Paciliano (Komturei, Italien)
Urkundlich erwähnt wird die Niederlassung zum ersten Mal im Jahr 1228, sie ist aber warscheinlich älter. Die genaue Lage kann heute mangels entsprechender Quellen nicht mehr bestimmt werden.
Komture (nach Bellomo):
~1228 Petrus
Papsttum und Templer
s. Rom / Templer in päpstlichen Diensten
Paris (Komturei, Frankreich)
Zwischen 1140 und 1150 errichteten die Templer ihre erste Niederlassung in Villeneuve. 1152 erhielten die Ordensbrüder Land im Pariser Vorbezirk von Mathieu de Beaumont geschenkt, und etwas später verfügten sie auch über eine lukrative Mühle innerhalb der Stadt, unterhalb des Grand Pont.
Der Templer-Bezirk mit Donjon, Kirche und Tor in einem Pariser Stadtplan von 1550 (Bildquelle/Copyright: Diaarchiv KGS Universität Hamburg)
Templer-Bezirk in Paris im 18. Jahrhundert (Kirche mittig, Donjon rechts), Modell von 1783 im Musée du Carnavalet
Die Templerniederlassung in Paris, wie sie sich zur Zeit der Aufhebung des
Ordens darstellte, umfasste ein großflächiges mauerumschlossenes
Areal, auf dem sich neben einer großen Kirche und Kapellen ein Friedhof
befand und diverse Handwerksbetriebe und ein Hospital. Das Zentrum bildete
ein von vier Türmen flankierter Donjon, der Anfang des 13. Jahrhunderts
errichtet wurde. Bis ins 14. Jahrhundert befand sich die Niederlassung ausserhalb
der Pariser Stadtmauern. Über die Besitzungen innerhalb der Stadtmauern
übten die Templer laut königlichen Dekret nur die niedere Gerichtsbarkeit
aus (überall sonst auch die hohe!). Ihre Einkünfte und Rechte erstreckten
sich am Vorabend des Prozesses auf zahlreiche Geschäfte, Kleinbetriebe
und Mühlen. Wie auch in anderen Ordenshäusern wurde auch der Temple
von Paris als sicherer Verwahrort für Preziosen und Gelder betrachtet.
So sollte zum Beispiel ein Teil des vom Cistercienserorden zu leistenden päpstlichen
Zehnten als Hilfsleistung für das Heilige Land und dessen Belange im
Temple von Paris eingelagert werden. Eine Aufforderung, der die Cistercienser
nicht nachkamen, wie ein scharf formulierter päpstlicher Brief aus dem
Jahr 1281 an den Abt von Cîteaux zeigt. Statt dessen hatten die Weißen
Mönche Gelder aus diesen Kreuzzugs-Subsidien König Philipp IV. geliehen.
Die Geldknappheit des Königs und die durch ihn durchgeführte Münzabwertung
führte 1306 zu einem Volksaufstand, während dem Philipp sogar in
der Ordensfestung Zuflucht suchen musste - eine Ironie der Geschichte, vor
dem Hintergrund des ein Jahr später inszenierten Prozesses.
Die großartigen Gebäude wurden leider alle im Laufe des 19. Jahrhunderts
zerstört, und mit ihnen die bedeutendste Templer-Zentralkirche (s. Architektur) in Frankreich, die sich viele Charakteristika mit der Londoner Ordenskirche teilte und wie diese im Laufe des 13. Jahrhunderts mehrfach erweitert wurde, um der Liturgie und dem Ansturm der Gottesdienstbesucher Genüge zu leisten. Der Besuch der Kirche war mit einer päpstlichen Indulgenz von fünfzehn, und schließlich dreißig Tagen ausgestattet - so viele Tage Fegefeuer konnten also abgebüßt werden.
Das Generalkapitel der Templer 1147 in Paris unter Anwesenheit des frz. Königs und des Papstes, wie es sich der Künstler F.-M. Granet 1844 vorstellte (Versailles).
Das Innere der Kirche gen Westen, von der Chorerweiterung des 13. Jahrhunderts aus. Mittig sind die sechs Säulen der alten Rotunde zu erkennen, die in die Anbauten integriert wurde. Stich aus dem 18. Jhd. (Bildquelle/Copyright:Diaarchiv KGS Universität Hamburg)
- Curzon, H. de: La maison du Temple à Paris, Paris 1888. (Text online)
- Delisle, L.: Mémoire sur les Operations financières des Templiers, (Mémoires de l'Institut national de France, Bd. 33), Paris 1989, Nr. 18. S. 112f (Der päpstliche Brief wegen der Kreuzzugssubsidien der Cistercienser). Eine Übersetzung findet sich bei: Barber, M., Bate, K.: The Templars. Selected sources translated and annotated, Manchester 2007, S. 208f.
- DeLaVarende, G., Rascoat, B. de: L'enclos du Temple ou: Les Templiers à Paris, Arcy-sur-Lure 1994.
- Dumontier, M.: Sur les pas des Templiers à Paris et en Ile de France, Paris 1979.
- Etienne, G.: Etude topographique sur les possessions de la maison du Temple à Paris, Paris 1974. Etienne, G.: La Villeneuve du Temple à Paris (100e Congrès national des Societés savantes, Paris 1975), Paris 1977.
- Sauval, Henri: Histoire et recherches des antiquités de la ville de Paris, Paris 1724, Bd. 1, S. 454 (Beschreibung der Kirche)
Paris, Matthäus (Chronist)
Der Chronist wurde um 1200 geboren und starb 1259 in der Benediktinerabtei S. Albans in England. Er verfasste die Chronica Maiora, der jedoch keine weite Verbreitung beschieden war, die Historia Anglorum und die Flores Historiarum. Letztere erlangten große Berühmtheit in den englischen Kirchenkreisen. Sein Blickwinkel war pro-kaiserlich, er zählte zu den Partisanen Friedrich II. In Konsequenz war er gegen den englischen König eingestellt und natürlich gegen den Papst und dessen Verbündeten, unter ihnen die Templer -- Steuereintreiber sowohl für den Papst als auch für den englischen Monarchen -- und auch die Johanniter. Aber der Verfasser kritisierte auch die Bettelorden. Demgegenüber lobt er den Deutschen Orden, den einzigen Verbündeten von Friedrich II. Seine Werke zeigen ihn als einen Menschen, der jegliches Neue verabscheute, und insbesondere die neuen, nicht-benediktinischen Orden mit ihren Privilegien und Exemtionen. Er nennt die Templer und Johanniter geizig, hinterhältig, stolz und ihre Taten schädlich für das Heiligen Land. Er erzählt zum Beispiel, wie die Templer den Staufer Friedrich II. während dessen (allerdings wegen seiner bestehenden Exkommunikation ja nicht unumstrittenen) Kreuzzugsunternehmens mehrere Male verraten hätten und jener ihren Fallen nur dank seines moslemischen Freundes entkommen sei. Er berichtet von blutigen Kämpfen zwischen Templern und Johannitern und von gefälschten Briefen, die die Templer über die Lage im Heiligen Land verschickten. Zuletzt sieht sich der Chronist aber doch gezwungen zuzugeben, dass diese Geschichten nicht der Wahrheit entsprechen. Während des fünften Kreuzzuges attestiert der Chronist den Templern Weisheit, Mut und Gehorsamstreue auch in verzweifelten Situationen. Im Bericht über die Schlacht von Mansurah lässt er Robert von Artois den Templern vorwerfen, die christliche Sache verraten zu haben, als diese für ein vernünftigeres Vorgehen plädieren. Matthäus erwähnt ausserdem den Bau von Château de Pélérin und gibt noch einige Einzelheiten über die Geschichte des Ordens in England. In seiner Historia Anglorum interpretiert er das Siegel des Meisters, welches zwei auf einem Pferd reitende Ritter zeigt, als Symbol für das Gelübde der Armut und Demut der Templer.
Zwei Templer auf einem Pferd vor ihrer Standarte. Aus der Chronik des Matthäus Parisiensis, London, Brit. Library MS Royal 14 C VII, fol 42v. Link zur Handschrift (Bildquelle/copyright: British Library)
- Matthew Paris: Chronica Maiora, ed. Luard, H. R., 7 Bde, in: Rolls Series 57, Londres 1872-1883.
- Matthew Paris: Flores historiarum, ed. Luard, H. R., 3 Bde, in: Rolls Series 95, Londres 1890.
- Matthew Paris: Historia Anglorum, ed. Madden, F. 3 Bde, in: Rolls Series 44, Londres 1860-1869.
- Demurger, A.: Les Templiers, Matthieu Paris et les sept peches capitaux, in: I Templari. Mito e storia. Atti del Convegno internazionale di studi alla magione Templare di Poggibonsi-Siena, ed. Minucci, G., Sardi, F., Siena 1989, 153-168.
- Nicholson, H.: Templars, Hospitallers and Teutonic Knights. Images of the Military Orders 1128-1291, Londres 1993, 46-48.
- Vaughan, R.: Matthew Paris, Cambridge 1958
Pariser Neutempler (=Chevaliers de l'Ordre du Temple)
Großmeister der Pariser Neutempler (Bildquelle/Copyright: Grégoire, Histoire des sectes réligieuses Bd. II. Digitalisat google books)
Die Pariser Neutempler erklärten, authentische Nachfolger des mittelalterlichen Ordens zu sein. Als Beweis diente ihnen die "Charta Transmissionis", die eine Organisation des Ordens nach der päpstlichen Aufhebung und eine Liste von Meistern bis ins beginnende 19. Jahrhundert enthält. Die Statuten trügen das Datum 1705 und seien von Philippe d'Orleans unterzeichnet; die veröffentlichte Version hat allerdings das Datum 1811, woraus Wilcke schließt, dass sie gegen Ende des 18. Jahrhunderts entstanden (Wilcke 1860, II, S. 370). Vermutlich wurden die Dokumente von einem gewissen Ledru gefälscht, einem Arzt der Familie Cossé-Brissac. Die Wurzeln der Neutempler sind wahrscheinlich bei den Freimaurern des schottischen Ritus zu suchen. Eine kleine Gruppe unter der Führung des Malteserritters Bonneville verließ die Freimaurerei um 1750 und gründete das sogenannte "Kapitel von Clermont". Zunächst katholisch, schwenkte diese Gruppe Ende des 18. Jahrhunderts auf einen antipäpstlichen Kurs um. Sie tauchen erstmals Anfang des 19. Jahrhunderts in der Öffentlichkeit auf; ihr 1804 amtierender Großmeister Raymond Fabré-Palaprat wirkte als Arzt am Hof Napoleons, der die Templer sehr schätzte.
In den ersten Jahrzehnten des 19. Jhs. kam es sowohl zu Streitigkeiten zwischen dem Großmeister und seinen Vikariaten, sowie zu Unstimmigkeiten zwischen englischen und französischen Mitgliedern, die in die großpolitischen Entwicklungen der Jahre involviert waren. Kirchlicherseits betrachtete man die Neutempler mit Argwohn, da ihre Lehre nicht der katholischen Lehrmeinung entsprach, jedoch quasi-katholisches Zeremoniell verwendet wurde. 1833 forderte der Papst die "Unterdrückung der Sekte". Einige Ordensmitglieder nahmen am griechischen Freiheitskampf gegen die Türken teil und suchten damit Anschluss an die mittelalterlichen Ideale. Ungeachtet voriger Differenzen bat 1850 der damalige Großmeister den nach Frankreich geflüchteten Papst Pius IX. um offizielle Anerkennung des Ordens und sagte ihm dafür Schutz und Hilfe zu. Das Anerbieten blieb folgenlos, um 1860 waren die Pariser Neutempler zu einem "harmlosen und zurückgezogenen Verein" geworden (Wilcke 1860, II).
Sie verfügten über eine ausgefeilte Organisation, Rituale und Insignien, und behaupteten, die Asche Jacques de Molays im Besitz zu haben. Zum Ort des Martyriums des letzten Meisters wurden 'Pilgerfahrten' organisiert. Großveranstaltungen in Paris wurden mit Pomp inszeniert, so etwa 1808 der Gedenktag Molays in der Kirche Saint-Paul & Saint-Antoine. Die Ordensführung grenzte sich scharf von den Freimaurern und den dort zum Teil geübten Templergraden ab, erlaubte aber in ihren Reihen nicht nur Katholiken, sondern auch Protestanten und Deisten. Mitglieder konnten über neun Grade vom "Leviten" bis zum "Bischof" aufsteigen. Glaubensgrundlage der Initiierten war das sogenannte "Levitikon", in dem sich pantheistisches Gottesverständnis zeigt, das von den ägyptischen Mysterien über Moses als in eingeweihten Ägypter eine Linie bis zu Jesus und dem Christentum zieht. Jesus habe dem Evangelisten Johannes, nicht Petrus, die Leitung seiner Kirche übertragen.
s. OMCT , OSMTH, OSMTJ, Templari Cattolici d'Italia
- Burnes, James: Sketch oft he History oft he Knights Templars, 2. Aufl., Edinburgh 1840, S. 39-53. Online
- Grégoire, Henri: Histoire des sectes religieuses: qui sont nées, se sont modifiées, se sont éteintes dans les différentes contrées du globe, depuis le commencement du siècle dernier jusqu'à l'époque actuelle, Bd. II, Paris 1828, S. 392-428.
- Partner, Peter: The Murdered Magicians. The Templars and their Myth, Oxford 1982, S. 135.
- Wilcke, Wilhelm Ferdinand: Geschichte des Ordens der Tempelherren, 2. umgearbeitete und verbesserte Auflage, Halle 1860, Bd. II, S. 363-402.
Patenschaften
Es war den Brüdern des Templerordens untersagt, Kinder zu taufen oder Taufpate zu werden laut Artikel 70 der Regel. Dieses Verbot war einer der Anklagepunkte, die in der Chronique de Saint Denis als Beweis für die Häresie der Templer aufgeführt werden. Aber es handelt sich um eine ganz normales Verbot im monastischen Leben. Man findet es bereits in der Mönchsregel des Heiligen Cassian aus dem 5. Jahrhundert, und später bei den Cisterciensern, Franziskanern und dem Deutschen Orden. Trotz des Verbotes sind jedoch einige Templer bekannt, die Taufpaten wurden, so zum Beispiel der Meister Renaud Vichier für den Sohn des französischen Königs Louis IX. 1250. Dort wo der Orden Pfarreien bediente, hatten die dort tätigen Pfarrer selbstverständlich das Recht, Kinder zu taufen.
- Hardick, L., Grau, E.: Die Schriften des Heiligen Franziskus, Werl 1980.
- Holst, L.:Codex Regularum monasticarum et canonicarum II, Augsburg 1759.
- Perlbach, M.: Die Statuten des Deutschen Ordens, Halle 1890.
- Rotger y Capllonch, M.: Historia de Pollensa, Pollensa 1995.
- Weiss, A.: Organizacja diecezji lubuskiej w. sredniowieczu, dans: Studia Kosscielne II, Lublin 1977.
Paulhac (Komturei, Frankreich)
Außenansicht der Templerkapelle St. Jean (Bildquelle/Copyright: Dupuis pierre, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0)
Die Komturei von Paulhac wird 1189 im Kartular des Prioräts von St. Barthelemy erwähnt. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurden hier mehrere Provinzialkapitel abgehalten. Paulhac hatte Besitzungen in Fursac, Bourget, Mas, Coutures, und verfügte auch über drei Mühlen. Während des Prozesses wurden mehrere Brüder aus Paulhac verhört, darunter der letzte Komtur Humbert de Comborn. 1312 kam die Niederlassung an die Johanniter.
Im 15. Jahrhundert fanden einige Umbauten im Ensemble der Komturei statt; auch die Kapelle war davon betroffen. In ihr finden sich Reste der ursprünglichen Ausmalung: Kreuze, Lilien aus dem 12. Jahrhundert, zu denen in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts die Apostelmartyrien und eine Madonna traten.
- Aubarbier, J.-L., Binet, M.: Les Sites Templiers de France, Rennes 1995, S. 84.
- Krüger, A.: Schuld oder Präjudizierung. Die Protokolle des Templerprozesses im Textvergleich, in: Hjb 117 (1997), 340-377.
- Voyer, C.: Orner la maison de Dieu. Les décors de quelques églises Templières et Hospitalières de Saint-Jean de Jérusalem au XIIIe siècle, in: Carraz, Damien / Dehoux, Esther (Hrsg.): Images et ornements autour des ordres militaires au Moyen Âge, Toulouse 2016, S. 85-101, bes. S. 88 u. 95.
