, Francesco: Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht, Augsburg 1999, S. 385 - 406.

 

Belleville (Komturei, Frankreich)

Belleville gehört heute zur Gemeinde Prunay-Belleville in der Champagne. Die Templer sind hier seit 1209 bezeugt; sie erwarben die Kirche und die Herrschaftsrechte von den Heilig-Grab-Kanonikern. Einen weiteren Landzuwachs erhielt die Niederlassung im Jahr 1226, als Garnier de Trainel den Ordensbrüdern seinen Anteil an den Herrschaftsrechten und Land in Belleville übereignet. Belleville wurde später der Komturei von Coulours angegliedert.

Heute noch zu besichtigen ist die der Hl. Maria Magdalena geweihte Kirche, die frühere Kapelle der Komturei.

Kirche von Belleville (Bildquelle: Leroy, Hugues de Payns)

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
Leroy, Thierry: Hugues de Payns, chevalier Champenois, Fondateur de l'Ordre des Templiers, Troyes 2001.

 

Berardi, Thomas (M)

Er war vermutlich englischer oder italienischer Herkunft. Freund des englischen Königs Heinrich III. und dessen Sohn Edward I., rettete er ihm sogar während dessen Heilig-Land-Aufenthalt das Leben. Thomas Berardi wurde 1256 zum Ordensmeister gewählt. Während des Krieges von Genua mit Venedig war er und mit ihm der Orden auf venezianischer Seite. In einigen Briefen, die er 1260 in den Okzident sandte, fordert Meister Berardi Hilfe gegen die Angriffe der Mongolen, die die letzten noch verbleibenden festen Plätze des Königreichs Jerusalem bedrohten. Die finanzielle Lage des Ordens sei prekär, schreibt der Meister an den Schatzmeister des Londoner Temple, Amadeus Morestello, im Jahr 1260, da die Verteidigung des Rest-Königreiches Jerusalem im Wesentlichen auf den Schultern der Templer läge. Allein die Ausgaben für die Befestigungsanlagen hätten sich vervierfacht, da auch kaum mehr Arbeiter zu finden seien. Der englische König möge schnellstens 10.000 Silbermark senden.Unter seiner Herrschaft wuchs die militärische und politische Bedeutung des Ordens, aber trotz allem verloren die Templer beinahe alle ihre Besitzungen im Orient. Ohne Unterlaß mühte sich Thomas Berardi um den Frieden unter den Christen des Heiligen Landes. Vielleicht war er es auch, der Marco Polo von Jerusalem nach Armenien begleitete. Berardi starb 1273.

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur

  • Annales Monasterii de Burton, in: Luard, H. R. (Hrsg.): Annales Monastici Bd. 1, London 1864, S. 491ff. (ein Brief des Meisters)
  • Hill, Paul: The Knights Templar at War. 1120-1314, Barnsley 2017, S. 110ff.

 

Bergamo (Komturei, Italien)

Die ältesten Nachrichten über eine Niederlassung der Templer in Bergamo datieren aus den 1160er Jahren und beinhalten Waffenschenkungen zugunsten des Ordenshauses. 1268 taucht in einer Urkunde erstmalig ein Komtur auf, die Niederlassung hatte diesen Rang aber wohl schon länger.

Die Komturei befand sich außerhalb der Stadtmauern im Dorf Mugazzone. Die Kirche, erstmalig erwähnt 1201, war der Hl. Maria geweiht. Erst im 16. Jh. ist die Niederlassung als Johanniterbesitz wieder dokumentiert. Die Kirche wurde in der 1. Hälfte des 20. Jh.s zerstört.

Komture:

~1268-1278 Guglielmo di Caselle, gleichzeitig Prokurator des Provinzmeisters

 

Quellen dieses Artikels und weiterführende Literatur
Bellomo, Elena: The Templar Order in North-West Italy, 2007, S. 240ff.

 

Bergheim (Komturei, Frankreich)

Bergheim ist heute eine Ortschaft im französischen Département Haut-Rhin, an der elsässischen Weinstraße. Im Jahre 1283 gelangte das Dorf in den Besitz der Familie Rappoltstein (Ribeaupierre), welche es 1313 zur Stadt erhoben. Zu dieser Zeit wurde auch die Befestigung erbaut. Das Bestehen einer Templerkomturei in Bergheim geht aus einem Urkundenbuch der Stadt Basel und einem weiteren der Pfarrei Bergheim hervor.
Ersteres benennt für das Jahr 1220 einen Dietrich als Komtur des Templerhauses zu Bergheim (Urkundenbuch der Stadt Basel). Im Urkundenbuch der Pfarrei Bergheim findet man ein Schriftstück vom 15. Oktober 1257, in welchem Papst Alexander IV. allen Besuchern der Templerkirche zu Bergheim am Fest Maria Himmelfahrt sowie am Kirchweihtag unter den gewöhnlichen Bedingungen einen Ablass von 40 Tagen gewährt (Hans, Urkundebuch der Pfarrei Bergheim Seite 3). Im gleichen Urkundenbuch ist die Templerkirche von Bergheim noch öfters genannt, so unter den Daten 30.03.1300, wo ein Gerard an dem Mühlenhofe; 30.06.1300, wo ein Peter Brugger; 16.10.1300, wo der Schultheiß Rudolf und 13.12.1300, wo ein Ritter Karlo ein Vermächtnis an die Kirche bestätigt.

Nach Aufhebung des Ordens ging die Niederlassung von Bergheim an den Johanniterorden. Der Name "Tempelhof" blieb jedoch bestehen. Im 16. Jahrhundert wurden an den Gebäuden größere Umbauten vorgenommen, die Kapelle im Laufe des 19. Jahrhunderts zerstört, nachdem 1789 die Komturei in private Hände gelangt war. Elemente des Bauensembles wurden in Häusern der Stadt verbaut. Erhalten blieb das Haupthaus aus dem 16. Jahrhundert, wie in Fliesen und Mauerwerk angebrachte Datumsstempel zeigen.

Artikel von F. Sengstock, bearb. v. A. Napp
    
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
  • Hans; Eugen Urkundenbuch der Pfarrei Bergheim - Quellenschriften der elsässischen Kirchengeschichte - Straßburg 1894.
  • Schüpferling, M.: Der Tempelherren- Orden in Deutschland, Bamberg 1915.
  • Wackernagel, R., Thommen, R. (Hrsg.): Urkundenbuch der Stadt Basel Band I., Basel 1890.
  • Französisches Denkmalinventar
  • Bilder des Anwesens

 

Bernard de Tremelay

Siehe Tremelay, Bernard de

 

Bettelorden

Die Beziehungen zwischen den Templern und den sogenannten Bettelorden, insbesondere den Franziskanern und Dominikanern, waren nicht immer so schlecht wie es die Ereignisse während des Prozesses glauben machen könnten. Auf einem Generalkapitel der Dominikaner im Jahre 1242 nannte man die Templer noch "unsere besonderen Freunde". 1248 trat ein französischer Franziskaner mit päpstlichem Dispens zu den Templern über. Der Bischof von Tripolis -- der Dominikaner Paul di Segni -- , war gegen 1270 einer der Donaten des Templerordens. Der Provinzialvikar der Franziskaner im Heiligen Land von 1266-1291, Fidenzo di Padua, unterhielt freundschaftliche und enge Beziehungen zu den Templern und lobte die Verteidiger von Safed als Märtyrer. John Peckham, Franziskaner und Erzbischof von Canterbury von 1278-1293 war ebenfalls ein Freund und Bewunderer der Templer und reihte sie unter die Heiligsten Ordensleute der Welt ein. Papst Benedikt XI. war Dominikaner und hatte wie viele seiner Vorgänger, Templer als Kammerherrn. (s. Rom)

Quellen des Artikels und weiterführende Literatur
Registre d'Innocent IV, I, 3631.