Pavia (Komturei, Italien)
In Pavia besaß der Orden mehrere Liegenschaften, darunter das Hospital Sant'Eustachio, die Kirche San Guglielmo und die Kirche San Damiano in Linarolo. Das älteste Dokument, das möglicherweise eine Anwesenheit der Templer in der Stadt bestätigt, stammt jedoch erst aus dem Jahr 1181. Einen sicheren Nachweis gibt es erst 1201, mit der Übereignung des Hospitals Sant-Eustachio durch Bischof Bernardo. Die Templer vertrat hierbei Provinzmeister Barozio. Interessanterweise bezahlten der Orden dem Bischof eine jährliche Pacht für das Hospital. Casei war eine Dependance von Pavia. Das Haus erhielt offenbar gegen 1270 des 13. Jh. einen eigenen Komtur, wurde aber in späteren Jahren wieder in Personalunion mit Pavia verwaltet.
Während des Prozesses gegen den Orden wurden die Besitzungen von Pavia zunächst durch den Inquisitor Filippo de Cumis verwaltet, ab 1309 von den Vikaren der Erzbischöfe von Ravenna und Pisa. Schließlich wurde ein Kleriker aus Pavia, Rogerio da Milano, Rektor von Sa. Maria della Scaletta, mit der schwierigen Aufgabe betraut. Zum einen hatte er den Plünderungen und Zerstörungen von Templereigentum Einhalt zu gebieten, zum anderen sich den Forderungen der Kommunen von Pavia und Tortona zur Freilassung der Ordensbrüder zu stellen. Dieser Einsatz der städtischen Autoritäten zeigt einmal mehr das gute Einvernehmen zwischen diesen und dem Templerorden. In den Prozessunterlagen tauchen vier Ordensbrüder aus Pavia auf, darunter ein Kaplan.
Sant'Eustachio befand sich außerhalb der Stadtmauern, im Osten, an der Straße nach Cremona und in der Nähe der Kirche San Guglielmo, die 1201 bereits den Templern gehörte. Die Straße wurde stark von Pilgern frequentiert. Die Inventare aus der Inquisitionsverwaltung geben ein genaues Bild von den Besitzungen und Einkünften der Komturei. Das zugehörige Haus S. Damiano, gelegen an der Straße nach Casalpusterlengo, ungefähr 10 km von Pavia entfernt, war Sammelpunkt für die Produkte aus den Landgütern (Getreide, Wein, Heu). Außerdem gab es eine Schweinezucht. Die Haupteinkunftsquelle waren aber die Mieten und Pachten, die für die etwa 100 (!) im Besitz des Ordens befindlichen Häuser gezahlt wurden. Auch in Monticello und Castagneto hatten die Templer Landbesitz.
Nach dem Ende des Prozesses kam der Besitz an die Johanniter. Die Kirche S. Guglielmo wurde während der Belagerung der Stadt 1525 stark beschädigt und nicht erneut repariert.
Komture (nach Bellomo):
~1228 Bonifacio
~1252 Enrico di Ponzone
~1268 - 1271 Niccolò Barachino
Payns, Hugues de (M)
Hugues de Payens, wie ihn sich der Künstler Henri Lehmann im 19. Jh. vorstellte (Versailles, Salles des Croisades)
Er war der Gründer des Templerordens und sein erster Meister. Um 1070 geboren - ein Datum, das man aus den Nennungen in Urkunden am Hof des Grafen Hugues de Champagne errechnen kann - wurde er um 1085/90 vermutlich zum Ritter geschlagen, denn in einer Urkunde taucht er als Herr von Montigny auf. Zwischen 1108 und 1114 heiratete er Elisabeth de Chappes. Das Paar hatte vermutlich drei Kinder: Gibuin, Isabelle und Thibaud. Letzterer wurde Abt von Saint-Colombe. Möglicherweise war Hugues verwandt mit dem Grafen der Champagne. Mit ihm kam er jedenfalls ins Heilige Land, zum ersten Mal vermutlich im Jahre 1104. 1113 wird er in der Urkunde einer Schenkung Hugues de Champagne an die Abtei von Montiéramey zum ersten und einzigen Mal als 'Herr von Payens' bezeichnet. Im selben Jahr aufs Neue in Palästina, begann er einige Gefährten um sich zu sammeln, um die durch moslemische Überfälle immer noch bedrohten Pilger zu beschützen und legte so den Grundstein für den späteren Templerorden. Laut der Chronik von Ernoul lebten er und seine Gefährten unter der Obödienz der Kanoniker vom Heiligen Grab. 1119 legten Hugues und seine Gefährten die monastischen Gelübde des Gehorsams, der Keuschheit und der Armut in die Hände des Patriarchen von Jerusalem ab und verpflichteten sich mit einem vierten Gelübde, die Pilger und die Heiligen Stätten zu schützen. Dass er und seine Gefährten geschätzte Personen waren, zeigt sich in ihrem Auftauchen als Zeugen in Urkunden König Balduins II. von Jerusalem. Iin einer von ihnen wird er 1125 "magister militum templi" genannt. Hugues arbeitete selbst die wichtigsten Punkte der Regel aus, die er auf dem Konzil zu Troyes 1129 erläuterte. Er kümmerte sich sowohl um das spirituelle Wachstum seiner Gemeinschaft (durch seinen Kontakt zu Bernhard von Clairvaux, der in der Schrift De laude novae militia' gipfelte), als auch um das materielle, und reiste mehrere Monate durch Frankreich, England und Schottland, um für Nachwuchs und Schenkungen zu werben. Um 1129 kehrte er ins Heilige Land zurück und im selben Jahr führte er seine Brüder in die erste Schlacht, in welcher fast alle umkamen. Hugues starb 1136 oder 1137.
Urkunden, in denen Hugues de Payens genannt wird (pdf-Liste, auf Französisch. Quelle: Leroy)
- Bulst-Thiele, M. L.: Sacrae Domus Militiae Templi Hierosolymitani Magistri, Göttingen 1974, S.19-29.
- Leroy, T.: Hugues de Payns, chevalier Champenois, Fondateur de l'Ordre des Templiers, Troyes 2001.
- Leroy, T.: Les fondateurs de l'Ordre du Temple, in: Templiers. De Jérusalem aux commanderies de Champagne (Ausstellungskatalog), Paris 2012, S. 35-39.
- Phillips, J.: Hugh of Payns and the 1129 Damascus crusade, dans: The Military Orders, 141-147.
- www.huguesdepayns.fr = das Museum in Payns
Payns (=Payens, Komturei, Frankreich)
Das Dorf Payns, nachdem der Gründer des Ordens benannt wird, liegt heute etwa 12 Km von Troyes entfernt im sumpfigen Seinetal. Etwa 27 verschiedene Schreibweisen können über das gesamte Mittelalter für "Payns" festgestellt werden. Dass der Ortsname aber auf antikes Heidentum (="paganis") zurück geht, ist erst eine spätere mündliche Tradition.
Die Grundsteinlegung des Besitzes der Komturei erfolgte sehr wahrscheinlich durch eine Schenkung von Hugues de Payens selbst. Eine Urkunde diesbezüglich ist leider nicht mehr vorhanden, doch kann man annehmen, dass die Übereignung von Gütern während des Aufenthaltes des Ordensgründers anläßlich des Konzils von Troyes 1129 erfolgte. Bis in das 14. Jh. hinein erfolgten weitere Schenkungen durch den lokalen Adel, die den Besitz der Niederlassung vermehrten: 1153 schenkt Humbert de Caie die Hälfte seines Großen Zehnten bezüglich Savières. 1181 übereignet Maria, Witwe des damaligen Grafen der Champagne, zur Erlangung ihres Seelenheils und des ihres verstorbenen Gemahls, einen festgesetzten Teil der jährlichen Ernte ihrer Besitzungen in Payns dem Orden. Auch via Kauf vermehrte sich der Besitz: 1209 verkaufte der Prior der Heilig-Grab-Niederlassung von La Charité-sur-Loire den Templern von Payns die Mühlen von Espincey, sowie die Rechte des Priorats in Trouan, Chapelle-Vallon, Belleville und anderen Lokalitäten außerhalb der Diözese von Troyes, alles für 8000 livres. 1213 verkauft Ritter Henri de Saint-Mesmin zwei Weidewiesen gegen 14 livres. 1265 übereignen zwei Einwohner des Dorfes Payns der Niederlassung den Teil eines Weinberges und ein kleines Stück Land, Arbeitstiere, sowie Bettzeug und Federbetten, um später auf dem Friedhof der Komturei bestattet zu werden. Ausgefertigt wird die Urkunde vor dem Bischof von Troyes.
Nicht nur Güter, sondern auch Menschen wechselten den Besitzer. So schenkte 1225 Pierre de Précy der Komturei einen Mann namens Etienne le Roux, seine zwei Söhne, und deren Güter. Die Templer zahlten 20 livres als 'Anerkennung'. 1234 gingen Güter und Rechte der Abtei Saint-Benoît-sur-Loire in das Eigentum der Komturei von Payns über, gegen die jährliche Zahlung von 15 setiers Getreide und 30 sous, die am Allerheiligen-Vorabend zu leisten war.
Eine Urkunde gibt auch Auskunft über die Bankiers-Tätigkeit der Templer und die mittelalterlichen Geldverleihungs-Gepflogenheiten: Um auf Kreuzzug in den Orient gehen zu können, lieh sich Henri de Saint-Mesmin 200 livres von den Templern in Payns. Sozusagen als Zinszahlung autorisierte Henri die Templer, die Einkünfte aus den Gütern von Fontaine und Sain-Mesmin zu behalten, bis die 200 livres zurück gezahlt seien. Auch nach Abgeltung der Schuld sollten die Templer die Einkünfte weiter erhalten, diesmal jedoch, um sie für den Tag der Rückkehr Henris vom Kreuzzug sicher zu stellen. Diese Übereinkunft wurde 1218 von der Witwe des Grafen Thibaud III. ratifiziert.
Den Höhepunkt ihrer territorialen Expansion erlebte Payns im 13. Jh. Am Ende stand eine bedeutende landwirtschaftliche Niederlassung, die in der gesamten Region Besitzungen und Rechte besaß, sowie eine abhängige Komturei in Belleville. Am 13. Oktober 1307, kurz nach der Verhaftung der Ordensbrüder in den französischen Kronlanden, stellte ein königlicher Beamter das Inventar der in Payns gefundenen beweglichen Güter auf. Es sind Dinge des täglichen Bedarfs, wie Schüsseln und Kessel in der Küche und Bettzeug. Im Zimmer des Komturs befand sich eine Truhe mit den Pretiosen der Kapelle des Ordenshauses: zum Beispiel einen Kelch aus vergoldetem Silber, Wasserkännchen aus Kupfer, Kerzenständer aus Eisen und zwei emaillierte Kreuze, sowie liturgische Bücher: ein Missale, ein Ordinarium, ein Brevier und einen Psalter, sowie ein Antiphonar. Zur Komturei gehörten neben den Ordensbrüdern (zur Zeit des Prozesses vielleicht 6 - 10) auch bezahlte Knechte, insgesamt 27 Personen. Im Falle eines Falles (zur Erntezeit beispielsweise, oder wenn ein Gebäude errichtet werden musste) wurden die entsprechenden zusätzlichen Fachkräfte angeheuert. In einem Jahr beliefen sich die Einkünfte der Komturei auf 250 livres und die Ausgaben - zumeist Abgaben für die Verteidigungsaufgaben im Orient - auf 189 livres. (Leroy, S. 128)
Die Komturei ging nach dem Ende des Ordens an die Johanniter, die Teile der Güter bis in das 17. Jh. behielten. Bauliche Überreste sind bis auf die bei einer archäoligischen Sondierung 1998 freigelegten Grundmauern der Kapelle, die der Hl. Maria Magdalena geweiht war, heute keine mehr vorhanden. Die Kapelle war ein einfaches Gebäude auf rechteckigem Grundriss (wie man sie auch in Avalleur und Fresnoy findet), mit drei Jochen, insgesamt mit einer Länge von 20, 60 Metern und 9 Metern Breite.
Rekonstruktion der Komturei aufgrund der Grabungen und Luftbildarchäologie. (Bildquelle: Katalog: Les Templiers. De Jérusalem aux commanderies de Champagne, 2012)
Komture:
~1262 André de Joigny
~1307 Ponsard de Gizy
- Leroy, Thierry: Hugues de Payns, chevalier Champenois, Fondateur de l'Ordre des Templiers, Troyes 2001.
- http://www.huguesdepayns.fr/page4.html (Mehr Photos von der archäologischen Sondierung u. a., auch auf Englisch)
Peñíscola (Komturei und Burg, Spanien)
Der Ort wurde erst im Jahre 1294 zusammen mit Tortosa von König Jayme II. dem Orden übertragen, der den Ausbau der Burganlage auf der Felseninsel in Angriff nahm. Über dem Eingang zur Kapelle findet sich noch das Wappen des damaligen Provinzmeisters, Berengar de Cardona. Bekannt ist die Burganlage weniger durch das kurze Intermezzo der Templer, als die Tatsache, dass sie im 15. Jahrhundert Residenz des abgesetzten Papstes Pedro de Luna wurde, für den auch einige der alten Gemächer umgebaut wurden.
Trotz späterer Beschädigungen und baulicher Veränderungen ist die Burg weitgehend in ihrem Zustand vom Ende des 13. Jahrhunderts erhalten: mehrere tonnengewölbte Hallen umgeben den polygonalen Hof. Zwei der vier Türme sind allerdings nur noch im Unterbau zu erahnen. Auch ein rippengewölbter Saal an der Ostseite ist zerstört. Die Kapelle (rechteckig ummantelter Saalbau mit halbrunder Apsis)- sehr wahrscheinlich aus dem Ursprungsbau, also älter als die Übereignung an den Orden -, Loggia, Küchenbereich und Refektorium sind erhalten. Inventare des liturgischen Geräts, der Reliquien und Bücher zeigen, dass die Kapelle sehr reich ausgestattet war.
Peñiscola von der Seeseite (Bildquelle/Copyright: H. Walther)
Kartenansicht
- Plaza Arqué, Carme: Dos castillos templarios en el norte del reino de Valencia: Xivert y Peñíscola, in: Castelos das ordens militares, Lissabon 2014, S. 45-62.
- Salvadó, Sebastián: Icons, Crosses and the Liturgical Objects of Templar Chapels in the Crown of Aragon, in: Nicholson, H., Crawford, Paul F., Burgtorf, J. (Hrsg.): The Debate on the Trial of the Templars (1307-1314), Aldershot 2010, S. 183-189 (mit Archivangaben zu allen bisher gefundenen Inventaren der Ordenshäuser!)
Perchois (Komturei, Frankreich)
Die Niederlassung befand sich in der heutigen Gemeinde Saint-Phal. Ihre Existenz ist seit 1254 bezeugt. Perchois verfügte über eine Ziegelei, einen Weiher, Waldparzellen, eine eigene Kapelle und ein abhängiges Haus und weiteren Landbesitz in Bouilly. Heute sind nur noch die Grundmauern zu sehen.
Perigord, Armand de (M)
Man kennt sein Geburtsland nicht genau. 1229 war er jedenfalls Provinzmeister von Sizilien und Kalabrien (Italien-Süd). 1232 wurde Armand de Perigord zum Meister gewählt, möglicherweise, weil man einen Mann an der Spitze haben wollte, der auch Friedrich II. genehm war, um den Frieden in Italien zu sichern. Wahrscheinlich im selben Jahr seiner Wahl kam er ins Heilige Land, wo er mit seinen Truppen, den Johannitern und den einheimischen Franken an Kämpfen in Syrien teil. Während seiner Amtszeit wurde mit dem Bau der Festung Safed begonnen. 1233 begleitete Armand de Perigord Bohemond V. von Antiochia in dessen Feldzug gegen den Konnetabel von Armenien, der die Templer angegriffen hatte. 1243 schloß er in Übereinstimmung mit der Kirche und den mächtigsten Baronen des Heiligen Landes einen Vertrag mit Ismail, Herr von Damaskus, der den Christen Jerusalem, Bethlehem und einige andere Städte restituierte. Aber bereits ein Jahr später wurde Jerusalem von den Choresmiern erobert, die Einwohner massakriert und die Stadt zerstört. Die noch verbleibenden militärischen Kräfte sammelten sich mit ihren moslemischen Alliierten bei La Forbie. Während der für die Christen katastrophalen Schlacht fiel Armand de Perigord oder wurde gefangengenommen.
Perpinyà (Komturei, Spanien)
Von der imposanten Burganlage, in der zeitweilig der Kronschatz lagerte, ist nichts erhalten. Die Komturei befand sich nach neueren Forschungen zwischen den heutigen Straßen Mailly, Angel und Campana d'Or - etwa eine Fläche von 7500 m². Aus einem Plan von 1538 und Dokumenten der Johanniter, an die die Komturei nach dem Proezss fiel, aus dem 18. Jahrhundert kann ein Überblick über die zu diesem Zeitpunkt bestehenden Konventsgebäude gewonnen werden (die seit Templerzeit allerdings erweitert wurden).
Pfarreien
Der Templerorden bekam Pfarreien mit Pfarrkirchen durch Schenkungen übereignet, gründete aber auch selbst welche. Die dort generierten Einkünfte (Zahlungen bei Eheschließungen, Taufen und Begräbnissen, Spenden) gingen der Ortskirche verloren. Die Ernennung der zuständigen Pfarrer - die nicht dem Orden angehören mussten - führte des öfteren zu Streitigkeiten mit den Ortsbischöfen, da diese ein Mitspracherecht verlangten, der Orden jedoch auf seine Exemtion pochte. Auch Kirchen wurden zum Teil ohne Zustimmung des Ortsbischofs geweiht, da die Templer hierfür auch an auswärtige Bischöfe herantreten durften - wiederum ein Streitpunkt. Oft wurden detaillierte Regelungen von Fall zu Fall geschlossen, die auch Treueeide eines Templerkomturs an einen Abt oder Bischof beinhalten konnten. Dies widersprach jedoch ebenfalls der Ordensregel und den päpstlichen Verfügungen seit Omne Datum Optimum 1139. Andere Übereinkünfte regelten, zu welchen Festtagen auch die Gemeinde der Templerpfarrkirche an Prozessionen (bei denen Spenden anfielen) der anderen Kirchen der Diözese teilzunehmen hatten. Im Hinblick auf die späteren Anklagepunkte und den Prozess sei angemerkt, dass in den Streitigkeiten der Templer mit der Ortsgeistlichkeit Häresie keine Rolle spielte.
s. auch Patenschaften, Friedhöfe und Kritik
- Allard, Jean-Marie: Le contrôle des paroisses, un enjeu entre les ordres militaires et l'épiscopat: Le cas aquitain, in: Bucheit, Nicholas (Hg.): Les ordres religieux militaires dans le Midi (XIIe-XIVe siècle), Cahiers des Fanjeaux 41, Toulouse 2006, S. 21-52.
- Carraz, Damien: Eglises et cimitières des ordres militaires: Contrôle des lieux sacrés et dominium ecclésiastique en Provence (XII-XIIIe siècle), in: Théry, Julien (Hg.): Lieux sacrés et espace ecclésial (IXe-XVe siècle), Cahiers de Fanjeaux 46, Toulouse 2011, S. 277-312.
- Salvadó, Sebastián: Templar liturgy and devotion in the Crown of Aragon, in: Nicholson, Helen J.: On the margins of Crusading: The Military Orders, the Papacy and the Christian World, Farnham 2011, S. 31-44.
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Pferde
Pferde hatten sowohl als Schlachtrösser der Ritter, als auch Pack- und Arbeitstiere große Bedeutung im Orden. Die Regel legt genau fest, auf wie viele Pferde ein Ordensbruder bestimmten Ranges ein Anrecht hatte: so durfte der Meister über vier Reitpferde und zwei bis vier Packtiere verfügen, die Mitglieder seines Stabes insgesamt über nochmals fünf Pferde. Ein Ritterbruder hatte Anrecht auf drei Pferde, ein bewaffneter Servient auf ein Pferd.
Die Regel enthält auch zahlreiche Anordnungen für den Umgang mit den wertvollen Pferden. Nach ihnen zu sehen, war eine der ersten Aufgaben des Tages. Nachlässigkeiten und Verfehlungen, die eine Verletzung oder gar den Tod eines Pferdes zur Folge hatten, wurden streng geahndet und konnten den Verlust des Ordensgewandes nach sich ziehen. Das angebliche Geheimalphabet, das einige Templer-Esoteriker in der Handschrift der Ordensregel aus der Bibliothèque Nationale gefunden haben wollten, konnte durch die Historikerin Simonetta Cerrini als Heil-Zauber für Pferde entziffert werden.
Pferde und Maultiere wurden ebenso wie Getreide aus Europa (insbesondere Spanien) in den Orient importiert (zu einem Hauptumschlagsplatz wurden Sizilien und Apulien unter den Anjou) und befanden sich zunächst in der Obhut des Marschalls, bis der Meister weitere Verfügungen traf.
Philipp du Plessis
Siehe Plessis, Philipp du
Piacenza (Komturei, Italien)
Die Komturei von Piacenza war eines der Zentren der Templer auf der italienischen Halbinsel. Dabei spielten sowohl die geographisch günstige Lage, als auch die Kreuzfahrertraditionen der Stadt eine wichtige Rolle. Die Theorie, das Bernhard von Clairvaux diese Niederlassung bei seinem Besuch in der Stadt gegründet habe, ist ebensowenig beweisbar wie die Gründung durch Hugues de Payens. Die erste urkundliche Erwähnung der Templer in Piacenza ist erst aus dem Jahr 1172 erhalten geblieben.
1195 ist in einem Testament erstmals von einem Hospital des Templerordens die Rede, das klar vom Hospital der Johanniter unterschieden wird. Bereits 1180 ist eine Bruderschaft (consorcium) erwähnt, aber aus den Quellen geht nicht hervor, ob sie in diesem Hospital tätig war. 1280 wurde - vermutlich auf Betreiben des Bischofs - den Templern das Hospital S. Egidio übertragen, das sich vor der Porta Santa Brigida befand. In einer Urkunde von 1281 wird ausdrücklich vermerkt, das S. Egidio sich erst seit KURZEM in der Verwaltung der Templer befand. Es kann sich also nicht um das knapp hundert Jahre zuvor erwähnte Hospital handeln. Die Wahl des Rektors von S. Egidio bedurfte der Ratifizierung durch den Bischof.
Die Templerkomturei war ein Zentrum städtischen Lebens. 1187 wurden hier zum Beispiel die rectores gewählt, die die Wahl des Podestà überwachen sollten. 1220 fand in der Komturei ein Treffen zwischen den Konsuln und Gesandten von Mailand mit dem Podestà von Piacenza statt, bei dem der Podestà ersucht wurde, als Schlichter in den Auseinandersetzungen zwischen Adel und Bürgerschaft in Mailand zu zu wirken. 1250 wurde in der Templerkirche eine Versammlung zur Ratifizierung der Stadtstatuten abgehalten.
Streitigkeiten mit Bürgern der Stadt und den in der Nähe ansässigen Dominikanern gab es um Wasserrechte. Letzterer Konflikt wurde mit der Errichtung von Grenzstelen beigelegt, von denen eine noch heute auf dem Platz von S. Giovanni in Canale zu sehen ist. In Piacenza fanden mehrere Provinzialkapitel statt. Man weiß von 1244, 1268, 1271, 1281 (Anwesenheit von 30 Brüdern),1306 (Anwesenheit von 20 Brüdern).
Die Niederlassung S. Maria del Tempio befand sich an einer bedeutenden Handelsroute, außerhalb der Stadtmauern in der südwestlichen Vorstadt. Die Kirche unter dem Titel der Hl. Maria war ein einschiffiger Bau, der in der zweiten Hälfte des 12. Jh.s errichtet wurde. 1279 wurde mit dem Bau eines Glockenturms begonnen, der im 16. Jh. infolge eines Blitzschlages allerdings einstürzte. 1304 wurde der Sitz der Komturei von S. Maria nach S. Egidio verlegt; die alten Gebäude und Kirche gingen an die Dominikaner von S. Giovanni in Canale. Auch die Wasserrechte, die nahegelegene Mühle und einige Häuser gingen ohne weitere Auflagen an die Dominikaner. Die Päpste Benedikt XI. und Clemens V. ratifizierten die Transaktion. Die letzten baulichen Reste von S. Maria del Tempio verschwanden mit der Bombardierung im II. Weltkrieg.
1308 wurden die in Piacenza befindlichen Ordensbrüder in ihrem eigenen Haus inhaftiert, die Güter eingezogen und der Verwaltung des Inquisitors Guglielmo Cigala aus Genua unterstellt. Cigala führte über alle Ausgaben zum Unterhalt der Inhaftierten, die er von den Einkünften aus den eingezogenen Besitzungen abzog, akribisch Buch. Die Beziehungen zu den Inhaftierten waren aber keineswegs unfreundlich. Erzbischof Rinaldo da Concorezzo von Ravenna, Leiter des Prozesses in der Region, verlangte von den in Piacenza inhaftierten Templern die öffentliche purgatio canonica, einen Reinigungseid, der im Juli 1311 vor dem Bischof von Piacenza vollzogen wurde. Jeder einzelne Eid wurde von 12 Zeugen der Verteidigung (darunter Bürger wie Kleriker anderer Orden) beglaubigt - ein weiteres Zeichen für das gute Einvernehmen des Ordens mit der Kommune und dem Bischof. Nach dem Prozess kam der Komplex von S. Egidio mit all seinen Besitzungen an die Johanniter.
Komture (nach Bellomo):
~1214 Ottone Barba Scovata
~1244 Nicola de Celori
~1266-1271 Bianco da Pigazzano (gleichzeitig Komtur von Mailand)
~1286 Alberico
Pierre de Montaigu
Siehe Montaigu, Pierre de
Pierrevillers (Komturei, Frankreich)
Pierrevillers (auch Pierevillers) liegt im Département Moselle in Lothringen. Der Ort wurde im Jahre 960 erstmalig als Petraevillare erwähnt. Die Templerniederlassung wurde wahrscheinlich von Thibaut, Graf von Bar und Luxemburg, gestiftet, der im November 1213 fast seine gesamten Güter in Pierrevillersdem Orden vermachte. Allerdings unter dem Vorbehalt der Gerichtshoheit, des Waldes, sowie der Güter, die der Zuständigkeit von Maranges unterstanden. 1214 erfolgte die Bestätigung der Schenkung durch den Sohn des Grafen. Möglicherweise ist die Präsenz des Templerordens in Pierrevillers sogar noch älter, da die Wiesen in Bouzonville, die 1341 als ehemaliges Eigentum der Komturei von Pierrevillers vermerkt werden, aus dem Vermächtnis der Brüder Gérard und Guarin von Bouzonville aus dem Jahr 1146/7 herrühren sollen. Im Bezirksarchiv Lothringen befindet sich ein vom ehemaligen Johanniterarchiv in Metz übernommenes Schriftstück, laut welchem die oben genannten Brüder ihre Güter zu Bouzonville während ihrer Teilnahme am II. Kreuzzug dem Schutz des Templerordens unterstellten. Im Falle daß sie von diesem Kriegszug n icht zurückkehrten, sollten die Güter als Schenkung dem Orden zufallen (Hammerstein, S. 9, Nr. 6). Die Authentizität der Urkunde ist allerdings umstritten. Insgesamt sind 16 Urkunden erhalten, die jüngste aus dem Jahre 1303, die über Bestand und Besitzentwicklung der Komturei informieren. Im Jahre 1222 nahm Papst Honorius III. die Besitzungen der Tempelherren, welche dem Orden von dem Herzog Thiebaut von Lothringen, den Grafen Thiebaut von Bar und H. v. Vaudèmont sowie dem Herrn G. d`Aspremont geschenkt worden waren, unter Schutz (Hammerstein Seite 22 Punkt 60 Metzer Bezirksarchiv, Malteserfonds, Band A). In den "Inventaire de titres de la Commanderie " sind für den Zeitraum 1243 bis 1303 diverse Eintragungen über Finanzgeschäfte der Ordensniederlassung bzw. über Schenkungen an die Templer von Pierrevillers vermerkt (Hammerstein Seite 23 - 24, Punkt 61 - 71). Der erste Komtur von Pierrevillers findet 1275 Erwähnung. Nach der Aufhebung des Ordens wurde die Niederlassung von Pierrevillers mit ihren Gütern den Johannitern übereignet. 1314 ließ der Johanniterkomtur ein Güterverzeichnis des ehemaligen Templerhauses von Pierrevillers aufstellen. Laut diesem "Inventaire" erwarb der Johanniterorden sogar weiteres Eigentum in Pierrevillers.
Die Bausubstanz der Komturei wurde während des Hundertjährigen Krieges fast komplett zerstört. Lediglich Teile der Kirche überdauerten bis heute.
Artikel von F. Sengstock, Bearbeitung von A. Napp
Komture von Pierrevillers (nach den Urkunden bei Hammerstein):
1275, 1283, 1295, 1296 Renaud (die selbe Person?)
- Inventaire de titres de la Commanderie magistrale du petit St-Jean de Metz, qui se trouvent dèposès dans les archives du Grand-Prieurè de Champagne au Chàteau de Voulaine en l`annèe 1736, Handschrift des Bezirksarchivs Metz (Quelle)
- Hammerstein, Freiherr von: Der Besitz der Tempelherren in Lothringen, in: Jahrbuch der Gesellschaft für Lothringische Geschichte und Altertumskunde, VII. Jahrgang Band I. Teil 1895.
- Hirschmann, ?: Die Tempelherren in Deutschland" in Historisch- politische Blätter für das katholische Deutschland hrsg. von Georg Jochner - Band 159, München 1917, Seite 131 - 135.
- Kirch: St. Bernhard in Lothringen, in: Historisches Jahrbuch 19. Band, München 1908.
- Schüpferling, M.: Der Tempelherren- Orden in Deutschland, Bamberg 1915.
Pigazzano, Bianco da (Provinzmeister)
Bianco da Pigazzano stammte vermutlich aus dem Gebiet von Piacenza. 1244 amtierte er als Komtur von Asti und nahm an einem in Piacenza abgehaltenen Provinzialkapitel der Provinz Italien-Zentrum/Nord teil. 1267 taucht er in Urkunden als Komtur von Piacenza und Provinzmeister der Unterprovinz Lombardei/Norditalien auf (preceptor mansionis Placentie et rector et minister pro Templo in Lombardia). 1268 wurde er auf einem Provinzialkapitel zum Syndikus und Prokurator des Ordens ernannt. In dieser Eigenschaft entsandte er den Komtur von Modena, Guglielmo di Allessandria, als Unterhändler im Streit mit der Stadt Modena um das Hospital Sant'Ambrogio. Die bei den Verhandlungen erreichte Übereinkunft des Ordens mit der Kommuni wurde 1271 durch das Provinzialkapitel ratifiziert. Im gleichen Jahr amtiert Bianco da Pigazzano als Komtur von Piacenza und Mailand und Stellvertreter des Provinzmeisters der Lombardei. 1276 und 1278 erscheint er in den Quellen als Provinzmeister von (Nord)Italien (domorum milicie Temply in Ytalia generalis preceptor), ein Amt, das er bis in die 80er Jahre innehatte. Er starb vermutlich 1284/5.
Plessis, Philipp du (M)
Er wurde 1201 zum Meister gewählt. Im Juni 1202 schrieb er einen noch erhaltenen Brief an den Abt von Cîteaux, damals Arnaud Amaury, später päpstlicher Legat während der Albigenserkreuzzüge und Erzbischof von Narbonne. Hierin beklagt er die verzweifelte Situation der christlichen Staaten im Orient, die Verwüstung weiter Gebiete durch Krieg und das Problem der Flüchtlinge. Zudem habe man mit einer Trockenperiode und daraus folgenden Ernteeinbußen zu kämpfen, und ein Erdbeben habe Tyrus, Tripolis und Akkon heimgesucht und schwere Zerstörungen hervorgerufen - wenigstens aber sei die Niederlassung des Ordens unbeschädigt geblieben. Philipp du Plessis bittet den Abt von Cîteaux innigst um seine Gebete und betont, daß der Orden der Templer seine Wurzeln in den Cisterciensern habe und daß eine besondere Zuneigung beide verbinde.
Wie sein Amtsvorgänger war er im Konflikt mit dem armenischen König Leon II. wegen der Nachfolge im Fürstentum Antiochia und der Burg Gaston. Der angebliche "Krieg zwischen Johannitern und Templern" zu dieser Zeit fand niemals statt. Philipp de Plessis starb 1209, vermutlich während des Feldzuges gegen Al-Adil.
Polen
Auf dem Gebiet des heutigen Polen befanden sich im Mittelalter mehrere unabhängige und einander zum Teil feindlich gesinnte Herrschaftsgebilde: Pommern, Schlesien (unter deutscher Oberhoheit), das Land Lebus, Großpolen, Masowien und das Fürstentum Sandomir. Die Kreuzzugsidee wurde in Polen nur schwach rezipiert. Die Rivalitäten der lokalen Mächte begünstigten die Ansiedlung der Templer im Sinne einer Landkultivierung und Kolonisation, aber auch als 'geistliche Pufferzone' gegen den jeweiligen politischen Gegner. Im 13. Jahrhundert gingen so Schenkungen durch die Herzöge von Großpolen, Schlesien und Pommern sowie die Markgrafen von Brandenburg an die Templer. Da die Besitzverhältnisse nicht in allen Teilen geklärt sind, ist in manchen Fällen auch der ursprüngliche Schenker strittig.