 

Bischöfe

für Templer-Bischöfe s. unter Kaplan

 

Blanchefort, Bertrand de (M)

Er stammte wahrscheinlich aus Südfrankreich. Die Ämter, die er im Orden vor seiner Wahl zum Meister 1156 innehatte, sind nicht bekannt. Im selben Jahr seiner Wahl nahmen ihn die Sarazenen gemeinsam mit 87 anderen Ordensbrüdern gefangen, als er versuchte, König Baudoin III. von Jerusalem zu Hilfe zu kommen. In Anerkennung für diese Hilfe schenkte der König später dem Orden die Burg Safed. Bertrand 1159 wurde im Austausch gegen einen moslemischen Offizier freigelassen. In den folgenden Jahren stand er im Kampf gegen Nur-ad-Din. 1168 stimmte er gegen den von König Amaury von Jerusalem geplanten Angriff auf Ägypten, möglicherweise, weil es ein Templer gewesen war, der den alten Vertrag mit Schawar von Ägypten ausgehandelt hatte, möglicherweise aber auch aus Zorn gegen den Ordensmeister der Johanniter, der für den Angriff votierte. Bertrand de Blanchefort starb 1168. Fünf Briefe dieses Meisters an den französischen König Louis VII. sind erhalten. In ihnen beklagt er die Situation der Christen im Heiligen Land und bittet um Unterstützung.

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
  • Duchesne: Recueil des lettres et hist. des écrivains francais, Bd. IV, 512, 692, 692, 697, 699, 702.
  • Bulst-Thiele, M. L.: Sacrae Domus Militiae Templi Hierosolymitani Magistri, Göttingen 1974, S. 62-74.

 

Böhmen

Das alte Fürstentum Böhmen war seit 1085 Königreich, seit dem 14. Jh. bis 1526 gehörte es als Kurfürstentum zum Heiligen Römischen Reich.

s. Tschechische Republik

 

Boccaccio, Giovanni (Schriftsteller)

Der Florentiner Schriftsteller Giovanni Boccaccio widmete dem letzten Ordensmeister der Templer und den Geschehnissen des Prozesses ein Kapitel in seinen zwischen 1363 und 1364 verfassten De casibus virorum illustrium libri novem. Am Beispiel berühmter Männer aus der biblischen, römischen und zeitgenössischen Geschichte stellt der Verfasser die Wandelbarkeit des menschlichen Schicksals dar, ausgedrückt durch das sich immer drehende Rad der Fortuna, dass die eben noch Reichen und Mächtigen zu armseligen Bettlern macht.

Nach einem kurzen Bericht über die Anfänge des Templerordens als eine "Blüte an Heiligkeit" rügt Boccaccio alsbald, dass die Templer durch die zahlreichen Privilegien und ihnen zufließenden Reichtümer sich schlechte Gewohnheiten zulegten und in ihrem Gehabe immer mehr herrschenden Majestäten anglichen. Und "es könne kein Zweifel bestehen, dass je größer die Machtfülle ist, desto geringer die Heiligkeit". So habe schließlich auch Jacques de Molay, ein zweitgeborener Sohn aus burgundischem Adel, als Ordensmeister einen solchen Pomp entfaltet habe, dass er damit König Philipp IV. zu solcher Gier reizte, gegen ihn und den gesamten Orden vorzugehen. Boccaccio berichtet von der Gefangennahme der Templer im französischen Königreich an einem Tag unter Duldung Papst Clemens V., den Einzug ihrer Schätze, "Städte" und beweglichen Güter bis hin zum Essgeschirr. Ohne zeitliche Untergliederung fährt er dann mit einem Bericht einer Gruppe in Paris verbrannter Templer fort, die er als Tugendbeispiel adliger Abstammung und Seelenstärke zeigt. Weder Schmeicheleien noch Drohungen hätten vermocht, dass die die Wahrheit verrieten und die Beschuldigungen gegen den Orden anerkannten, was den König schließlich so zu Zorn reizte, dass er befahl, sie der Folter zu unterwerfen. Als auch dies fruchtlos blieb, habe Philipp befohlen, sie auf den Scheiterhaufen zu führen. Doch selbst "im Angesicht des Feuers und des Henkers" konnte sie keiner der anwesenden Freunde dazu bringen, ein falsches Geständnis abzulegen. Während das Feuer sie verzehrte, beteuerten sie, "wahre Christen zu sein und dass ihr Orden allerheiligst ist und war". Doch so groß Boccaccio auch das Beispiel ihres Todes und ihren Ruhm schätzt, erkennt er doch, dass sie "durch ihren Tod das gewährten, was der König in seiner unersättlichen Gier erstrebte" - nämlich die Reichtümer des Ordens nach dessen Vernichtung zu erlangen.

Templer

Templer werden vor König Philipp verbrannt. Das Geschehen ist hier in das Innere eines Palastes verlegt worden und die Gefangenen sind an Säulen statt Holzpfähle gebunden. Die Ikonographie des Bildes erinnert an Darstellungen der "Geißelung Christi". Des Cas des nobles hommes et femmes de Jehan Bocace, übers. durch Laurens de Premierfait, 15. Jhd. Paris, Bibliothèque Nationale, MS fr. 234, fol. 195r. (Bildquelle/Copyright: BNF, gallica.bnf.fr.)

Erst dann kommt Boccaccio wieder auf Jacques de Molay zu sprechen, berichtet von seinem Geständnis einer der Vorwürfe in Lyon vor dem Papst "infolge Zermürbung durch langen Kerker". Bei der Endgültigen Urteilsverlesung in Paris allerdings, die ihm die Freiheit und dem Orden Verdammung eingebracht hätte, habe er gemeinsam mit einem seiner Gefährten, der "der Bruder des Dauphins von Vienne" gewesen sei, widerrufen. Allein durch die Einflüsterungen des Papstes und des Königs sei er verleitet worden, einen so berühmten und heiligen Orden, der sich so bewährt habe, mit abscheulichen Lügen zu beflecken. Daraufhin ließ König Philipp Molay und den anderen Ordensbruder verbrennen - ein Ereignis, bei dem Boccaccios Vater offenbar Augenzeuge war.