Die älteste Niederlassung entstand in Klein-Öls. 1229 wurde Lietzen im Lebuser Land gegründet, mit Unterstützung von Herzog Heinrich I. Brodaty von Schlesien und dem Bischof von Lebus. Der Fürst von Großpolen, Ladislaus Odoniz, war ebenfalls einer der ersten Wohltäter des Ordens. Für beide Niederlassungen kamen die Ordensbrüder vermutlich aus Tempelhof-Berlin. 1232 übereignete er den Templern ein Hospital in Gniezno (von dem der Orden sich allerdings bald wieder trennte, 1243 wurde das Hospital den Rittern vom Heiligen Grab übergeben), einige Dörfer und Güter rings um Quartschen (Chwarszcany) und Krotoszyn. 1233 folgte eine weitere Schenkung von Odoniz im Netze-Land; das Gebiet umfasste bis zu 3000 Hufen, und 1234 verlieh der Herzog von Pommern dem Orden das Land Bahn. 1257 bestätigte eine päpstliche Bulle die Übereignung der Burg Luckow durch Herzog Boleslaw V. von Krakau an den Orden- dort sollte ein neues Bistum eingerichtet werden. Bis zum Ende des 13. Jhs. hatten die Häuser keine eigenen Siegel. Das Haupthaus befand sich ab etwa 1288 in Lietzen, ab 1291 in Quartschen. Ende des 13. Jahrhunderts war die Unterprovinz Polen dabei, eine eigene Provinz zu formen - die Auflösung des Ordens kam der Entwicklung dazwischen.
Das Netz der Ordenshäuser war nicht stabil, meist waren nicht mehr als 3-4 Brüder anwesend. Erst Anfang des 14. Jhs. sind 8 Brüder in Klein-Öls belegt. Die Mehrzahl der in den Quellen genannten Brüder sind Ritter; pro Haus gab es auch wenigstens einen Kaplan. Für das gesamte polnische Gebiet kann man mit nur etwa mit 40 bis 50 Ordensbrüdern rechnen. Die meisten Templer (soweit dies anhand der wenigen erhaltenen Namen zu rekonstruieren ist) stammten aus Familien des nordöstlichen Deutschlands oder aus deutschen Familien, die nach Schlesien ausgewandert waren. Ab und zu taucht auch ein polnischer Name auf.
Im Austausch gegen diese Schenkungen erwarteten die polnischen Magnaten die Hilfe der Templer gegen die Markgrafen von Brandenburg und gegen die Pruzzen. Letztere Erwartungen erfüllten die Templer nicht, da sie sich nicht an einer weiteren Heidenkampf-Front engagieren wollten. Auch in der Lokalpolitik wurde nicht eindeutige Stellung bezogen, sondern laviert, und so die eigene Unabhängigkeit gestärkt. 1261 verzichtete der Orden in einem Vertrag mit den Markgrafen von Brandenburg auf einen Teil seiner Güter zugunsten des Letzteren, darunter die Dörfer Cloesnitz, Warnick, Tamsel und Soldin. Der Grund der Abtretung, bzw. eventuelle Gegenleistungen sind der Forschung derzeit noch unbekannt.
In Polen ebenso wie in Ostdeutschland gründeten die Templer neue Dörfer, die sie mit deutschen Kolonisten besiedelten. 1286 wurde die Komturei Tempelburg, heute Czaplinek, nahe der Salzstrasse gegründet. Dort entstand eine kleine Stadt mit Burg und Kirche. 1241 beteiligten sich die Templer an der großen Schlacht gegen die Mongolen bei Liegnitz, wohl aber nur mit wenigen Vertretern. Ein Brief des französischen Provinzmeisters Pons d'Albon berichtet, in den Auseinandersetzungen seien 6 Brüder gefallen, darunter 3 Ritter und zwei Servienten.
Die Heilige Hedwig von Schlesien schätzte die Templer sehr, wie aus ihrer Vita hervorgeht, und auch der Bischof Hermann von Kamin lobte in einem Brief von 1261 den Orden enthusiastisch. Generell war die Zusammenarbeit zwischen Ordensbrüdern und lokalem Adel gut, wenn auch die Kreuzzugsidee auf polnischem Gebiet nicht wirklich Fuß gefaßt hatte und die Templer wiederum nur zögernd an den Einsätzen gegen die heidnischen Pruzzen teilnahmen. Die Entscheidung, keine weiteren Kräfte von den Kreuzzügen im Heiligen abzuziehen führte letztlich sogar zu einer Aufgabe von Besitzungen im Fürstentum Sandomir und in Masowien. Doch es gab auch schwere Auseinandersetzungen mit dem lokalen Adel. Im Jahre 1291 griff der Fürst von Pommern die Templer an und plünderte deren Güter, eine Tat, für die ihn die Exkommunikation traf.
Das Ende des Ordens verlief in Polen unblutig. Die meisten Güter wie auch die Ordensbrüder wurden von den Johannitern übernommen. Streitigkeiten gab es lediglich im Land Lebus, weil dort die Markgrafen von Brandenburg Anspruch auf die Besitzungen anmeldeten. Ehemalige Templer befanden sich zum Teil nach Ende des Ordens noch weiterin in geistlichen oder weltlichen Diensten oder traten in andere Orden über.
Besitzungen auf dem Gebiet des heutigen Polen, siehe auch: Klein-Öls, Quartschen, Röhrchen, Tempelburg
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- Spors, J.: Poczatki i stan poziadanica templariuszy w ziemi Kostrzynskiej w latach 1232-1261, dans: Studia i Materialy do Dziejow Wielkopolski i Pomorza 16, 2, 32 (1987), 111-128.
- Starnawska, M.: Zur Geschichte der Templer in Polen, in: Gahlbeck, Chr., Heimann, H.-D., Schumann, D. (Hrsg.): Regionalität und Transfergeschichte. Ritterordenskommenden der Templer und Johanniter im nordöstlichen Deutschland und in Polen, 2014, S. 47-62.
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- Starnawska, M.: Mnisirycerzs-szlachta. Templariusze i Joannici an pograniczu wielkopolsko-brandenbursko, pomorskim, dans: Kwartalnik Historyczny 99, 1 (1992), 3-31.
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- Zientara, B.: Henryk Brodaty i jego czasy, Warschau 1975.
Ponferrada (Komturei, Spanien)
Die im damaligen Königreich Kastilien-Leon gelegene Burg an der Pilgerstraße nach Santiago de Compostela und die zugehörige Stadt wurden im Jahr 1178 von Fernando II. dem Templerorden übereignet, der hier eine Komturei einrichtete. Auch diese städtische Ansiedlung erhielt im 12. Jahrhundert unter der Oberhoheit des Ordens eine Ummauerung. Im Zuge der Ereignisse des Prozesses gegen die Templer und den päpstlichen Verordnungen von 1308 stellte der damalige Provinzmeister von Kastilien-Leon die Besitzungen des Ordens inklusive Ponferradas unter den Schutz des Infanten Don Felipe. Nach Aufhebung des Templerordens 1312 befand sich Ponferrada zunächst im Besitz der Adelsfamilie der Osorio, um schließlich endgültig an die Krone zu fallen.
Im 15. Jahrhundert wurden weitgreifende Um- und Neubauten wurden vorgenommen, die aus der ursprünglich moderaten Anlage das große Ensemble formten, das man heute - inklusiver mehrfacher Restaurierungen - zu sehen bekommt. 1879 wurde Ponferrada zum Monumento Nacional erklärt.
Die Ruine von Ponferrada in den 20er Jahren des 20. Jh.s (Quelle: Luengo y Martinez). |
Das Haupttor nach den letzten Restaurierungen zu Beginn des 21. Jh.s. Dieser so fotogene und bekannteste Teil der Burg stammt allerdings nicht aus der Templerzeit, sondern wurde erst im 15. Jh. errichtet.(Bildquelle/Copyright: NVZ 2013, Wikimedia, CC BY-SA 3.0 es) |
Das Castillo Viejo, die eigentliche Templerburg (Quelle: Luengo y Martinez). |
Komture von Ponferrada (nach Luengo y Martinez):
~ 1178 Hermano
Helias
~ 1185 Fr. Terrenjor ?
~ 1198 Pedro
~ 1202 Fernande Tagaio
~ 1210 Rodrigo Fernández
~ 1211 Diego Manso
~ 1218 Diego Manso
~ 1225 Martinez Fernández
~ 1226 Diego Manso
~ 1230 Rodrigo Fernández
~ 1232 Diego Manso
~ 1240 Juan
~ 1246 Juan
~ 1249 Juan Fernández, el Viejo
~ 1251 Pedro Ares Gómez
~ 1252 Didacos Moreno
~ 1254 Arias Gomez
~ 1259 Pedro Rodriguez
~ 1260 Lope Sánchez
~ 1266 Rodrigo Yánez / Ibán Sagerado
~ 1271 Lorenzo Martinez
~ 1272 Gil Gato
~ 1275 Juan Galván
~ 1280 Ruy Garcia
~ 1293 Fernande Themes
~ 1294 Diego Perez
~ 1307 Ferrand Moniz
Pombal (Burg, Portugal)
Eine auf einem Hügel über der gleichnamigen Stadt gelegene Befestigung wurde den Templern um 1128 übereignet. Wann die heute noch sichtbare Burg mit ihrer von acht Türmen flankierten Mauer entstand, ist in der Forschung allerdings umstritten. Die Meinungen schwanken zwischen 1156 und 1171. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Außenmauern restauriert. Die Reste der Innenbebauung stammt laut Biller wohl größtenteils aus dem 15. und 16. Jahrhundert, ebenso wie Vorburg und Zwinger. Unter dem Innenhof befindet sich eine gewölbte Zisterne.
Portugal
Noch im gleichen Jahr, in dem das Konzil von Troyes den neuen Templerorden bestätigt hatte, reiste ein Bruder namens Raimond Bernard über die iberische Halbinsel und knüpfte erste Beziehungen. Die damalige Regentin von Portugal Teresa übereignete ihm eine kleine städtische Siedlung namens Fonte Arcada, und wenig später die Burg von Soura und die umliegenden Ländereien. Im Gegenzug versprachen die Templer, bei der Reconquista des Landes von den Mauren zu helfen. Auf diesem Fundament wuchs eine gute Zusammenarbeit zwischen Krone und Orden, weitere Schenkungen folgten in den nächsten Jahren. Die Verbindung zwischen Monarchie und Templern war allerdings nicht so eng und staatstragend wie später nach der Gründung des Christusordens, eine Verbindung, die viele Historiker rückwirkend das gleiche Verhältnis zwischen Templern und Krone postulieren ließ. Im Licht neuerer Urkundenstudien ist dies nicht haltbar. 1147, nachdem die Templer bei der Eroberung von Santarem Unterstützung geleistet hatten, gewährte der König dem Orden kirchliche Immunität im gesamten von den Mauren zurückgewonnenen Land. 1169 reagierte der Orden auf ein vom König ausgesprochenes entsprechendes Siedlungsangebot südlich des Tejo eher zurückhaltend.
Die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde für die Templer durch ihren Provinzmeister Gualdim Pais geprägt, unter dem 1160 zum Beispiel der Bau der großen Festung Tomar, aber auch weiterer Befestigungsanlagen begann. In den folgenden Jahren wurde von den Templern eine regelrechte Verteidigungslinie errichtet, die die Burgen von Almourol, Tomar und Cardiga einschloss. 1190 versuchte der König von Marokko, Tomar zu erobern und sich so ein Einfallstor in das christliche Portugal zu eröffnen. Der Versuch scheiterte und trug weiter zum hervorragenden Ruf der Templer bei. Es gelang ihnen, um Tomar und Coimbra ein Territorium zu sichern, in dem sie alle Patrimonialrechte innehatten. Erst unter König Alfonso III. in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts verringerte sich das Wohlwollen der portugiesischen Könige gegenüber dem Orden.
Nach dem päpstlichen Erlaß zur Verhaftung der Templer in ganz Europa 1308 wendete sich jedoch das Blatt erneut. König Dinis I. erwies sich als Helfer des Ordens und sorgte für die Sicherheit seiner Mitglieder in portugiesischem Territorium. Hinzu kam, daß das Konzil von Salamanca 1310 nach Beschluß der Diözesankommissionen die spanischen Templer für unschuldig erklärte. Im Jahre 1318 gründete Dinis einen neuen Orden, den sogenannten "Christus-Ritter-Orden", der Mitglieder und Güter des aufgelösten Templerordens übernahm. Die Archive des portugiesischen Zweiges gingen zum Teil ebenfalls in den Besitz des Christusordens über; einige Dokumente gelangten jedoch in das Kronarchiv. Nach der Auflösung des Christusordens 1833 kamen auch die dort gelagerten Archivalien in das Kronarchiv von Torre do Tombo.
Im 15. Jh nannte der Verfasser der Ordenações Afonsinas, die "Sodomie" als Grund des Vorgehens gegen die Templer und meinte, der Orden sei zu Recht vernichtet worden. Die Ansicht blieb allerdings in der portugiesischen Geschichtsschreibung die Ausnahme. Generell war man den Templer gegenüber neutral eingestellt bis wohlgesonnen.
(Zum Vergrößern bitte anklicken)
Siehe auch: Almourol, Pombal, Tomar.
Provinzmeister:
~1128-1139 Guilherme
Ricardo
1139-1156 Hugo Martins
1156-1159 Pedro Arnaldo
1159-1195 Gualdim Pais
1195-1199 Lopo Fernandez
1199-1206 Fernando Dias
1206-1212 Gomes Ramirez
1212-1221 Pedro Alvares
1221-1224 Pedro Annes
1224-1234 Martin Sanches
1234-1237 Estevao de Belmonte
1237-1240 Pedro Nunes
1240-1243 Guilherme Fulcon
1243-1246 Martin Martins
1246-1251 Pedro Gomes
1251-1253 Paio Gomes
1253-1265 Martin Nunes
1265-1272 Gonzalo Martins
1272-1280 Beltrao de Valverde
1280-1283 Joao Escriptor
1283-1291 Afonso Gomes
1291-1293 Lourenzo Martins
1293-1311 Vasco Fernandes
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- Goncalves J. P.: Templarios em Monsaraz, in: Anuario de Estudios Medievales 11 (1981), S. 679-686 (Architektur).
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Prag (=Praha, Komturei, Tschechien)
Die Prager Templerkomturei bei St. Laurentius wurde wahrscheinlich zwischen 1230 und 1238 gegründet. Erwähnt wird sie in mehreren Urkunden, sowie im Dresdener Manuskript der „Zweiten Fortsetzung der Chronik des Kosmas“ von 1340 und der "Chronik Neplachov's" von 1371. Laut der 1718 erschienenen "Böhmischen Chronik" Wenceslaus Hájeks war es König Wenzel I. selbst, der 1249 dem Orden die St. Laurentiuskirche schenkte. Das vorhandene Gotteshaus (übrigens der Legende nach eine vom Hl. Wenzel errichtete Rotunde) wurde umgebaut, damit es den neuen Erfordernissen gerecht wurde, und ausserdem eine Klosteranlage für die Ordensbrüder errichtet. Diese Arbeiten dauerten bis in das Jahr 1253. Die "Böhmische Chronik" nennt als Verantwortlichen für die Bauarbeiten einen 'Obersten Meister des Ordens' namens Peter Ostrew. Möglicherweise handelt es sich um den Komtur der Prager Niederlassung. Unter dem folgenden Provinzmeister Peter Berka seien die Klostergebäude erreichtet und der Komplex "Jerusalemkloster" genannt worden.
Erst auf das 18. Jh. (Jaroslaus Schaller) geht die Annahme zurück, dass sich weitere Besitzungen in der Langen Straße befunden haben könnten, wo sich "kapellenähnliche Kellerstrukturen" befanden. Ein "Zum Templ" genanntes Haus in der Templerstraße, in dessen Keller sich die Templer nach Auflösung des Ordensversammelt haben sollen, wird in der "Geschichte Prags" von E. Ruth (1922) erwähnt. Die Bezeichnung in templo taucht bereits 1363 in einer Urkunde auf. Anfang des 18. Jhs. vermutete man hier die erste Prager Niederlassung mit Kirche St. Paul und einem Krankenhaus - gesicherte Nachweise über Ordensbesitz gibt es jedoch nicht. Einer angebliche Niederlassung am Altstädter Ring, zugeschrieben aufgrund eines "Templergemäldes", ist jegliches historische Fundament abzusprechen.
Am 07.09.1294 gab König Wenzel seine Einwilligung zum Verkauf des Gutes Wodochot (=Odolena Voda), der durch Provinzmeister Ekko und die Brüder von St. Laurentius mit dem Prager Erzbischof Tobias abgeschlossen worden war. Über den Erhalt der Kaufsumme wurde dem Erzbischof eine Quittung ausgehändigt, die der Provinzmeister für Deutschland, Slavien, Böhmen und Mähren, zu dieser Zeit Betram von Esbek, am 25.05.1295 ausstellte. In ihr wird Bruder Ekko, amtierender Komtur von Scheikwitz und Aurschinewes , als durchführender Verkäufer und Geldempfänger benannt. Zur Niederlassung in Prag gehörte ein Hof im damaligen Dorf Rudgerslag ( = Riegerschlag, tsch. Lodherov), der den Templern von Ritter Ulrich II. von Neuhaus 1297 geschenkt wurde.
Nach der Aufhebung des Templerordens fiel auch die Prager Komturei an die Johanniter, wo der Besitz jedoch nur kurz verblieb. Bereits am 09.05.1313 verkaufte der Johannitermeister Berthold den Templerhof an die Dominikanerinnen, die bisher bei St. Anna gewohnt hatten. Anfang 1321 begannen die Dominikaner mit dem Umbau der Templerkirche, den sie nach 1339 vollendet haben. Die Templerkirche St. Laurenz wurde abgerissen und an ihrer Stelle die große gotische Kathedrale St. Anna erbaut. Von den Vorgängerbauten legen nur archäologische Funde aus dem Jahren 1956/7 noch Zeugnis ab. Um die Restaurierung der St. Annakirche kümmert sich heute eine ökumenische Stiftung.
Komturei und umgebaute St.-Laurentiuskirche. Die Vorgänger-Rotunde (li.) wurde als Abschluss
in den Langhausbau integriert. (Quelle: http://www.techartis.cz/Anna/Historie1.htm Dez. 2019 nicht mehr abrufbar)
1867 gab Prokop Chocholoušek in seinem Templerroman eine fantasievolle Beschreibung des längst nicht mehr existierenden Prager Templersitzes: ,,Es war ein großes Haus, quadratisch, auf den ersten Blick ein wunderschöner Palast, aber wer sein Äußeres genau betrachtet, wird bald erkannt haben, dass es eine extrem starke Festung ist, eine fast uneinnehmbare. Alles, was als Dekoration diente, war in der Hauptsache zum besseren Schutz des Palastes; zahlreichen Türmchen, sehr schön gebaut, waren Aufenthaltsorte für Bewaffnete, von dort aus könnten sie mit Waffen den Feind bekämpfen; selbst der große Turm mit der großen goldenen Kuppel hatte den Zweck, dass von der Höhe die Umgebung beobachtet werden konnte, und wenn erforderlich, könnten militärische Mittel zum Einsatz mit zusätzlichem Vorteil kommen. Das Dach war flach, mit einem hohen festen Geländer, hinter ihm patroullierten Wachen, die nur vom Kopf bis zur Brust gesehen werden konnten. ... Über dem Tor schmückte eine Reihe von Marmorsäulen, in ein Wandschild waren zwei Ritter auf einem Pferd reitend eingeschnitzt, und oben auf dem Hauptturm wogten im Winde schwarz-weiße Banner, auf denen in der Sonne die goldene Inschrift funkelte: „Nicht uns, oh Herr! Nicht uns, sondern zur Ehre Deines Namens!" Das war Jerusalem, der Haupthof der Templer, der Sitz des Böhmisch-Mährischen Großmeisters.... Das Burgtor führte auf einen großen quadratischen Vorhof, von dort begann ein niedriger gewölbter Durchgang, der in einem kleineren Hof endete. An allen Seiten des großen Vorhofs waren breite Steintreppen, die in die große Halle mündeten, rund um das Haus verliefen, sich auf den Vorhof öffneten und mit niedrigem Gitter-werk mit Spalten in römischem Stil ausgestattet waren, auf ihnen ruhte ein zweiter Himmel, von da führte eine Tür in die Haupthalle und zu den Kammern des Großmeisters."
Eine Skurrilität: die angeblichen Templer/Freimaurergemälde mit geheimen Symbolen, die im 19. und 20. Jahrhundert für einige Aufregung sorgten, waren um 1810 nach den Entwürfen des letzten Besitzers des Gebäudes angefertigt worden, der dieses dadurch touristisch aufzuwerten gedachte.
Artikel unter Mitwirkung von F. Sengstock und H. Paulus
Komture:
1249-53 Peter Ostrew (?)
~1267 Sulizlaus (?)
~1294 Ekko
- Hájek z Libočan, Václav (Übers. v. Sandel, Johannes) Wenceslai Hagecii von Libotschan, Böhmische Chronik, vom Ursprung der Böhmen, von ihrer Hertzogen und Könige, Grafen und Adels Ankunfft..., Leipzig 1718, S. 422 (Digitalisat)
- Horky, Joseph Edmund: „Die Tempelherren in Mähren. Sagen, Untersuchungen, Geschichte“, Znaim 1845 S. 71
- Melichar, Jaroslav, alias Böhmischer Templer: Templáří v zemích českých králů - ČECHY (Die Templer in den Ländern der tschechischen Könige), Verlag MH Beroun, 2009
- Schüpferling, Michael: „Der Tempelherren- Orden in Deutschland“, Dissertation philos. Fakultät der Universität Freiburg in der Schweiz, Bamberg 1915 S. 162 - 165
- Widmer, Georg, Wilhelm, Justin: „Über die Verbreitung und den Untergang des Templerordens in Deutschland und Österreich im XXXVI. – Jahresbericht der k.k. II. deutschen Staats-Realschule in Prag-Kleinseite; Prag 1909
Profess
Siehe Ordensaufnahme.
Prokuratoren
Ein Prokurator (actor, sindicus, nuntius) war ein eigens bestellter Rechtsvertreter, der die Anliegen eines Ordenshauses oder einer Provinz gegenüber einer anderen Instanz vor Gericht vertrat. Ein Prokurator wurde mit einem schriftlichen Mandat (cum litteris procuratoris), durch den Provinzmeister oder den Visitator ernannt. Es gab Ordensbrüder, die zu Prokuratoren ernannt wurden, aber auch externe Personen. Besondere Berühmtheit erlangten die während des Prozesses bestellten Prokuratoren.
Provence
Die Ordensprovinz Provence wurde 1239 gegründet. Zuvor hatte das Gebiet eine politische Einheit mit Katalonien gebildet. Eines der ersten Ordenshäuser auf dem Gebiet der Provence befand sich seit 1120 in St. Gilles; bereits 1138 waren die Templer in Arles präsent, sehr früh ebenfalls in Marseille, das mit seinem Hafen einen wichtigen Ankerpunkt für den Truppen- und Pilgertransfer in den Orient bildete. Etwa 30 Niederlassungen können aufgrund archäologischer Überreste und urkundlicher Quellen heute noch in der gesamten Provence festgestellt werden - dies heißt aber nicht, daß dies die exakte Zahl der je dort befindlichen Häuser ist. Eine große Zahl der Ordenshäuser befindet sich dabei an den Verkehrs- und Handelswegen, besonders der Rhône (Saint-Paul-Trois-Châteaux, Orange, Avignon, Tarascon, Arles, Saint-Gilles), aber auch entlang der Durance und den Mittelmeerhäfen. Andere lagen an den Pyrenäenübergängen und waren besonders für die Santiago-Pilger bedeutsam.
Generell scheinen die Provenzalen, und mit ihnen die Marseiller, den Johannitern den Vorzug gegeben zu haben: mehrere Mitglieder der gräflichen Familie ließen sich in Johanniterkirchen bestatten (so Alphonse II sogar 1209 in Marseille), und 1245 machte Raimon Berenger V. die Johanniterkirche von Aix sogar zur offiziellen Grablege der Familie. In den jahrzehntelangen Auseinandersetzungen der toulousaner und provencalischen Grafen um die Region von S. Gilles waren beide Ritterorden Teil der Politik, Privilegierungen erfolgten wohl überlegt. Beide Orden spielten auch eine bedeutende Rolle in der landwirtschaftlichen Kultivierung, vor allem der Salzgewinnung. In Marseille hatten die Templer hatten Niederlassung und eine Kirche in der ville vicomtale direkt im Hafen, am Platz der heutigen, aus dem 15. Jahrhundert stammenden Kirche St-Ferreol. Marseille und sein Hafen waren von strategischer Bedeutung für den Templerorden, aber der Totalverlust der Archive erlaubt keine Aussage über den Ursprung des dortigen Ordenshauses. Doch beweist eine Urkunde, dass es bereits vor 1173 existiert haben muss. Der Marseiller Templerkomturei unterstanden etwa noch vier kleinere Niederlassung im Umland, in Berra, Marignane, Gémenos und Aubagne. Zwistigkeiten mit der Marseiller Stadtkommune veranlassten den Orden schliesslich, von 1219 bis 1234, seine maritimen Aktivitäten nach Montpellier zu verlagern. Auch Schiffe des Templerordens waren in Marseille stationiert, um den Pilgerverkehr zu unterstützen. Namentlich bekannt sind die "Bonne-Aventure" um 1248 und die "Rose" um 1290. Hierbei ist jedoch nicht nachweisbar, ob die Orden tatsächlich Eigentümer der Schiffe waren, oder diese nur für ihre Zwecke gemietet hatten. Von einer großen 'Flotte' des Ordens kann nicht die Rede sein.
Von der Ausweitung der Machtsphäre der neuen provencalischen Grafen aus dem Haus Anjou in das Königreich Neapel / Sizilien profitierten die Templer zunächst, da Süditalien eine wichtige Etappe nach Zypern und Palästina darstellte. Das Haus Anjou fand treue Unterstützer in den Templern. Meister Guillaume de Beaujeu befürwortete den Anspruch Charles I. auf den Thron von Jerusalem. Charles II. stattete die Templer mit einigen Privilegien und und Zollerleichterungen aus, um die nach dem Verlust des Heiligen Landes entstandene finanzielle Bürde zu erleichtern.
Provinzmeister der Unterprovinz Aragon-Katalonien:
~1134-1143 Hugues
de Vezian
~1151-1169 Bego de Veireriis
~1179 Berengar d'Avinon
1184-1189 Pons Rigault
~1190 Arnaud de Toulouse
1195-1202 Deodat de Breisac
~1205-1210 Guillaume Cadeilh
~1210 Bermond
~1212 Jourdain
~1214 Guillaume de Saignon
1217-1218 Guillaume d'Ailly
~1229 A.... de Sannis
~1235 Giraud
Provinz Provence:
~1246 Etienne
de Beaumont
1248-1250 Roncelin de Fos
1251-1259 Raimbaud de Caromb
1260-1278 Roncelin de Fos
1280-1298 Pons de Brochet
~1302 Gui Adémar
1303-1308 Bernard de Rocca
- Carraz, Damien: L'ordre du Temple dans la basse vallée du Rhône (1124-1312). (Ordres militaires, croisades et societés méridionales), Lyon 2005.
- Durbec, Antoine-Joseph: Templiers et Hospitaliers en Provence et dans les Alpes-Maritimes (Sammeledition diverser Aufsätze des Autors zum Thema), Grenoble 2001.
Provinzen
Die Einführung von einzelnen Provinzen war nicht nur eine Notwendigkeit besserer Verwaltbarkeit, sondern vor allem eine Reaktion auf das neue Rechtsverständnis. Die Provinzen besaßen eine vom Papst anerkannte Rechtsfähigkeit als Personenverband - nicht nur der Orden als zentralisierte Einheit.
Die Retrais der Regel, redigiert um 1165, zählen 7 Provinzen des Ordens auf: Frankreich, England, Poitou, Aragon, Portugal, Apulien und Ungarn, aber bereits damals existierten weitere Provinzen. Gemäß der politischen Teilung der 60er Jahre des 12. Jahrhunderts umfaßten diese Provinzen folgende Regionen: Frankreich: Ile de France, Champagne, Burgund. Poitou: Poitou und Aquitanien. England: England, Schottland, Normandie. Apulien: Apulien und Sizilien. Ungarn. Portugal.
Mit Hilfe der Prozessakten kann man die Entwicklung der Ordensprovinzen bis zum Ende des Ordens nachzeichnen. Am Anfang des 14. Jahrhunderts existierten demnach: Frankreich, Provence, Aquitanien und Poitou (unter einem Provinzmeister ab 1301), Normandie, Auvergne, Aragon/Katalonien einschliesslich Mallorcas, Kastilien/Leon, Portugal, England mit der Unterprovinz Irland, Deutschland, Norditalien mit Rom, Apulien und Sizilien, Ungarn. Die Insel Zypern war der Hauptsitz des Ordens nach dem Verlust des Heiligen Landes und besaß keinen eigenen Provinzmeister. Welche Niederlassungen als Zentrum einer Provinz angesehen wurden, wandelte sich in einigen Ländern gemäß der weltlichen politischen Entwicklung, besonders auf der iberischen Halbinsel. Gewöhnlich fanden in den Provinzhaupthäusern die jährlichen Provinzialkapitel statt, zu denen die Komture der einzelnen Häuser zu erscheinen hatten und ihre schuldigen Gelder abzuführen.
Laut der Ordensregel sollten die Provinzmeister durch den Meister und das Generalkapitel ernannt werden. Anfang des 14. Jh.s scheinen auch die Stellvertreter des Meisters im Westen diesbezügliche Autorität gewonnen zu haben. Gewöhnlich wurden Provinzmeister aller vier Jahre zur Rechenschaftslegung vor das Generalkapitel beordert. Eine der Hauptaufgaben der Provinzmeister war die Sammlung der schuldigen Responsiones, der Subsidien, die jedes Ordenshaus für den Unterhalt der Brüder und Häuser im Orient zu leisten hatte. Die in den Quellen für die Provinzmeister auftauchenden Bezeichnungen variieren. Man findet magister, preceptor, magister et procurator, aber im Zusammenhang mit den Templern auch eher überraschende rector et minister oder prior.
Prozess
Der Prozess gegen die Templer nahm seinen Anfang im Königreich Frankreich. Philipp IV. hatte die Verhaftung der Templer in seinem Reich in Übereinstimmung mit seinem Rat am 14. September 1307 beschlossen. Briefe wurden zu allen Vasallen und Beamten des Königreichs gesandt, die genaue Anordnungen für die am 13. Oktober geplante Polizeiaktion enthielten. In seinem Arrestationsbefehl stützt sich König Philipp IV. auf Gerüchte und Denunziationen, durch die er sich gezwungen gesehen habe zu reagieren. Das Schreiben spricht von einem vehementen Verdacht der Häresie und präzisiert die vier ersten Anklagepunkte gegen die Templer. Die Erklärung des vehementen Verdachtes und die damit ausgesprochene Infamie rechtfertigte seit dem 13. Jahrhundert die Eröffnung eines kanonischen Verfahrens. Das so veröffentlichte Faktum der Infamie beinhaltete gleichezeitig die Exkommunikation des Beschuldigten. Damit schuf der König ein Präjudiz noch vor der eigentlichen Prozesseröffnung. Gegen die Privilegien des Ordens und auch gegen das Kirchenrecht verstossend, fanden die ersten Verhöre der Ordensbruder vor Beamten des Königs statt. Die Anwendung der Folter bis zum Bekenntnis wenigstens der Hauptanklagepunkte war ausdrücklich befohlen im Arrestationsbefehl. Nur einige Protokolle dieses ersten Verfahrens sind erhalten: aus Beaucaire, Bigorre, Caen, Cahors, Carcassonne und Nîmes.
In einem zweiten Verfahrensgang wurde ab dem 19. Oktover 1307 die Inquisition hinzugezogen. Einige Fragmente der in Chaumont, Troyes und Renneville aufgenommen Protokolle sind überliefert. Die 138 Gefangenen im Temple von Paris, deren Protokolle ebenfalls noch existieren, gestanden alle außer fünf Brüdern die ihnen vorgeworfenen Verbrechen. Am 24. Oktober fand das erste Verhör des Meisters Jacques de Molay durch den dominikanischen Inquisitor Guillaume Imbert ebenfalls in Paris statt.
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Verhör Jacques de Molays, Protokoll mit Notariatssigneten aus Paris, 1307. Paris, Archives Nationales J 413 Nr. 18. (Bildquelle/Copyright: Paris, Archives Nationales) Mitte: Verhörprotokoll mit Signeten aus Troyes, 1307, Paris, Archives Nationales J 413A Nr. 16 (Bildquelle: Katalog: Les Templiers. De Jérusalem aux commanderies de Champagne, 2012) Re.: Verhörprotokoll aus Caen, vor Inquisitor von Paris, Paris, Archives Nationales J 413, Nr. 20.(Bildquelle/Copyright: Paris, Archives Nationales)
Während dieser ersten beiden Verfahren wandte man einen Verfahrensmodus an, der noch nicht genau definiert war und der später "summarisches Verfahren" genannt werden sollte, und in dem die Rechte der Angeklagten im Vergleich zu traditionellen Prozessformen starken Einschränkungen unterworfen wurden. Die noch existierenden Protokolle weisen starke Parallelen zwischen den einzelnen Geständnissen auf, jedoch nur im lokalen Rahmen einer Protokollserie. Ursache dieser Parallelen ist die Praxis der Verhörführung und die Formalisierung der Protokolle.