Templer auf dem Scheiterhaufen

Hinrichtung Jacques de Molays und eines weiteren Templers, Des Cas des nobles hommes et femmes de Jehan Bocace, übers. durch Laurens de Premierfait, Bibliothèque Nationale, MS fr. 229, fol. 383r. (Bildquelle/Copyright: BNF, gallica.bnf.fr)

In einem weiteren Kapitel kommt Boccaccio nochmals auf die Tapferkeit der 56 verbrannten Templer zu sprechen, bei denen es sich wohl um die 1310 durch Erzbischof Philipp de Marigny verurteilten Zeugen der Verteidigung handelte. Sie werden in ihrer Geduld und Tapferkeit mit Hiob, den heiligen Stephanus und Laurentius, aber auch antiken Helden wie Anaxarchos und Mucius Scaevola verglichen, ihre Standhaftigkeit jedoch höher eingeschätzt, da sie als Gruppe zusammen halten mussten und gleichzeitig ihre flehenden Freunde vor Augen hatten.

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
  • Giovanni Boccaccio: Die neun Bücher vom Glück und vom Unglück berühmter Männer und Frauen, hrsg., übers. u. erläutert von Werner Pleister, München 1965. (Münchner Boccaccio-Handschrift)
  • Ioannis Bocatij de Certaldo: De casibus virorum illustrium libri novem, hrsg. Philippus Ulhardus, Augsburg 1544, Kapitel 22-24. (mit Kommentaren des 16. Jhs. zu Ordensentstehung und den Anklagepunkten)

 

Bode, Johann Joachim Christoph

Der Musiker, Verleger, Gelehrter und Verschwörungstheoretiker stellte 1780 die Templerische Hochgradmaurerei des schottischen Ritus als Erfindung der römischen Kirche, vor allem der Jesuiten, dar, die mit ihr angeblich eine Waffe zur Bekämpfung des Protestantismus in England und schließlich auch auf dem Kontinent schaffen wollten. Bode folgte mit seiner sogenannten "Jesuitenriecherei", die "kryptokatholische Agenten" überall an der Arbeit gegen Aufklärung und Protestantismus sah, einer regelrechten Mode des ausgehenden 18. Jhs. Auch der - 1773 aufgehobene - Jesuitenorden kommuniziere mit geheimen Schriften und Symbolen, so Bode, und existiere im Geheimen weiter. 1786 reihte der sächsische Beamte Ernst August Anton von Göchhausen in seiner Enthüllung des Systems der Weltbürger-Republik Karl Gotthelf von Hund, Gründer der Strikten Observanz, in eine Reihe vorgebliche und tatsächliche Gruppen und Geheimgesellschaften unter der Steuerung der Jesuiten ein.

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
  • Klausnitzer, Ralf: Poesie und Konspiration. Beziehungssinn und Zeichenökonomie von Verschwörungsszenarien in Publizistik, Literatur und Wissenschaft, 1750-1850, Berlin-New York 2007.

 

Bologna (Komturei, Italien)

Vielleicht wurde die Niederlassung in Bologna kurz nach dem Konzil von Pisa 1135 gegründet, auf dem Bernhard von Clairvaux sich für die Templer eingesetzt hatte. Die älteste erhaltene Urkunde, die einen Komtur von Bologna nennt, stammt jedoch erst aus dem Jahr 1213. Das Ordenshaus stand unter dem Titel der Hl. Maria Magdalena, einer beliebten Heiligen zur Zeit der Kreuzzüge. Es befand sich ursprünglich außerhalb der Mauern, im Bereich der heutigen Straßen Strada Maggiore, Via Torleone und Vicolo Malgrado. Ein Grundbuch aus dem 18. Jahrhundert aus der Feder der Johanniter geben einen Eindruck vom damaligen Zustand der Gebäude, die einem befestigten Gutshaus mit Rittersaal und Kapelle ähnelten. Die Kapelle war einschiffig und hatte eine quadratische Apsis. Der zugehörige Campanile von 25 Metern Höhe wurde 1455 versetzt.

Im August 1308 wurden die Templer des Ordenshauses (der Komtur Pietro de Monte Acuto und vier Brüder) durch den Vikar des Inquisitors von Bologna festgesetzt. Das im Anschluss an die Aktion redigierte Inventar befindet sich im erzbischöflichen Archiv in Ravenna (Signatur AARa 12575). Die Ordensbrüder wurden vor der Provinzialkommission in Ravenna verhört, wo sie durch Erzbischof Rinaldo da Concorezzo letztlich freigesprochen wurden - was Papst Clemens V. dazu veranlasste, der Kommission Nachlässigkeit vorzuwerfen. Nach dem Prozess kam die Komturei an die Johanniter. Der letzte Komtur, Pietro de Monte Acuto, wird 1313 als Kammerherr des Erzbischofs Rinaldo da Concorezzo vermerkt.

Der Campanile wurde 1825 abgerissen; die Kirche des Ordenshauses fiel dem II. Weltkrieg zum Opfer. Dabei wurde auch die Grabplatte von Pietro di Bologna zerstört, dem berühmten Verteidiger und Prokurator während des Prozesses. Er zeigte eine Figur in Priestergewand mit Messkelch, ohne irgendwelche Ordensinsignien. Von den übrigen Gebäuden sind Teile des Rittersaales mit seiner originalen Holzdecke erhalten. Im November und Dezember 2015 wurden archäologische Grabungen im Areal durchgeführt.

Komture (nach Bagni):

Alberto Canoli ~ 1274

Giovanni ~1280 / 1300

Pietro de Monte Acuto (Pietro Roda ?) ~1308

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
  • Bagni, Giampiero: Lo scavo archeologico di Santa Maria del Tempio a Bologna: primi risultati, in: Atti del XXXIV Convegno di Ricerche Templari, Nizza 2016 (2017), S. 27-52 (zahlreiche Abbildungen). Online
  • Bagni, Giampiero: I Templari a Bologna e frate Pietro, il difensore dell'Ordine: nuove fonti, in: Atti del XXXII Convegno di Ricerche Templari, Perugia 2014 (2015), S. 37-48.
  • Bagni, Giampiero: I Templari bolognesi e la Magione di Santa Maria del Tempio, in: Atti e memorie della deputazione di Storia patria per le Provincie di Romagna, 2008.
  • Oretti, Marcello: Sepolcri nelle chiese di Bologna e loro iscrizioni, Handschrift aus der 2. H. des 18. Jhs., Biblioteca Comunale dell Archiginnario di Bologna MS B.14 (Zeichnung des Grabmals Pietro di Bolognas)

 

Bonvicino von Perugia (Templer)

Bonvicino wirkte in der zweiten Hälfte des 13. Jh.s in Umbrien. Er stammte aus Perugia selbst oder aus Assissi, aus einer Familie mit Grundbesitz in San Giustino d'Arna. Er war Kammerherr der Päpste Gregor IX. und Innozenz IV. und in dieser Eigenschaft mit schwierigen diplomatischen Missionen betraut, wie zum Beispiel der Vermittlung zwischen Manfred von Sizilien und dem Papst. Überdies hatte Bonvicino das Amt eines Komturs des Hauses San Bevignate von Perugia inne. In zahlreichen Fällen setzte er sich für die Stadt ein, so zum Beispiel beim Versuch, die Kanonisation des Lokalheiligen Bevignatus zu erlangen, oder 1260 als Vermittler zwischen Papst Alexander IV. und der Stadtregierung. Eine Tätigkeit auf Sardinien wird zwar vermutet (Pirodda, 2008) ist aber nicht mit urkundlichen Materialien zu belegen.

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
  • Casagrande, G.: San Bevignate: una chiesa per la città, in: Milites Templi, Perugia 2008, S. 191-205, hier S. 195.
  • Tommasi, F.: L'Ordine dei Templari a Perugia, in: Bollettino della Deputazione di Storia Patria per l'Umbria 78 (1981), S. 6ff.

 

Bonlieu (Komturei, Frankreich)

Bonlieu liegt im heutigen Naturpark Forêt d'Orient (früher Forêt de Der) in der Champagne. Die Templer sind hier seit 1220 urkundlich belegt. Unter denen, die die Niederlassung mit ihren Gütern beschenkten, befand sich auch André de Rosson, der selbst in den Orden eintrat. Bonlieu besaß Land in Rossing und Aillefol sowie einen großen Teil des Waldgebietes, seit 1230 den Hof und die Ziegelei von Maurepaire, einen Landwirtschaftshof in Loge Bazin seit 1288 und in Loge Lionne ab 1294.

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
Leroy, Thierry: Hugues de Payns, chevalier Champenois, Fondateur de l'Ordre des Templiers, Troyes 2001.

 

Bourgoult (Komturei, Frankreich)

Diese Niederlassung im Vexin wurde mit dem Grundstock einer Schenkung Robert Crespins, Sohn des Barons von Etrepagny, um 1220 gegründet. Eine weitere große Landschenkung erfolgte 1222 durch Amaury de Verclives, sowie Waldgebiet 1225 und 1226. Zunächst unterstand Bourgoult der Komturei von Renneville, wurde Ende des 13. Jahrhunderts jedoch unabhängig. Die Landwirtschaft von Bourgoult entstand größtenteils auf neu gerodeten Gebieten. Drei Dependancen gehörten zu dieser Niederlassung: in Mesnil-sous-Verclives, Boisemont und Cahaignes.

Architektonische Überreste dieser Niederlassung sind nicht mehr vorhanden; die heutigen eindrucksvollen Fachwerkgebäude einschließlich der Kapelle wurden im 18. Jh. von den Johannitern errichtet.

(Bildquelle: Katalog: Les Templiers. De Jérusalem aux commanderies de Champagne, 2012)

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
  • Guéry, C.: La Commanderie de Bourgoult, Evreux 1903.
  • Lascaux, M.: Les Templiers en Normandie, Rennes 1983.
  • Miguet, M.: Templiers et Hospitaliers en Normandie, Paris 1995, S. 355-369 (mit Entwicklung unter den Johannitern, Plänen und Photos).

 

 

Braunschweig (Komturei, Deutschland)

Braunschweig (niedersächsisch: Brunswiek) ist eine Großstadt in Deutschland und befindet sich im Südosten des Bundeslandes Niedersachsen. Die Ursprünge von Braunschweig gehen bis in das frühe 9. Jahrhundert zurück. Insbesondere durch Heinrich den Löwen entwickelte sich die Stadt schnell zu einer mächtigen und einflussreichen Handelsmetropole, die ab Mitte des 13. Jahrhunderts der Hanse angehörte.

Möglicherweise ging die Komturei Braunschweig um 1180 aus den Schenkungen, welche Heinrich der Löwe nach seiner Rückkehr aus dem Heiligen Land 1172 getätigt hat, hervor. Die Niederlassung in Braunschweig besaß zumindest noch einen Hof im Hagener Bohlweg, der in einigen Quellen ebenfalls auf eine Schenkung Heinrichs des Löwen zurückgeführt wird. Nachweislich ist, dass die Stadtentwicklung von Braunschweig im 12. Jahrhundert maßgeblich durch Heinrich den Löwen gefördert wurde. Wenn der Templerorden seinen Besitz nach Heinrichs Rückkehr aus Palästina erhalten hat, so handelt es sich um das Jahr 1173. Die unter den Templern am Bohlweg erbaute "Matthäuskapelle" wird 1289 erstmals erwähnt. In diesem Jahr wurde dem "preceptor" und den "fratres ordinis milicie templi" ein Ablass für die Katharinenkirche und für die auf dem Grundstück befindliche St. Matthäus- Kapelle gewährt. (Urkunde der Katharinenkirche Nr. 4: Capelle St. Matthaei sacrae domus militiae templi de Bruneswich - Urkunde bei Rehtmeier, Kirchenhistorie II, Seite 202). Alle in dieser Kirche geopferten Gaben gingen an die Templer.

Bis 1312 wohnten etwa 10 Templer unter einem Komtur auf dem Templer- Hof und versahen den Gottesdienst. Nach der Auflösung des Templerordens sollte der Hof mit der Kirche dem Johanniterorden übereignet werden. Aber Herzog Otto, ein Sohn Albrecht des Großen, ein ehemaliger Templer, behauptete sich im Besitz des Anwesens (Originalaufzeichnung im Ordinarius ( 15.Jahrhundert ) Stadtarchiv Braunschweig G II 17 Nr. 1 fol., Abschrift ( 18. Jahrhundert ): StA Wolfenbüttel VII D Hs 17 p. 48 f (B). Unmittelbar vor diesem Eintrag weist der "Ordinarius ecclesie sancti Mathei" auf die Aufhebung des Templerordens durch Papst Clemens V. im Jahr 1312 sowie auf seine Bulle hin, in der der Besitz des Ordens den Johannitern übertragen wurde. Von daher stellt sich die Frage, auf welchen Zeitraum die folgend geschilderten Ereignisse, die sachlich zusammengehören, zu datieren sind: In chronologischer Reihenfolge ist nachzulesen, dass Herzog Magnus der Fromme und sein Bruder Otto, Mitglied des Templerordens, die Süppling- burg und den Hof der Templer in Braunschweig einnehmen. Beide einigen sich anschließend mit den Johannitern dahingehend, dass Herzog Otto zeitlebens den Tempelhof erhält, sowie gewisse Einkünfte aus der Burg. Herzog Magnus überlässt den Johannitern die Besitzrechte an Hof und Burg und alle sonstigen Besitztümer und Rechte, die den Templern in seinem Fürstentum zustanden. Die Johanniter zahlen im Gegenzug um die 400 bis 500 Mark Silber Braunschweiger Währung. In welchem genauen Zeitraum, die sachlich auf jeden Fall zusammengehör- igen Geschehnisse, jedoch zu datieren sind kann anhand des bisher vor- liegenden Urkundenbestandes nicht geklärt werden. Versucht man dennoch ein wenig "Ordnung" in die Ereignisse zu bringen, so muss man sich wohl an folgende Sachverhalte aus dem Urkundenbuch der Stadt Braunschweig halten: Erst nach dem Tod Ottos des Milden im Jahr 1344 teilten Herzog Magnus I. und sein Bruder Ernst ihr Erbe am 17.04.1345 auf, wobei Magnus das Fürsten- tum Braunschweig erhielt. Erst danach konnte er ohne Zustimmung seines Bruders selbstständig urkunden. Demnach würde das Jahr 1345 für die Inbesitznahme des Schlosses durch den Herzog bzw. die Vereinbarung zwischen ihm, Herzog Otto und den Johannitern in Frage kommen. Allerdings erscheint dies doch relativ unwahrscheinlich, da die Aufhebung des Templerordens und die päpstliche Besitzübertragung auf die Johanniter bereits mehr als 30 Jahre zuvor erfolgt war. Es ist wohl eher anzunehmen, dass eine derartige Vereinbarung wahr- scheinlich viel früher getroffen wurde, etwa unter Herzog Albrecht dem Feisten (gest. 1318 ) oder dessen Nachfolger Herzog Otto dem Milden (gest. 1344 ). Auf Herzog Albrecht weist zudem das "cum fratre suo Ottone" hin, denn der Templer Otto von Braunschweig war nicht der Bruder von Magnus I., sondern sein Onkel. Sein Bruder war Herzog Albrecht. Daher besteht die Möglichkeit, dass der Verfasser des Ordinarius zu Beginn im 15. Jahrhundert einer fehlerhaften Tradition folgte.Die Inbesitznahme von Schloss und Hof durch die Welfen und die Vereinbarung über die Versorgung Herzogs Ottos könnte dann schon auf das Jahr 1312 oder wenig später datieren werden. Folgende Tatsache würde diese These untermauern: Seit dem Jahr 1312 wurde in der alten Templerkirche kein Gottesdienst mehr abgehalten. Erst 1359 erfolgte die Wiederaufnahme des Kultes durch die Johanniter (Ordinarius 8. St. Matthaei, bei Gebhardi, S. 66f) und 67). Belegbar ist weiterhin, dass erst nach dem Tod von Herzog Otto Herzog Magnus am 28.12.1357 den Templerbesitz in Braunschweig an den Johanniterorden überweist (Stadtarchiv Braunschweig G II 17 Nr. 2 - Abschrift 15. Jahrhundert oder Stadtarchiv Wolfenbüttel II Hs 1 fol. 65 - 66, sowie Urkundenbuch der Stadt Braunschweig S. 385).