Am 27. Oktober 1307 protestierte Papst Clemens gegen die Verhaftung der Templer, die angewandte Folter und die Einziehung der Güter. Am 28. Oktober ließ König Philipp IV. den Meister Jacques de Molay und einige andere Brüder vor einer Versammlung von Prälaten und Doktoren der Universität auftreten. Der Meister anerkannte öffentlich sämtliche dem Orden vorgeworfenen Verbrechen und siegelte sogar ein Schreiben, mit dem er alle Templer aufforderte zu gestehen. Die Gründe dieser Handlung sind unbekannt. Möglicherweise wollte Jacques de Molay seine Mitbrüder vor weiterer Folter schützen, darauf vertrauend, dass der Papst das unrechtmäßige Verfahren ohnehin für null und nichtig erklären würde. Die folgenden Wochen vergingen mit geheimen Verhandlungen von Clemens V. und König Philipp. Sie endeten am 22. November mit der Bulle Pastoralis Praeeminentiae die die Verhaftung der Templer nunmehr in allen Ländern, aber auch deren Überstellung an die Kirche, anordnete. Papst Clemens sandte zwei Kardinäle nach Paris, damit sie das Verfahren neu aufrollten. Vor ihnen widerriefen sowohl Jacques de Molay, als auch die übrigen Großwürdenträger -- Hugues de Pairaud, Visitator von Frankreich; Godefrois de Charny, Provinzmeister der Normandie und Godefrois de Gonneville, Provinzmeister des Poitou -- ihre vorigen Geständnisse. Zu Beginn des Jahres 1308 suspendierte Papst Clemens die Gewalt der Inquisitoren in der Templerangelegenheit mit der Begründung ihres nicht authorisierten und voreiligen Eingreifens. König Philipp versuchte daraufhin, sich von den Doktoren der Universität die theoretische Grundlage seines Eingreifens zu beschaffen. Darüberhinaus berief er die Generalstände nach Tours ein, auf die Unterstützung des Bürgertums bauend. Durch die Propaganda des Königs quasi selbst mit einer Anklage wegen Unterstützung der Häresie bedroht, stimmte der Papst am 29. Mai 1308 einer Verhandlung mit Philipp IV. zu.
Vom 28. 6. bis zum 1. 7. fand das dritte Verfahren des Templerprozesses statt. Hierbei wurden 72 durch die Agenten des Königs ausgewählte Templer aus dem ganzen Königreich dem Papst und einer Kardinalskommission vorgeführt. Die Mitglieder dieser Kommission -- Pierre, Bischof von Penestrina, Bérengar Frédol, Bischof von Beziers, sowie Thomas de Sainte Sabine, Etienne de Suisy, Landulph und Pietro Colonna -- saßen den Verhören getrennt vor. 33 Protokolle sind überliefert. Sie enthalten die Geständnisse von 19 Servienten, unter ihnen drei Komture, 10 Rittern, unter ihnen 7 Komture und 4 bereits aus dem Orden ausgestossenen ehemaligen Templern, unter ihnen ein Priester. Im Textvergleich bieten die Geständnisse kein homogenes Bild, da sich die Zeugen weitgehendst an ihren früheren, vor den Beamten des Königs oder der Inquisition abgelegten Geständnissen orientierten (in den Fällen, wo jene noch erhalten sind, sind mit diesen Übereinstimmungen festzustellen). Denn nur wenn die Zeugen ihre früheren Geständnisse wiederholten, hob man die auf ihnen lastende Exkommunikation auf. Der Meister und die Würdenträger wurden in der Burg von Chinon eingekerkert und im August des selben Jahres ebenfalls durch die Kardinäle befragt.
Nach dieser Farce scheint der Papst von den Verbrechen des Ordens überzeugt gewesen zu sein. Jedenfalls hob er die Suspension der Inquisition auf und befahl den kanonischen Prozess gegen die Templer und ihren Orden mit der Bulle Subit assidue. Von da an oblag es den Bischofen und Erzbischöfen der einzelnen Kirchenprovinzen, auf Diözesankonzilien gegen die Personen des Ordens vorzugehen. Die Untersuchung gegen den Orden als Organisation wurde einer anderen päpstlichen Kommission übergeben. Die Bulle Faciens misericordiam, veröffentlicht am 12. August 1308, enthielt eine detaillierte Liste mit neuen Anklageartikeln und exakte Anweisungen für die Arbeit der Diözesankommissionen. Am selben Tag berief Clemens V. mit der Bulle Regnans in Caelis für das Jahr 1310 ein allgemeines Konzil nach Vienne ein.
Die päpstliche Kommission zur Untersuchung gegen den Orden konstituierte sich in Paris. Ihre Mitglieder waren Gilles Aycelin, Erzbischof von Narbonne, Guillaume Durant, Bischof von Mende, Raynald de Laporte, Bischof von Limoges, Guillaume de Trie, Bischof von Bayeux, Matthäus von Neapel, Apostolischer Notar, Johannes von Mantua, Erzdiakon von Trient, Jean de Montlaur, Erzdiakon von Maguelonne und Guillaume Agarni, Probst des Domkapitels von Aix-en-Provence. Nicht allein die Templer, sondern alle Personen, die eine Aussage machen wollten, sind diesmal durch öffentliche Zitation vor die päpstliche Kommission geladen. Zum ersten Mal ist auch eine Verteidigung eingefordert. Aber erst im Frühjahr 1309 werden die beiden Bullen in alle Länder ausgesandt. Aufgrund von Kompetenzstreitigkeiten und der verspäteten Bekanntmachung der Vorladung an die Templer selbst beginnt die päpstliche Kommission erst im November 1309 mit ihrer Arbeit. Am 26. November fand das erste Verhör von Jacques de Molay vor der Kommission statt. Er erklärte sich bereit, den Orden zu verteidigen und bat um die notwendigen Mittel für diese Verteidigung. Zwei Tage später fand das zweite Verhör des Meisters statt. Diesmal bat er die Kommissare, ihn mit dem Papst selbst sprechen zu lassen, was ihm jedoch nicht gestattet wurde.
Ab Februar 1310 präsentierten sich eine große Zahl Templer in Paris, die den Orden verteidigen wollten. Schließlich erreichte ihre Zahl 560. In einer zweiten Sitzung von April bis März 1310 befragte die päpstliche Kommission die Zeugen nach einer neuen Liste von 128 Anklagepunkten. Am 2. März wurde der Meister zum dritten Mal vor das Tribunal geführt. Am 28. März erklärten sich die im Garten des bischöflichen Palais in Paris versammelten Verteidiger erneut bereit, auszusagen. Die Kommission entschied aufgrund ihrer großen Zahl, dass sie Vertreter wählen sollten. Sie ernannten Pierre de Bologne, früher Prokurator des Templerordens beim Heiligen Stuhl, Rainald de Provins, Komtur von Orleans, sowie die Ritterbrüder Guillaume de Chambonnet und Bertrand de Sartiges. Diese Brüder erhielten die Freiheit, die Verteidigung zu organisieren, die Gefangenen zu besuchen und sie vor der päpstlichen Kommission zu vertreten. Doch am 12. Mai 1310 verurteilte der Erzbischof von Sens Philipp de Marigny -- Vorsitzender der Diözesankommission, unter deren Jurisdiktion auch das Bistum Paris und damit die dort weilenden Templer fielen -- 54 Ordensbrüder, die ihre früheren Geständnisse widerrufen und erklärt hatten, den Orden vor der päpstlichen Kommission verteidigen zu wollen, zum Scheiterhaufen.
Hinrichtung von Templern. Miniatur, 14. Jh. aus der französischen Chronique de Saint Denis, London, British Library MS Royal 20 C. VII, fol. 44v. (Bildquelle/Copyright: British Library, Gemeinfrei)
Daraufhin sah sich die päpstliche Kommission gezwungen, am 30. Mai ihre Arbeit einzustellen. Im Dezember des gleichen Jahres nahm sie sie wieder auf, doch war sie auf verlorenem Posten: Am 18. März 1311 befahl Papst Clemens allen kirchlichen und weltlichen Fürsten eine strengere Anwendung der Folter um die noch nicht geständigen Templer zum Geständnis zu bewegen. Viele von denen, die früher den Orden entlastet hatten, machten nun zumindest teilweise Geständnisse. Der Großteil der durch die päpstliche Kommission aufgenommenen Protokolle datiert aus dieser letzten Sitzungsperiode bis Mai 1311, als die Arbeit auf den Befehl des französischen Königs definitiv eingestellt wurde. Die Protokolle sind sehr kurz, enthalten selten mehr als die Antwort zu den Hauptanklageartikeln ansatt des kompletten Fragekatalogs mit 128 Punkten. Die Parallelen, die man bei der Prüfung der Protokolle zwischen den Aussagen entdecken kann, resultieren daraus, dass die gemeinsam nach Paris überführten und gefangengehaltenen Zeugen sich an früheren Aussagen vor ihren jeweiligen Diözesankommission orientieren. So kann man Ähnlichkeiten zwischen im Limousin verhörten Templern entdecken, auch wenn jene von ganz verschiedenen Persönlichkeiten in den Orden aufgenommen wurden, wohingegen die Prüfung der Ordensaufnahmen durch eine bestimmte Person -- die natürlich nicht nur im Limousin stattfanden -- eine große Bandbreite aufweisen. Ein vereinheitlichender Faktor war weiterhin die Formalisierung der Protokolle. Heute existieren noch 193 von ihnen. Es sind die Aussagen von 177 Servienten, unter ihnen eine große Anzahl Komture, 16 Rittern und 20 Priestern.
Der Prozess in der zum größten Teil unter französischer Lehnshoheit stehenden Grafschaft Flandern wurde durch die von Philipp IV. und den französichen Inquisitor Wilhelm von Paris im September 1307 abgesandten Briefe eingeleitet. Zustand für die flandrischen Gebiete war der königliche Bailli von Amiens. Zunächst schein Graf Robert de Béthune etwas Widerstand geleistet zu haben, denn am 13. November 1307 folgte ein weiterer Brief des Königs von Frankreich, die Templer der Grafschaft der Jurisdiktion des Bailli von Amiens zu überstellen. Wie auch in anderern Ländern wurden die Güter beschlagnahmt. Während der Generalstände in Tours sprachen sich der Graf von Flandern und sein älterster Sohn, Graf von Nevers und Rethel, für entschiedene Maßnahmen gegen die Templer aus - unter politischem Druck? Denn die Beziehungen der Templer zur Grafenfamilie war stets eng gewesen. Über die Arbeit der Provinzialkommissionen in Flandern ist noch nichts bekannt. Einige flämische Ordensbrüder wurden vor die Generalkommission in Paris gesandt, darunter der damalige Provinzmeister Goswin de Brugis (von Brügge). Sie erklärten, den Orden verteidigen zu wollen.
Der Prozess in Norditalien wurde wie alle Verfahren außerhalb Frankreichs durch die Bulle Faciens misericordiam von 1308 iniziiert. Man kennt drei Kommissionen, die das Verfahren sowohl gegen den Orden als Institution, als auch gegen die einzelnen Ordensbrüder führten: die Kommission für die Lombardei und die Toskana unter dem Vorsitz des Erzbischofs von Pisa, des Bischofs von Florenz und eines Kanonikers aus Verona; die Kommission für die Romagna unter dem Vorsitz des Erzbischofs von Ravenna; die Kommission für das Patrimonium Petri - den Kirchenstaat - und das Herzogtum Spoleto unter dem Vorsitz des Erzbischofs von Sutri. Die Kommissionen fanden in Verbindung mit einem Provinzialkonzil statt. Ein Brief der lombardisch/toskanischen Kommission aus dem Jahr 1311 erwähnt nur 13 in der gesamten Region inhaftierte Templer. Der erste Verfahrensgang fand 1310 in Florenz statt und erbrachte keinerlei Resultate. Nach dem Befehl des Papstes, die Folter strenger anzuwenden, fand 1311 das zweite Verfahren statt. Aber auch jetzt noch machten lediglich sechs der Templer teilweise belastende Geständnisse, die im noch existierenden Protokoll niedergelegt sind. Allein diese sechs Geständnisse wurden zum Provinzialkonzil gesandt, nicht die entlastenden Aussagen! Der Prozessverlauf in der Romagna begann erst im November 1310 mit der Befragung zweier Templer in Cesena durch den Erzbischof von Ravenna, Rinaldo da Concorezzo. Januar 1311 wurde in Ravenna die Diözesankommission eröffnet. Mitte Juni 1311 vernahm der Erzbischof 7 Templer aus Piacenza, unter ihnen ein Komtur, 5 aus Bologna, unter ihnen ein Provinzmeister, einen aus Faenza sowie 19 nicht dem Orden angehörige Zeugen. Alle Templer verneinten die vorgeworfenen Verbrechen. Der Erzbischof fragte beim Konzil nach, ob man die Templer foltern solle, um Geständnisse zu erlangen. Man sprach sich dagegen aus und für die Unschuld der Templer -- mit Ausnahme der anwesenden Dominikaner. Die Templer, meinten die Konzilsteilnehmer, sollten sich vielmehr von den Anklagen mittels einer "kanonischen Purgatio" reinigen: einem Reinigungseid also. Die unschuldigen Brüder sollten absolviert werden und die schuldigen gemäß dem kanonischen Recht bestraft. Einzigartig für den gesamten Prozessverlauf: die Kommission von Ravenna betrachteten jene, die aus Furcht vor der Folter gestanden und anschliessend ihre Geständnisse zurückgenommen hatten als unschuldig, ebenso jene, bei denen offensichtlich war, dass sie nur aus Furcht vor erneuter Folter nicht ebenfalls widerriefen. Die Protokolle der Kommission von Ravenna wurden zum Papst gesandt, der Erzbischof Da Concorezzo sofort die Anwendung der Folter befahl, die jener "aus Nachlässigkeit unterlassen habe". Dennoch führte Rinaldo da Concorezzo keine neue Untersuchung durch. Aus diesem Grund wurde er später von der den Templerorden betreffenden Kommission auf dem Konzil von Vienne ausgeschlossen.... Die Protokolle der Kommission von Venedig sind verloren, aber es scheint, dass auch sie für die Templer günstig ausgefallen waren.
Das Verfahren der Kommission für das Patrimonium Petri und Spoleto begann Oktober 1309 in Rom im Kloster S. Bonifacio ed Alessio. Im Dezember 1309 sandte man zwei Boten in das päpstliche Gefängnis von Viterbo, wo 5 Templer einsaßen (ein Priester und vier Servienten). Die Gefangenen lehnten jedwede Aussage vor der Kommission ab. Im Laufe des April 1310 transferierte die Kommissionsleitung ihren Sitz nach Aquila. Dort verhörte sie 11 Nicht-Ordensangehörige. Ende April befragte man einen alten Templer in Penna. Daraufhin kehrte die Kommission nach Rom zurück. Aber im Mai 1310 wurden erneut Boten nach Viterbo gesandt. Nun erklärten sich die vier noch lebenden Zeugen zur Aussage bereit. Sie bekannten verschiedene Verbrechen. Vielleicht nach Anwendung der Folter bekräftigten sie ihre Geständnisse einige Tage später. Ende Juli wurde noch ein anderer alter Templer in Palombara vernommen. Die Protokolle der Verhöre dieser Zeugen existieren noch und geben erwartungsgemäß ein sehr variables Bild der dem Orden vorgeworfenen Häresie. Einige externe Zeugen sagten vor der Kommission in Segni und Velletri aus, wie es scheint, zugunsten des Ordens.
Die Templer im Königreich Neapel und in der Grafschaft Provence, Territorien von Charles II. d'Anjou, wurden im Frühjahr 1308 nach dem französischen Beispiel arrestiert. Im Königreich Neapel wurden die ersten Verhöre durch den Erzbischof von Brindisi durchgeführt, ohne das man irgendwelche Geständnisse erhielt. 1310 sandte der Papst drei Inquisitoren um das Verfahren fortzuführen. Möglicherweise war die Vorladung nicht richtig veröffentlicht worden. Denn nur zwei Servienten sagten vor der Kommission aus. Man kann jedoch auch annehmen, dass die entlastenden Aussagen der Templer nicht niedergelegt wurden, wie dies leider fast überall der Fall war. Die Kommission beendete ihre Arbeit im Grunde ohne Ergebnis. Doch noch Papst Johannes XXII. musste sich mit den in Neapel inhaftierten Templern beschäftigen. Die Prozessakten der Grafschaft Provence sind unauffindbar. Man weiß nur, dass 1308 siebenundzwanzig Templer aus Aix und Grasse in Mayronicis eingekerkert waren, und 32 weitere aus Arles, Marseille, Avignon und Nizza in Pertuis.