Die Komturei befand sich vor den Toren des mittelalterlichen Braunschweigs, direkt neben dem Hof des Ordens der Deutschritter und dem der Cisterzienser. Der gesamte Gebäudekomplex, zu dem auch die noch erhaltene Kapelle der Templerkomturei gehörte, wurde (nach den Kutten der Cisterzienser ?) als "Grauer Hof" bezeichnet. 1830 wurde der "Graue Hof" bei einem Aufruhr Opfer einer Brandstiftung. Der Wiederaufbau erfolgte bereits 1860, jedoch brannte auch dieser nieder. Eine erneute Rekonstruktion wurde im II. Weltkrieg beschädigt, und 1960 wurde der gesamte Komplex abgerissen. Die Matthäuskapelle wurde von den Johannitern 1367 an die Kalandsbruderschaft verkauft. Letztere nutzte die Räumlichkeiten als Versammlungsort. Um das Jahr 1800 wurde die Matthäuskapelle noch zweckentfremdet als Archiv genutzt und 1830 abgebrochen.

Artikel von F. Sengstock
    
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
  • Camerer, L. (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon; herausgegeben im Auftrag der Stadt Braunschweig, 1992.
  • Dr. Dürre, Oberlehrer am Obergymnasium zu Braunschweig: Geschichte der Stadt Braunschweig im Mittelalter", 1875, Original im Staatsarchiv Braunschweig - Signatur A I 359 / S.GES Dür
  • Garzmann, M. R. W. (Hrsg.): Urkundenbuch der Stadt Braunschweig - Band 5, bearbeitet von Josef Dolle; Hahnsche Buchhandlung Hannover 1994, bes. S. 387, Original im Stadtarchiv Braunschweig Signatur C 2 : 88.
  • Gebhardi, J. J.: "Der mit dem Matthäusstift verbundene Caland zum Heiligen Geist", Braunschweig 1739.
  • Lehmann G, Patzner, Ch.: Die Templer in Mitteldeutschland, Erfurt 2004. Riddagshausener Chronik, in: MGH Scr. rer. Germ. III, Hannover 1878, S. 374
  • Schüpferling, M.: "Der Tempelherren- Orden in Deutschland", Bamberg 1915.
  • Weber, M.: "Die Süpplingenburger Dorfchronik" von Manfred Weber Süpplingenburg 10/2002, bes. S. 44.
  • Wilcke, F.: "Die Geschichte des Ordens der Tempelherren", Marix Verlag GmbH - überarbeitete Ausgabe Wiesbaden 2005; nach der 2. Auflage Halle 1860.
  • Wolf, Dieter H.: Internationales Templer Lexikon, Innsbruck 2003.

 

 

(Bad) Breisig (Komturei, Deutschland)

Das genaue Gründungsjahr der Niederlassung der Templer im heutigen Bad Breisig ist nicht feststellbar. Eine Schenkungsurkunde des Florinstiftes von Koblenz an den Templerhof zu "Brysich" im Jahre 1215 dürfte den frühesten urkundlichen Vermerk erhalten. Des weiteren erwähnt Caesarius von Heisterbach in seinem 1222 verfassten "Dialogus miraculorum einen Templer-Priester Einulf, der in "Briseke villa Diocesis Coloniensis" verstorben sei. Breisig gehörte zu den alten Besitzungen des Stiftes Essen. Die Obervogtei war in der Hand der Pfalzgrafen, der sie allerdings spätestens Anfang des 13. Jhs. dem Grafen von Jülich zu Lehen gab. Möglicherweise kann die Gründung der Templerniederlassung in Bad Breisig mit Graf Wilhelm III. von Jülich in Verbindung gebracht werden, der am 5. Kreuzzug (nach Damiette) teilnahm und auf diesem verstarb. Als Niederlassung im Range einer Komturei darf Breisig wohl erst ab 1237 gelten. Eine Urkunde berichtet von einem Haus in Köln selbst, welches dem Komtur von "Brisike" unterstand (Keussen Band II, 2 Spalte 161). Die Niederlassung an einem Verkehrsknotenpunkt entwickelte sich zu einem bedeutenden Zentrum des Ordens in der Region. Die Kapelle der Komturei, gewidmet dem Hl. Donatus, wurde um 1245 errichtet und beherbergte eine Kreuzreliquie, die in späterer Zeit auch von den Johannitern zur Verehrung ausgestellt wurde und noch heute in der Bad Breisiger Pfarrkirche St. Marien - mit dem Hinweis auf die Templer - verehrt wird.