Im August 1308 wurden auch die Mitglieder der Kommissionen von Leon, Kastilien und Portugal ernannt. Vorsitzende waren die Erzbischöfe von Toledo, Santiago de Compostela, Palencia und Lissabon. Man weiß, dass der Erzbischof von Compostella 30 Templer und drei externe Zeugen in Medina del Campo befragte, ohne belastende Geständnisse zu erhalten. Keine Ergebnisse im Sinne der Anklage gab es auch im Verfahren des Erzbischofs von Lissabon gegen vier externe Zeugen in Medina del Campo. Er befragte schließlich weitere 28 Templer und 6 Nicht-Ordensangehörige, die ebenfalls alle Anklagepunkte leugneten. Einzig in einem Fragment eines Protokolls, das die Aussagen von 5 Nicht-Templern enthält, finden sich einige ungünstige Dinge über den Orden, jedoch keine Bestätigung der ihm vorgeworfenen Verbrechen. Im Juli 1310 berief der Erzbischof von Toledo ein Konzil ein, um über die Templerfrage zu entscheiden, jedoch sind keine Dokumente hierzu überliefert. Oktober 1310 sprach sich ein Konzil in Salamanca für die Unschuld des Ordens aus und rehabilitierte seine Mitglieder.
In Navarra, mit der französischen Krone seit 1284 vereinigt und von einem Sohn Philipps IV. regiert, wurden die Templer 1307 nach dem französischen Beispiel inhaftiert. Auf die Bitte des Provinzmeisters von Aragon/Katalonien gelang es dem König von Aragon Jayme II., zumindest die Freilassung der aragonesischen Templer zu erwirken. Die weitere Entwicklung der Angelegenheit und das Schicksal der Brüder in Navarra sind unbekannt.
In Aragon begannen die Templer ihre Burgen in den Verteidigungszustand zu versetzen, nachdem König Jayme II. sich nicht deutlich genug für einen Schutz des Ordens ausgesprochen hatte. Am 1. Dezember 1307 befahl Jayme II. seinerseits die Arrestierung der Ordensbrüder und die Sequestration ihrer Güter in Aragon, Katalonien und Valencia. Die Vorladung der Templer vor das Inquisitionstribunal blieb ohne Ergebnis. Jayme ordnete daraufhin die Belagerung der Festungen des Ordens an. Die erste die fiel, war Peniscola, danach Burriana, Coves und einige andere kleine Burgen in Aragon und Katalonien. Provinzmeister Ximèn de Lenda wurde bei der Eroberung von Valencia festgesetzt. Die Korrespondenz des Königs zeigt, dass er von der Gelegenheit profitieren wollte, um sich der Burgen des Ordens zu bemächtigen.
Die Belagerten in den verbleibenden Festungen, in erster Linie der Stellvertreter des Provinzmeisters, Raimon de Guardia, versuchten zu Gunsten der Gefangenen zu verhandeln, scheiterten jedoch. Ende Oktober 1308 ergab sich Miravet, im Mai 1309 Monzon und Chalamera, und im August Cantavieja. Damit waren alle Festungen in der Hand des Königs. Die Ordensbrüder wurden in Gardeny, Bellver und anderen ihrer eigenen Häuser inhaftiert. Der Prozess begann im Frühjahr 1310 vor den Diözesan-Kommissaren.Man weiß von einer Kommission, der die Bischöfe von Valencia und Saragossa vorstanden, von der Februar bis März 1310 mehr als 30 Templer in Lerida vernommen wurden. 34 Protokolle (von 19 Servienten, 9 Rittern und 4 Kaplänen) sind noch erhalten. Alle fallen günstig für den Orden aus. Einige Tage später gaben die externen Zeugen -- alles Kleriker -- einige amüsante Anekdoten zu Protokoll. Die Franziskaner sprachen sich für die Unschuld der Templer aus. Weitere Verfahren fanden in Oleto und Stella statt. Alle Aussagen entlasteten den Orden.
Januar 1310 führte der Bischof von Elne in Troilas ein Verfahren gegen 25 Templer der Komturei von Mas-Dieu und ihren Dependancen (18 Servienten, 3 Ritter, unter ihnen Raimon de Guardia, und 4 Kapläne). Auch er erhielt nur günstige Zeugnisse. Bereits im März 1311 hatten die Kommissionen in Aragon und Katalonien ihre Arbeit beendet und die Protokolle dem Papst geschickt. Die Anordnung desselben, die Folter anzuwenden, traf einige Tage später ein. Die Abschlusssentenz des Konzils von Vienne 1312 war letztlich schon gesprochen, als ein Provinzialkonzil in Tarragona erneut über die Schuld der Templer verhandelte. Acht Brüder wurden vor das Tribunal gesandt, ein letztes Mal unter Folter befragt, doch sie gestanden nichts. Die Konzilsväter fanden kein einziges der dem Orden vorgeworfenen häretischen Verbrechen bei ihnen und sprachen sie alle frei. Wegen der unterdessen vom Papst verfügten Aufhebung des Ordens, gewährten die Konzilsväter den Templern eine Pension aus den Einkünften der ehemaligen Ordensgüter, die die Johanniter ihnen zu zahlen hatten. 1331 gestattete ihnen Papst Johannes XXII., in andere monastische Orden einzutreten.
In Aragon gelangten die Güter der Templer auch nicht, wie es ursprünglich der Wille des Papstes gewesen war, an die Johanniter. Nach langen Verhandlungen zwischen König Jayme und Papst wurde Ersterem zugestanden, auf seinem Herrschaftsgebiet einen neuen Orden gründen zu dürfen, dem in der Provinz Valencia ein Großteil der ehemaligen Templergüter zugesprochen wurde: der Orden von Montesa. In Katalonien erhielten die Johanniter die alten Templerbesitzungen. Das liturgische Gerät, was in den Templerhäusern gefunden und sofort sicher gestellt wurde, verteilte man nach dem Prozess an die Niederlassungen anderer Orden - auch dies ein Zeichen dafür, dass man die Templer nicht als häretisch und damit ihre liturgischen Gerätschaften als bedenklich einstufte.
Hinrichtung von Templern vor König Philipp IV., Boccaccio, De viribus illustris (Le livre de Jehan Boccace des cas des nobles hommes et femmes, translaté de latin en françois par moy Laurens de Premierfait), 15. Jhd., Paris, BNF, Bibliothèque de l'Arsenal, MS-5193, fol. 389v, (Bildquelle/Copyright: BNF, gallica.bnf.fr)
Nach der Arrestation der Templer in Frankreich befahl König Philipp IV. sie auch König Edward II. von England. Dieser zeigte sich jedoch zunächst ungläubig und wartete ab. Er schrieb sogar an die Könige von Kastilien, Aragon und Portugal über die große Reputation, die der Orden in England genoß und seine geleisteten religiösen Dienste. Er bat, den Verleumdern des Ordens nicht zu glauben und schützte die Templer. Aber schon zu Beginn des nächsten Jahres befahl erseinerseits die Gefangennahme der Templer, allerdings nicht, präzisierte er, wie es in Frankreich geschehen sei, dass man sie unter übelsten Bedingungen im Kerker oder in ihren eigenen Häusern inhaftierte. Ungefähr 150 Templer wurden in England festgenommen, unter ihnen der Provinzmeister der Auvergne, Himbert Blanc, und der Provinzmeister von England, William de la More, in London. Beide blieben bis zu ihrem Tode fest bei dem Bekenntnis der Unschuld. Die Behandlung der Gefangenen war nicht so streng wie in Frankreich, und die Folter wurde nicht angewandt. Der Erzbischof von Canterbury verkündete allerdings die feierliche Exkommunikation gegen alle, die Templern auf der Flucht halfen oder sie beherbergten -- offenbar also ein häufig vorkommender Fall. Oktober 1309 wurden die Verfahren der Kommissionen gegen die Personen einerseits und den Orden als Institution in London, Lincoln und York eröffnet. Aus dem ganzen Königreich sandte man die Gefangenen dorthin. Die bestimmenden Personen innerhalb dieser Tribunale waren, außer dem Erzbischof von York, zwei französische Kapläne, die in drei Diözesen das Inquisitionsverfahren in Übereinstimmung mit den Prälaten führten. Ab Oktober bis November 1309 wurden in London 43 Templer befragt, die jedoch nichts gestanden. Im Dezember 1309 gestattete der König auf Nachfragen der Inquisitoren die Anwendung der Folter, doch blieb die Anwendung in England problematisch. Von Januar bis März 1310 wurden 34 weitere Templer in London examiniert, noch ohne Folter und demzufolge auch ohne belastende Geständnisse zu erhalten. Diese ersten Verfahren wurden gemäß den Anklageartikeln der Bulle Faciens misericordiam geführt. Im selben Jahr fand ein Konzil in York statt, dem der Erzbischof vorstand, um die Templerfrage zu entscheiden. Auf die Vorladung meldete sich jedoch keiner der Ordensbrüder, die Konzilsväter betrachteten sie also als "verstockte Häretiker" und reservierten sich die Urteilsfällung für eine spätere Sitzung. Im Sommer 1310 beklagten sich die französischen Inquisitoren, dass der Prozeß nicht vorankäme. Papst Clemens beschuldigte den englischen König der Nachlässigkeit und drohte schwere Strafen an, falls die Arbeit der Inquisitoren weiterhin behindert würde und keine Folter angewendet werden dürfe (Schreiben Carissimo in Christo filio).
Das Provinzialkonzil von Canterbury, das im September des gleichen Jahres stattfand, entschied, die Verfahren zu wiederholen, diesmal unter Anwendung der Folter. Also wurden die in London inhaftierten Templer den Sheriffs übergeben. Des weiteren ordnete der König an, alle in seinem Reich inhaftierten Templer nach London zu bringen, in Vorbereitung auf ein geplantes Provinzialkonzil. Man weiß von keinen Geständnissen während dieser Periode des englischen Prozesses. Im Frühjahr 1311 jedenfalls entschieden die Kommissionen ein erneutes Vorgehen, bei dem neue Anklageartikel zum Einsatz kommen sollten, die zum Beispiel die Leugnung der Ewigen Seeligkeit enthielten und die Leugnung der Transsubstantation. Aber die Aussagen von 11 befragen externen Zeugen erbrachten nichts als einen allgemeinen Verdacht -- und dieser war ja schon im Verlauf des Prozesses geschürt worden und konnte daher nicht als Beweis gewertet werden. Im April 1311 nahm die Kommission in London die Aussagen von einer großen Anzahl Laien und Mitgliedern der Bettelorden auf. Während dieser Sitzung wurden die Protokolle redigiert, die uns heute einige farbige Templer-Legenden zeigen, denen allerdings der Bezug zur Wirklichkeit fehlt. Doch die Kommissare gaben den Angeklagten die Möglichkeit der Verteidigung! Der Provinzmeister von England und seine Gefährten, die in London inhaftiert waren, bekannten ihren katholischen Glauben.
1311 wurde ein zweites Konzil in York einberufen, während dem die befragten Templer den allgemeinen Häresieverdacht gegen ihren Orden bestätigten -- natürlich bestand ein solcher nach 5 Jahren diverser Verfahren in ganz Europa. Die Angeklagten erhielten die Absolution und man verteilte sie auf verschiedene Klöster, damit sie dort Buße täten. Im Juni und im Juli fand ein weiteres Konzil in London statt, auf dem man (endlich) drei belastende Geständnisse erzielte. Die Bekennenden waren zwei ehemalige Templer und der Schatzmeister des Temple von London. Dies sind die vermutlich einzigen Geständnisse des gesamten Prozesses in England. Auf ihrer Grundlage wurde der Orden in England verurteilt. Der Großteil der Templer wurde nach dem letzten Urteilsspruch in Klöster gesandt, nur die beiden Provinzmeister von England und der Auvergne blieben in Haft. William de la More starb 1312, Himbert Blanc nach 1313.
Irland gehörte zwar zu dieser Zeit zur englischen Krone, doch war die lokale Regierung relativ unabhängig. König Edward II. sandte im Dezember 1307 den Befehl zur Inhaftierung der Templer an seinen Justiziar in Irland. Sie sollten allerdings nicht in "strengem Gewahrsam" gehalten werden. Erst fast vier Wochen später erreichte das Schreiben seinen Adressaten, und die Templer wurden erst am 3. Febraur 1308 verhaftet. Die Güter wurden konfisziert und Inventare erstellt. Wie es scheint, wurden alle Ordensbrüder in Dublin festgehalten, wo die Provinzialsynode tagte. Die vom Papst entsandten Inquisitoren kamen im Herbst 1309 in England an, reisten aber nicht selbst nach Irland weiter, sondern hatten Stellvertreter benannt. Sehr viel Elan legten die Gesandten der Inquisition jedoch nicht an den Tag: Die Verhöre begannen erst im Januar 1310 in der Kathedrale Sankt Patrick und dauerten bis Juni desselben Jahres. 15 Aussagen sind die einzigen Protokolle, die erhalten sind. Es ist jedoch bekannt, das zumindest 19 Templer eine Pension bezahlt bekamen (Abrechnung des Royal Exchequer 1308), einige wurden also nicht verhört, darunter William de Warenne, ehem. Provinzmeister 1302-1308. Warenne war 1312 noch am Leben - hätte also als Zeuge gehört werden können. Möglicherweise hatte ihn die Verwandtschaft zum stellvertretenden Justitiar vor der entwürdigenden Prozedur bewahrt (Nicholson, 229) Ebenfalls nicht befragt wurden in Irland "pensionierte" Flüchtlinge aus England. Die 15 vernommenen Templer, unter ihnen der Provinzmeister Henry Tanet und sein Kaplan, stritten die Anklagepunkte ab (obwohl Tanet zumindest die Ordensbrüder im Orient beschuldigt). Hinweise, dass in Irland die Folter angewandt wurde, gibt es nicht. Anschliessend befragte die Kommission noch 42 externe Zeugen, von denen 39 Angehörige anderer Orden, hauptsächlich Franziskaner, waren. Sie erzählten zum Großteil allgemeine Gerüchte und Legenden vom Hörensagen. Zwei Zeugen erklärten, sie hätten Templer gesehen, die die Hostie bei der Elevation nicht angesehen hätten. Die weitere Versorgung der Gefangenen gestaltete sich äußerst schwierig, trotz des königlichen Befehls, dass sie aus Einkünften ihrer Güter zu unterhalten seien -- doch jene befanden sich unterdessen oft längst in zweifelhaften dritten und vierten Händen. 1311 bat der irische Provinzmeister um seine Freilassung gegen Kaution, um den Unterhalt seiner Brüder sicherzustellen. Der König gab der Bitte nicht statt, sondern betraute den Justiziar von Irland mit der Führung der ehemaligen Templergüter und der Versorgung der Inhaftierten. Nach der Aufhebung des Ordens durch die Bulle Vox in excelso wurden die in Dublin inhaftierten Templer entlassen, der Provinzmeister gegen Kaution.
In Schottland gelang es lediglich, zwei Templer festzunehmen, und diese beiden gestanden nichts. Auch 41 externe Zeugen machten keinerlei belastende Aussagen. Die moderne Alternativhistorik berichtet, dass die Ordensbrüder in Schottland offiziellen Schutz unter Robert Bruce genossen hätten. Hierfür wie für eine Teilnahme der Templer an der Schlacht von Bannockburn im Juni 1314 gibt es keinerlei Hinweise; sämtliche zeitgenössische Quellen sprechen dagegen, zumal Bruce sich gerade bemühte, seinen Thronanspruch mithilfe des schottischen Klerus zu untermauern, also als rechtgläubiger Christ und nicht Unterstützer von vorgeblichen Häretikern dazustehen. Die Legenden von einer Flucht nach Schottland und einem Weiterleben unter dem Deckmantel der Freimaurerei tauchen erst im 18. Jahrhundert auf.