Es wird nie mehr gelingen, eine auch nur einigermaßen vollständige Übersicht über den Besitz der Komturei Breisig zu geben. Dazu sind die Überlieferungen zu bruchstückhaft. Aber die Ausstrahlungskraft dieses Templerhauses lässt sich noch heute zum Teil feststellen. Zweifellos lag ein nicht unerheblicher Teil davon in unmittelbarer Nähe. Eindeutig weisen einige Flurnamen, die zum Teil noch heute erhalten sind, darauf hin. So zum Beispiel "Templerwäldchen". Früher war auch von einem Tempelacker und einer Tempelwiese die Rede, welche sich gegenüber dem Ordenshaus bis zum Tempelwäldchen erstreckte. Zu dem Besitz der Kommende Breisig muss ferner ein Tempelwald in Franken, für den eine Größe von 80 Morgen angegeben wird, und eine Tempelwiese in Waldorf gehört haben (Breitbach Seite 23). Ferner hält in Brohl der Flurname "Am Tempelfeld" die Erinnerung an Templerbesitz wach, der wegen seiner nahen Lage zu Niederbreisig wohl zu diesem Ordenshaus gehörig war (Stausberg Seite 81). In Andernach oder seiner näheren Umgebung befand sich das Erbe des Johann, der Sohn eines Philipp und der Hildeburge, das er um 1226 nach einer Eintragung in den Andernacher Schreinsrolle vor Schöffen und dem Pfarrer von Andernach bei seinem Eintritt in den Orden den Templern übergab (Hoeniger Seite 27f, 96). Vermutlich ebenfalls über eine Gabe bei Ordenseintritt gelangten auch einen Acker in Kottenheim, sowie ein "Templergarten" in Meindorf im Siegkreis in den Besitz der Komturei Breisig. Weiteren Zuwachs an Einkünften erhielt die Niederlassung im Jahre 1268: einen jährlichen Zins von 20 Achteln Korn und 2 Achteln Hafer Frankfurter Maß von in "Erlebach" gelegenen Gütern (Lau, Nr. 277). Gegen Ende des 13. Jh.s machte die wirtschaftliche Lage des Ordens aber auch hier Verkäufe statt weitere Erwerbungen notwendig. 1284 verkaufte Komtur Konrad sämtliche Güter in Ostheim für 70 Mark Kölner Denare, und des weiteren Getreideeinkünfte an die Klöster Thron und Marienborn für 42 Denare (Görz IV. Teil S. 256 Nr. 1132 und 1284, Lau I. Nr. 482, Günther Bd. II S. 454 Nr. 316, Lau I. Nr. 483). Ein zur Komturei gehöriges Haus in Köln wurde 1291 in Erbleihe gegeben, welches 1330 von der Pächterfamilie Ninenheim an die Johanniter gelangt (Widmer S. 06, 15, 16).

Von besonderer Bedeutung ist im Zusammenhang mit der Frage nach der Zusammensetzung des Konvents in Niederbreisig eine Urkunde aus dem Jahr 1298 (Landesarchiv NRW, ZBGV 30), mit der die Breisiger Templer dem Frauenkloster in Merten an der Sieg einen Weinberg "Levenberge" ( am Lievenberg" ), gelegen bei Oberdollendorf, in Erblehen geben. Die Urkunde erwähnt nämlich eine Anzahl Brüder des Templerhauses, und zwar Heinrich von Blaterstein, Conrad und Gysilbert von Menden. Daneben erscheinen "Bruder Tilmann von Honnef und Bruder Heinrich von Dollendorf" (Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 30; 1894 Seite 200). Diese Namen gehören zu den wenigen Templerbrüdern von Niederbreisig, die bekannt sind und zeigen, wie sehr die Kommende mit dem rheinischen Land verbunden war. Die nachgewiesenen Komture "von Hammerstein" und "von Rheineck" sind dem mittleren Adel zuzuordnen.

Von der Komturei Breisig existiert heute noch ein Haus - wahrscheinlich das Konventsgebäude, das gotische Formen aufweist. Dieses wurde 1657 von den Johannitern als Rechtsachfolgern der Templer umgebaut und modernisiert. Die von den Templern um 1245 erbaute Kapelle wurde in den ersten Jahrzehnten des 19. Jh.s abgebrochen. In den Jahren 1910 und 1955 stieß man bei Bauarbeiten auf die Fundamente der Kirche sowie auf zahlreiche Gräber, die jedoch größtenteils auf die Johanniterzeit datieren.

Artikel von F. Sengstock, bearb. v. A. Napp
    
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
  • Bohn, Thomas: Gräfin Mechthild von Sayn - eine Studie zur rhein. Geschichte und Kultur Dissertation 1996, Rheinisches Archiv, Köln 2002, S.61 f. und Anmerkung 266.
  • Breitbach, Josef: Vom alten Breisig und seiner Nachbarschaft, Niederbreisig 1950.
  • Goerz, Adam: Mittelrheinische Regesten oder chronologische Zusammen stellung des Quellen-Materials für die Geschichte der Territorien der beiden Regierungsbezirke Coblenz und Trier Koblenz 1879-1886. Nachdruck Aalen 1974.
  • Günther, Wilhelm, Arnold: Codex diplomaticus Rheno-Mosellanus Urkundensammlung zur Geschichte der Rhein- und Mosellande, der Nahe- und Ahrgegend, und des Hundsrückens, des Meinfeldes und der Eifel - Koblenz 1822.
  • Heisterbach, Caesarius von: Dialogus miraculorum 1219 - 1223 Druckausgabe von J. Strange aus dem Jahr 1851 einschließlich des 1857 publizierten Index, Nachdruck der 1. Auflage Berlin 1929 Hildesheim 2002.
  • Hoederath, Hans Theodor.: Die Landeshoheit d. Fürstäbtissinnen von Essen, ihre Entstehung und Entwicklung bis zum Ende des 14. Jahrhunderts Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen, 1926.
  • Hoeniger, Robert: Der Rotulus der Stadt Andernach in Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein 42 / 1884.
  • Keussen, Hermann: Topographie der Stadt Köln im Mittelalter 2 Bände - Bonn 1910. Klein, Johann August: Das Moselthal zwischen Koblenz und Zell mit den Städten, Ortschaften und Ritterburgen - Coblenz 1831.
  • Lau, Friedrich: Codex Diplomaticus Moenofrancofurtanus Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt a. M. Neubearbeitet von Friedrich Lau Hrg. von F. J. Boehmer. 2 Bände Frankfurt/M.1901/05. (Reprint 1969)
  • Lacomblet, Theodor Joseph: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, bearbeitet von Wolf-Rüdiger Schleidgen / Siegburg, 1981.
  • Ledebur, Leopold von: Die Tempelherren und ihre Besitzungen im preussischen Staate. Ein Beitrag zur Geschichte und Statistik des Ordens Allgemeines Archiv für die Geschichtskunde des preußischen Staates Berlin 1835.
  • Möhring, Heino: Die Kommende der Templer zu Breisig im Heimatjahr- buch Nummer 57 Ahrweiler 1997, Seite 51 - 53.
  • Neu, Heinrich: Die Templer von Niederbreisig - Versuch der Geschichte eines Rheinischen Templerhauses in Rheinische Vierteljahresblätter, Mitteilungen des Bonner Instituts für Geschichtliche Landeskunde des Rheinlandes, Bonn1968.
  • Ruhroth, Manfred: Bad Breisig gestern und heute Bad Breisig ohne Jahresangabe, Seite 103-108.
  • Schäfer, Josef : Tempelgüter im Heimatkalender für den Kreis Neuwied 1960, S. 70-74.
  • Schwalm, Jakob: Sechs Schreiben deutscher Fürsten an Philipp den Schönen in Neues Archiv der Gesellschaft für Ältere Deutsche Geschichtskunde zur Beförderung einer Gesamtausgabe der Quellen- schriften deutscher Geschichten des Mittelalters Band 29 / 1903 - 04.
  • Schüpferling, Michael: Der Tempelherren- Orden in Deutschland Dissertation philos. Fakultät der Universität Freiburg in der Schweiz Bamberg 1915 Seite 77 - 80.
  • Stausberg, Leo: Ländchen Breisig und Fürstentum Essen Heimatgeschichtliche Studie, Amtsverwaltung Bad Niederbreisig 1963. Widmer, Georg: Über die Verbreitung und den Untergang des Templer-ordens in Deutschland und Österreich, in: Jahresbericht KKII XXXVI. deutschen Staats-Realschule in Prag-Kleinseite, Prag 1908-1909.

 

Brescia (Komturei, Italien)

Das älteste authentische Dokument, das eine Templerniederlassung in der Stadt erwähnt, stammt aus dem Jahr 1222. Eine angeblich auf 1101 (was noch VOR der Gründung des Ordens gewesen wäre!) datierte Schenkungsurkunde ist nur in einer Kopie des 16. Jahrhunderts überliefert und hält einer näheren textkritischen Prüfung nicht stand. Die Fälschung entstand möglicherweise zu Anfang des 14. Jhs., als es über den Besitz der Marienkirche Streit zwischen den Johannitern als Rechtsnachfolgern der Templer und der Gilde der Schmiede gab. Attestiert ist dieser Streit allerdings erst ab dem 15. Jahrhundert.

Ein missus des Ordens namens Albert de Brixia taucht 1165 in Cremona auf. Damit ist noch nicht gesagt, dass es auch eine Niederlassung in der Stadt gegeben hat. Dies ist jedoch sehr wahrscheinlich, da sich Brescia an einer sehr frequentierten Pilgerstraße befand.

Zu Beginn des 14. Jhs. kam es über den Besitz von einigen Parzellen Land zu einem Streit der Komturei mit der Stadtregierung Torbole. Der Schiedsrichter, Vikar des Bischofs von Brescia, sprach sich 1300 zugunsten der Templer aus, und im folgenden Jahr gab die Kommune Torbole die fraglichen Landstücke zurück. Streit gab es auch mit der Kommune von Pontevico, der auch in diesem Fall mit einem Sieg der Templer endete - der Orden erhielt alle Ausgaben erstattet, die ihm wegen dieser Auseinandersetzung entstanden waren. In beiden Fällen standen die kirchlichen Autoritäten hinter den Templern. Dies steht auch in Zusammenhang mit der Politik des damaligen Bischofs von Brescia, Berardo Maggi, der sich besonders um die Stärkung religiöser Gemeinschaften gegenüber von Laienkörperschaften bemühte.

Die Komturei mit ihrer unter dem Titel der Hl. Maria stehenden Kirche befand sich in der St. Agatha-Vorstadt, unweit der Kirche der Heiligen Nazarius und Celsus. Mitte des 13. Jh., als eine neue Stadtmauer errichtet wurde, schloß diese auch die Templerniederlassung ein. Einige Stadterweiterungsmaßnahmen von 1239 und 1249 führten allerdings zur Zerstörung von Eigentum des Ordens (Ackerland, Häuser, ein Aquadukt, eine Presse); im sogenannten Liber potheris sind die Entschädigungssummen festgesetzt, die die Stadt zu zahlen hatte. Nach dem Prozess gingen das Ordenshaus und seine Besitzungen an die Johanniter über.

Von den ursprünglichen Gebäuden ist kaum mehr etwas erhalten; auch von der barocken Kirche der Johanniter steht nur noch die Fassade.

Komture (nach Bellomo):

~1241 Vivolo
~1244 Alberto de Mezeta (identisch mit Alberto Murete?)
~1254 Alberto Murete
~1268 Americo
~1271 Guglielmo
~1281 Bianco da Pigazzano
~1300 Pagano

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
  • Bellomo, Elena: The Templar Order in North-West Italy, 2007, S. 317ff.
  • Zur Kirche: http://it.wikipedia.org/wiki/Chiesa_di_Santa_Maria_della_Mansione

 

Brettemare (Komturei, Frankreich)

Die Komturei entstand ab 1221, nicht weit entfernt von Renneville und Saquenville, an der alten römischen Straße zwischen Elbeuf und Evreux - einem Verkehrsweg der Santiagopilger. Zur Niederlassung gehörte umfangreicher Landbesitz (ungefähr 66 Hektar). Die Templer von Brettemare gründeten die Kirche von Notre-Dame de Sacquenville, übten später das Patronatsrecht über sie aus und zogen den Zehnten ein. Das heutige Bauwerk stammt allerdings aus dem 16. und 17. Jh. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts vergrößerten die Ordensbrüder von Brettemare ihren Besitz mit Ankäufen in Tourville.

Teile des Bauensembles existieren noch heute. Die alte Kapelle von Brettemare wurde im 16. Jh. von den Johannitern als Besitznachfolger der Templer, stark verändert.

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
Lascaux, M.: Les Templiers en Normandie, Rennes 1983.

 

Bretteville (=Chateau de'l Hopital, Komturei, Frankreich)

Wann genau die Niederlassung gegründet wurde, ist unbekannt. Einige Schenkungsurkunden sind aus dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts überliefert, machen aber deutlich, dass das Ordenshaus bereits existierte. Einige Dörfer gehörten zum Besitz, sowie Mühlen, seit 1222 ein Haus in Falaise und seit 1266 ein Haus in Caen. Das Land (ungefähr 120 ha) wurde zum Teil von Pächtern bewirtschaftet. Das Inventar von 1307 vermerkt in Bretteville einen Weinkeller und Gerätschaften zur Cidreherstellung. Zum Viehbestand gehörten Anfang des 14. Jh.s Pferde, Rinder, 572 Schafe und 40 Schweine. Das Inentar zeugt von der Bedeutung des Ordens in der Weidewirtschaft der Region.

Nach der Verhaftung der Templer 1307 standen die Niederlassung und ihre Güter zunächst unter königlicher Verwaltung. 1309 wurden die beweglichen Güter verkauft und der Rest verpachtet, was sich vor allem auf den Baubestand katastrophal auswirkte. 1312 gelangte Bretteville in den Besitz der Johanniter.

Die Kapelle wie auch die übrigen Gebäude wurden im Laufe des 19. Jh.s zerstört.

Komture:

um 1307: Mathieu Renaud, Servient

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
Miguet, Michel: Templiers et Hospitaliers en Normandie, Paris 1995, S. 170-181.

 

Brindisi (Komturei, Italien)

Historiker des frühen 20. Jahrhunderts gingen von einer Ansiedlung der Templer in diesem wichtigen Hafen Richtung Orient bereits in der Normannenzeit aus. 1169 taucht in einer Urkunde ein Bruder Ambrosius als Komtur des Hauses von Brindisi auf - das Dokument ist jedoch eine spätere Abschrift oder Fälschung. Erst aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gibt es sichere Nachrichten. 1244 wird ein Bruder Bonasenga als Komtur des Hauses in Brindisi genannt.

Die Anjou begünstigten seit 1267 den zollfreien Handel der hier angesiedelten Ritterorden (außer den Templern auch Johanniter und Deutscher Orden).Nicht nur Güter wurden von Brindisi aus auf Schiffen des Ordens transportiert - auch Würdenträger reisten von und nach dem Heiligen Land über diesen Hafen. 1278 fuhr auf der "Santa Maria dei Templari" Ruggero di Sanseverino, Generalvikar des Königreichs Jerusalem, mit 35 Pferden und Lebensmitteln Richtung Akkon. 1286 reiste auch Maria von Ungarn, künftige Gemahlin Charles II. von Anjou, auf einem Templerschiff. Nicht immer ging es jedoch ordnungsgemäß zu: so sind Klagen von venezianischen Händlern überliefert, deren Schiffe durch den Komtur von Brindisi festgesetzt, ihrer Ladung beraubt und einige ihrer Seeleute im königlichen Kastell arrestiert wurden. Charles I. orderte zwar Freilassung und Restituierung der Güter an - doch mit wenig Erfolg, der kleine Handelskrieg zwischen Templern und Venedig in Brindisi setzte sich fort.

Der letzte Komtur von Brindisi, der Servient Hugo de Samaya, wurde während des Prozesses von der Provinzialkommission unter dem Erzbischof von Brindisi 1310 als einer von nur zwei Zeugen verhört. Die Untersuchung fand in der Kirche Santa Maria del Casale statt.

Die Niederlassung umfasste eine Kirche unter der Titulatur des Hl. Georg, wie aus einer Urkunde von 1260 hervorgeht. Doch wo sich die Kirche und die übrigen Gebäude befanden, ist umstritten: möglicherweise in der Nähe des heutigen Bahnhofs, wo es eine Station San Giorgio gibt, oder in der Nähe der Kirche San Giovanni al Sepolcro, die sich im Mittelalter außerhalb der Mauern befand. (Die als Kopie des Jerusalemer Heiligen Grabes Anfang des 12. Jahrhunderts errichtete Kirche befand sich nachweislich von 1128 bis wenigstens 1220 im Besitz der Grabeskanoniker, und wurde Ende des 15. Jahrhunderts von diesem an die Johanniter übertragen; päpstliche Urkunden existieren. Dennoch will der Lokalhistoriker Federico Sanapo deutlich Hinweise auf eine Beziehung zu den Templern entdeckt haben, wie Kreuze, Salomons-Siegel, vor allem aber Gralssymbolik.)

Dem Orden zugeschrieben wurde auch die soganannte "Portico dei Templari" auf dem Domplatz. In Wahrheit handelt es sich jedoch um die Überreste eines Adelspalazzo. Auch das heute als Tourist-Center dienende Gebäude am Hafen wird als Ordensbau "Arsenale dei Templari" angesehen. Die erste Nachricht hierzu findet sich bei dem Lokalhistoriker Maricino im 16. Jahrhundert. Hinzu habe die Kirche San Giovanni gehört, in der zur seiner Zeit die griechisch-orthodoxe Gemeinde Gottesdienst feierte.

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
  • Maddalenna-Capiferro, G.: Vestigia templari a Brindisi, in Pavalon - Atti del 1° Convegno Nazionale, a cura di Giuseppe Giordano, Cristian Guzzo, 1999.
  • Maddalena-Capiferro, G.: La casa del turista di Brindisi: un arsenale templare? in Pavalon - Atti del 3° Convegno Nazionale, Materiali inediti per una storia dei Templari nel Regno di Sicilia a cura di Giuseppe Giordano, Cristian Guzzo, 2002.
  • Ricci, Vito: Gli Ordini religiosi-militari e i porti pugliesi, in: Gli Ordini religioso-militari e i porti pugliesi /Military Orders and Apulian harbours Atti del XXXI Convegno di Ricerche Templari, Bologna 12 ottobre 2013, S. 49-106, hier S. 76ff, 88, 92.
  • Schottmüller, K.: Der Untergang des Templer-Ordens, Bd. II, Berlin 1887, S. 124-139.

 

 

Brünn (=Brno, Komturei? Tschechien)

Den einzigen Anhaltspunkt für die Annahme einer Templerkomturei in Brünn
bildet eine Urkunde vom 30.09.1302, in der ein „Bruder Sifrid von Brünn, Meister unseres Ordens – frater Sifridus de Brunna, ordinis nostri magister“ als Zeuge aufgeführt wird. Es könnte sich jedoch auch um eine einfache Herkunftsbezeichnung handeln. In einer Urkunde vom 01.03.1290, abgefaßt anläßlich des Verkaufs von 1 ½ Lahn [entspricht der Maßeinheit Hufe] in Swatoslau (= Svatoslav) an die Abtei in Trebitsch (= Trebic), wird ein "Komtur Syfridus" erwähnt. Ob es sich um die selbe Person handelt, sei dahin gestellt, denn der Name Sifrid und seine Ableitungen sind häufig anzutreffen.

Artikel v. F. Sengstock, bearb. v. A. Napp

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
  • Graf, J., W.: Geschichte der Tempelherren in Böhmen und ihres Ordens überhaupt, Prag 1825.
  • Hofer, D., J., H.: Zprava o Veveří/ Bericht über Eichhorn ("Veverský rukopis"/Eichhorn-Handschrift, "Hoferova zpráva"/Hofers Bericht), Handschrift, etwa 1739
  • Horky, Joseph, Edmund: Die Tempelherren in Mähren. Sagen, Unter-Suchungen, Geschichte, Znajm 1845
  • Hruby, Elmar S.: Sie alle trugen das rote Tatzenkreuz – Tempelritter in Österreich, Böhmen und Mähren, Wien 2011
  • Kadlec, J.: Přehled českých cirkevních dějin/Übersicht der tschechischen Kirchengeschichte, 1. dil/Teil, Praha/Prag: Zvon/Die Glocke – České katolické nakladelství/Tschechischer katholischer Verlag, 1991
  • Melichar, J.: alias Böhmischer Templer: Templáří v zemích českých králů – Morava, Slezsko, Lužice, Rakousy / Die Templer in den Ländern der tschechischen Könige – Mähren, Schlesien, Lausitz, Österreich, Beroun 2010, S. 48
  • Pěšina, T., z Čecherodu/von Tschechoroda: Prodromus Moravographiae, tj. Předchůdce Moravo-pisu/Aufsatz zur Mährischen Geschichte, dh. Vorgänger der Beschreibung Mährens. 1663
  • Schüpferling, Michael: Der Tempelherren- Orden in Deutschland, Bamberg 1915, S. 175 S
  • chwoy, F., J.: Die Topographie vom Markgrafthum Mähren I. – III., Wien 1793 -1794

 

Bures, Richard de (M)

Er war Kastellan von Safed im Jahre 1241. Das Jahr seiner Wahl zum Ordensmeister ist nicht genau bekannt, wahrscheinlich 1244 oder 1245. Nach der Niederlage des Kreuzfahrerheeres bei La Forbie, wo der Großteil der Templer umkamen, war es schwierig gewesen, die für die Wahl juristisch notwendigen Personen zu versammeln. Über seine Amtsführung ist nichts bekannt. 1247 war er bereits tot.

 

Buxières (Komturei, Frankreich)

Die Niederlassung gehörte zur Komturei von Avalleur. Sie ist im Wesentlichen der Stiftung von Etienne de Buxières zu verdanken, der 1196 sein Lehen zur Hälfte den Templern gab.

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
Leroy, Thierry: Hugues de Payns, chevalier Champenois, Fondateur de l'Ordre des Templiers, Troyes 2001.