Der König von Deutschland Albrecht I. leistete den Forderungen keine Folge, die der französische König 1308 an ihn richtete. Er ließ die Templer nicht verhaften. Die deutschen Prälaten waren dem Orden auch nicht feindlich gesinnt, mit Ausnahme des Erzbischofs von Magdeburg. Dennoch begann auch hier das angeordnete Verfahren. Papst Clemens befahl dem Erzbischof von Mainz und seinen Suffraganen, gegen die einzelnen Personen des Ordens vorzugehen, doch sollten sie sich jedweden Urteils über den Orden als Institution und auch über den Provinzmeister von Deutschland enthalten. Den Vorsitz über die einzelnen Diözesankommissionen sollten die Erzbischöfe von Mainz, Köln, Trier, Magdeburg, Prag, Riga und die Bischöfe von Basel, Konstanz, Breslau und Uppsala innehaben. Der Erzbischof von Magdeburg ließ bereits im Mai 1308, also noch vor dem regulären Befehl des Papstes - der Bulle "Faciens Misericordiam", vom 12.08.1308 - die Templer seines aber auch des Sprengels von Halberstadt innerhalb eines Tages verhaften. Die Tempelherren der Komturei Gehofen ergaben sich aber nicht kampflos ihrem Schicksal. So besetzten sie das Schloss Beyernaumburg und verschanzten sich dort. Ausgerechnet diese Burg gehörte zum Besitz des papstfreundlichen Magdeburger Erzbischofs Burchard III. Der Erzbischof von Magdeburg leitete sofort Maßnahmen zur Belagerung ein und ließ eine nahegelegene Kirche befestigen. Die von Burchard III. durchgeführte Zweckentfremdung der Kirche sowie die Weigerung der Herausgabe der Templergüter in der Diözese Halberstadt hatten schwerwiegende Folgen für den Erzbischof. Bischof Albert belegte Burchard III. mit dem Bann obwohl letzterer die Kirche in Beyernaumburg nach der Belagerung auf eigene Kosten wieder in Stand setzen ließ. Am 19.11.1308 wurde ein Vertrag zwischen den Templern und dem Erzbischof Burchard ausgehandelt. Der Vertrag gewährleistete den Templern ihre volle Sicherheit. Der Erzbischof versprach jegliches Vorgehen zu unterlassen, bis der Papst dies erneut befehlen sollte. Der stellvertretende Provinzmeister, Günther von Köthen und die Komture der vier Niederlassungen des Erzstiftes, Bertram von Greifenberg, Heinrich von Bardeleben, Nicolaus von Andersleben und Thielecke von Warmsdorf, mussten mit fünf Bürgen das schriftliche Versprechen abgeben, weder den Erzbischof noch seine Freunde zu schädigen. Dieser Vertrag kam maßgeblich auf das Wirken von Friedrich von Alvensleben als Provinzmeister von Alemannien und Slawien zustande. Denn er hatte bei allen weltlichen und geistlichen Fürsten gegen die oben beschriebene Vorgehensweise des Erzbischofs Burchard protestiert. Nachdem selbst die Ritterschaft des eigenen Erzstiftes, und sogar Peter Aspelt, der Primas des Deutschen Reiches und Erzbischof von Mainz, für den Templerorden eingetreten waren, konnte Burchard nicht mehr anders, als die Templer zu entlassen.
Die Prozessakten des deutschen Verfahrens sind verloren. Man weiß nichtsdestoweniger, dass der Orden hier viele Freunde besaß, denn im September 1309 spricht der Erzbischof von Mainz in einem Brief von einem begonnenen Inquisitionsverfahren gegen die Begünstiger der Templer. Am 11.05.1311 tagte im Kapitalsaal des Mainzer Domes ein Provinzial-konzil, auf dem man unter vielen anderen Tagesordnungspunkten auch die Templerfrage beriet. Die anwesenden Suffragane der Mainzer Kirche zeigten aber ebenso wenig Neigung wie der Erzbischof Peter von Aspelt, gegen die Tempelritter einzuschreiten. Während einer Sitzung fanden sich etwa 20 bewaffnete Ordensbrüder unter der Führung Wildgraf Hugos (von Grumbach) überraschend ein, protestierten gegen die ungerechten Verfahren in Frankreich und appellierten an den Papst. Der Erzbischof versprach, in dieser Sache sich an den Papst zu wenden und entließ sie ohne jeden Versuch, sie festzusetzen. Vermutlich wurden im Laufe dieses Konzils noch weitere 49 Zeugen, unter ihnen 37 Templer, vernommen, die zugunsten des Ordens aussagten. Das Konzil von Mainz entschied letztlich die Unschuld dieser Personen und -- gegen den Befehl des Papstes -- auch die Unschuld des gesamten Ordens. Aus diesem Grunde annullierte Clemens V. die Mainzer Sentenz. Über das weitere Schicksal der deutschen Templer ist nichts bekannt. Nach dem Konzil von Vienne wurden sie gezwungen, ihre Güter zu verlassen.
Auch in der östlich der Oder gelegenen Neumark sind keine Verfolgungen der dortigen Templer bekannt, und der Prozess selbst hat in hier nur sehr wenige Spuren in der Geschichtsschreibung hinterlassen. Ehemalige Templer waren weiterhin in geistlichen Diensten (wie der Pfarrer von Königsberg Notar und Kaplan des Brandenburger Markgrafen oder Busso von Greiffenberg in Diensten des Bischofs von Kammin). Die Güterübertragung an die Johanniter ging allerdings nicht reibungslos vonstatten, da Markgraf Woldemar von Brandenburg versuchte, die Güter um Tempelburg und Zielenzig seinen Besitzungen einzuverleiben. Bereits 1308 hatten die Templer einen Teil ihrer Güter selbst an den Markgrafen veräußert, womit sie der Übergabe an die Johanniter zuvor kamen. Erst im Vertrag von Kremmen konnten die Probleme gelöst werden - allerdings wurde Woldemar hiermit Schutzherr der Johanniter auf besagten Gütern, womit sie de facto doch in seinen Besitz gelangten.
Im März 1308 erhielt der Bischof von Limassol und Administrator der Kirche von Nicosia auf Zypern den päpstlichen Befehl, den Prozess gegen die Templer zu eröffnen. Als er bemerkte, dass die Brüder entschlossen waren, sich zu verteidigen, und sei es mit Waffengewalt, wandte sich der Bischof an Amaury von Tyrus, Regent der Insel. Einen Monat später war es Amaury gelungen, die Templer zu entwaffnen -- weniger mit Gewalt als mit Geschick und Versprechungen vermutlich, denn der Orden war sein alter Verbündeter im Kampf um die Krone. Amaury konfiszierte die Güter und lies die Kirchen der Templer schliessen. Doch der abgesetzte König Henri II. protestierte und erlangte so die Wiedereröffnung der Kirchen und die Möglichkeit für die Brüder, Messe zu feiern. Die Proteste Amaurys an den Papst blieben ohne Wirkung. Clemens V. sandte seinen Legat, um gegen die zypriotischen Templer das Verfahren einzuleiten. Dennoch begann dieses erst im Mai 1310, und zwar unter dem Vorsitz der Bischöfe von Famagusta und Limassol. Bis zum 5. Mai nahm man die Aussagen von 21 externen Zeugen auf, unter ihnen Verwandte des abgesetzten Königs Henri II. -- den Templern feindlich gesonnen, wie man annahm. Ab dem 5. Mai bis zum 31. Mai wurden 76 Ordensbrüder befragt (47 Ritterbrüder, unter ihnen der Marschall des Ordens Ayme d'Oiselier und der Provinzmeister von Apulien Odo de Villarote; 26 Servienten und 3 Kapläne aus allen Provinzen des Ordens). Vom 1. bis zum 19. Juni wurden weitere externe Zeugen aus allen sozialen Schichten vernommen. Sämtliche Templer verneinten die Anklagepunkte und verteidigten den Orden. Und auch die externen Zeugen, einschließlich der Verwandten Henri II., machten keine belastenden Aussagen. Sie erinnerten an die große Verehrung der Templer für das Heilige Kreuz, ihre heroische Verteidigung des Heiligen Landes und unterstrichen, dass die Gerüchte ihren Anfang erst nach der Veröffentlichung der Anklagepunkte begannen. Einer der Zeugen berichtete sogar ein Hostienwunder, um den katholischen Glauben der Ordensbrüder zu bekräftigen.
Die Diözesankommissionen führten ihre Arbeit gegen die Personen des Ordens auch noch nach dessen offizieller Aufhebung fort, die auf dem Generalkonzil von Vienne mit der Bulle Vox in excelso am 22. 3. 1312 ausgesprochen wurde. Die Bulle Ad providendam vom Mai des selben Jahres sprach beinahe alle Güter des Templerordens den Johannitern zu. Das Verfahren gegen den Meister und die anderen obersten in Frankreich inhaftierten Würdenträger wurde im Dezember 1312 einer Kardinalskommission übertragen. Sie fällte ihr Urteil, das auf lebenslänglichen Kerker lautete, am 18. 3. 1314. Jacques de Molay und der Provinzmeister der Normandie, Godefrois de Charny, widerriefen daraufhin öffentlich all ihre früheren Geständnisse und erklärten die Unschuld des Ordens. König Philipp IV. ließ sie noch am selben Abend auf einer Seine-Insel verbrennen.
Hinrichtung Jacques de Molays und Godefroi de Charnys, Miniatur, 14. Jh. aus der französischen Chronique de Saint Denis, London, British Library MS Royal 20 C. VII, fol. 44v. (Bildquelle/Copyright: British Library, Gemeinfrei)
Gründe für den Prozess:
Die Frage, warum König Philipp IV. von Frankreich mittels seiner Infamierungskampagne zum großen Schlag gegen den Templerorden ausholte, muss vor dem Hintergrund seiner gesamtpolitischen Situation und vor allem seiner staatsbildenden Maßnahmen betrachtet werden. Beinahe seit Beginn seiner Regierungszeit steuerte Philipp IV. einen autokratisch-absolutistischen Kurs, der auf die Unabhängigkeit des Staates von der Kirche zielte, bzw. auf eine Unterordnung letzterer unter den Staat und damit den König. 1287 schloß Philipp die Geistlichkeit aus der Gerichtsadministration aus, 1291 reorganisierte er das Parlament. Die durchgesetzte Besteuerung des Klerus sorgte für Aufruhr und 1296 für die zornige Publizierung der Bulle Clericis Laicos durch Papst Bonifatius VIII., in der er jeden Laien, der kirchlichen Besitz beansprucht, exkommuniziert. Das Generalkapitel der Zisterzienser protestierte feierlich auf einer Sitzung in Paris gegen die Besteuerung. Der Streit eskalierte sehr rasch. Unter anderem fällt ihm der Bischof des neu gegründeten Bistums Pamiers, Bernard de Saisset, der sich offen gegen die Politik des Königs ausspricht, 1301 zum Opfer. Er wird eingekerkert und gefoltert, in einer dem Papst vorgelegten Klageschrift wirft man Saisset neben Majestätsbeleidigung auch Blasphemie, Unzucht und häretisches Gedankengut vor. Papst Bonifatius VIII. spricht sich nach Begutachtung der Angelegenheit für die Unschuld des inhaftierten Bischofs aus, widerruft das Pivileg, nach dem französische Könige nicht exkommuniziert werden dürften und beruft ein Konzil nach Rom ein. Dem Generalabt der Cistercienser, Johann III., der dem päpstlichen Aufruf für ein Konzil folgend nach Rom reisen wollte, antwortet der König mit dem Befehl, sämtliche Güter ungehorsamer Prälaten einzuziehen eine Anordnung, die hauptsächlich die Cistercienser betraf. Auch die scharf formulierte Bulle Bonifatius VIII. (Ausculta fili), mit der er noch einmal die Fronten zwischen geistlicher und weltlicher Gewalt klären will, bleibt ungehört: Saisset bleibt in Haft, das Ausreiseverbot für französische Kleriker zum einberufenen Konzil nach Rom und das Ausfuhrverbot von Edelmetallen aus Frankreich wird nicht aufgehoben. 1302 bekräftigte der Papst die Exkommunikation Philipps IV., falls die Prälaten nicht umgehend ausreisen dürften. Zumindest die französischen Templer, einschließlich Hugues de Pairauds, standen auf Seiten des Königs. Pairaud unterzeichnete wie andere Kleriker des Königreiches auch die Resolution Philipps gegen Bonifatius VIII. (Frale, Roma dei Templari) Jacques de Molay stand auf Seiten des Papstes. Die königlichen Rechtsberater Guillaume de Plaisians und Guillaume de Nogaret antworten ihrerseits mit der Einberufung der sogenannten Generalstände (einer aus Klerus, Adel und Vertretern der Städte bestehenden Nationalversammlung). Unter anderem der Zisterzienser-Generalabt Johann III. protestiert gegen dieses Vorgehen, worauf hin er als Gefangener ins Châtelet abtransportiert wird. Am 13. November 1302 veröffentlicht Papst Bonifatius VIII. die Bulle Unam sanctam, der in der Kirchengeschichte am deutlichsten formulierte Anspruch auf Suprematie der geistlichen über die weltliche Gewalt. Von Philipp verlangte der Papst einen sofortigen Bußgang nach Rom, um die drohende Exkommunikation abzuwenden. Die Reaktion Philipps IV. ist legendär: er lässt nicht nur eine Anklageschrift gegen den Papst verfassen und veröffentlichen, in der jener der Usurpation des Amtes, der Teufelsbuhlschaft, Unzucht und Häresie angeklagt wird. Sondern er lässt Bonifatius VIII. schließlich sogar am 7. September 1303 in Anagni, wohin sich der Papst geglaubt hatte, in Sicherheit bringen zu können, überfallen und festsetzen. Kurz nach seiner Befreiung durch eine Volksaufruhr stirbt der Papst. Johann III. von Cîteaux kommt 1304 wieder auf freien Fuß, dankt aber ab, um seinen Orden vor Verfolgungen zu bewahren. Interessanterweise tat sich der Templerorden nicht als sonderlicher Gegner der königlichen Bestrebungen in dieser Zeit hervor wohl auch, weil er noch von Unternehmungen im Orient absorbiert war.
Während des Prozesses rechtfertigte sich Philipp IV., bzw. seine Berater Nogaret und Plaisians, mit Argumenten, die auf der Sakralität des Königtums beruhten und mit ihrer Sprachwahl an päpstliche Schreiben erinnern. Frankreich und sein König seien insbesondere auserwählt, um die katholische Kirche zu beschirmen und demzufolge die Häresie zu bekämpfen. Möglicherweise spielte auch die zeitgenössische Apokalyptik über die "Wiederkunft des Antichrist" eine Rolle. Nogaret war mit dem Gelehrten Arnau de Vilanova - der allerdings selbst mit einer Häresieanklage konfrontiert war - bekannt (Théry).
Neben diesen kirchenpolitischen Gründen spielten die finanziellen Probleme der französischen Krone eine große Rolle. Der Staatsumbau, wie Philipp IV. ihn praktizierte, war sehr kostenintensiv. Hinzu kamen mehrere Kriege: gegen Aragon (1286-1288), gegen England (1294) und vor allem gegen Flandern (1297-1305), für die schlichtweg die finanziellen Mittel fehlten. 1291 ließ der König die ansässigen lombardischen Geldverleiher verhaften und erst gegen erhebliche Lösegelder wieder frei. 1306 vertrieb Philipp IV. die Juden aus Frankreich und konfiszierte ihre Güter, nachdem er sie bereits 1292, 1295, 1299, 1302 einer Sondersteuer unterworfen bzw. wichtige Vertreter eingekerkert und Lösegeld erpresst hatte. Der Versuch, auch die Kirche zu besteuern, wurde bereits oben erwähnt. Neben diesen griff der König auch noch zu anderen Maßnahmen, um Geld zu sparen bzw. zu beschaffen: Einführung neuer Steuern, Verminderung des Gold- und Silbergehalts der Münzen beides führte zu mehreren Aufruhren unter dem Volk und vor allem den Händlern.Vor seinem Schlag gegen den Templerorden verfügte die französische Krone über zwei Staatskassen: eine im Louvre und eine im Haupthaus der Templer, dem Temple von Paris deponiert, wo sich auch der Rechnungshof befand. Das Ordenshaus war damit nicht nur ein als sicher betrachteter Verwahrort für den Staatsschatz, sondern ein regelrechtes finanzielles Zentrum, von dem aus im Namen der Krone Transaktionen stattfanden, das als Bank genutzt wurde, in das Einkünfte des Königreichs geschickt wurden und dessen Schatzmeister, ein Templer, dreimal jährlich einen Rechenschaftsbericht an den König ablieferte. All dies auf Grund von Privilegien, die frühere französische Könige dem Orden gewährt hatten. Die in Paris in den Händen der Templer befindlichen Ressourcen (wenn auch nicht ihnen voll und ganz gehörend) waren damit umfangreich, hinzu kamen die Immobilien und die Einkünfte aus denselben. Dies konnte Philipp IV. nicht entgangen sein er scheint sich von der Abhängigkeit gegenüber dem Orden befreien gewollt zu haben. In dem er einen bereits früher angewandten Mechanismus der Häresieanklage gegen die Templer in Bewegung setzte, glaubte er offenbar die Lösung für mehrere Probleme anzugehen: zum einen die finanzielle Notlage, zum anderen die von staatlicher Gewalt ausgenommene, dem Papst unterstellte Autarkie diverser Orden und letztlich die Unabhängigkeit der römisch-katholischen Kirche selbst. Ob Philipp IV. zu irgendeinem Zeitpunkt des Prozesses tatsächlich glaubte, der Orden sei von häretischem Gedankengut durchsetzt sei dahingestellt, darf aber stark bezweifelt werden: denn er bemühte sich nach Kräften, jedwede Möglichkeit einer Verteidigung von vorn herein auszuschalten, bzw. sie im Nachhinein zu diskreditieren, und er erpresste Papst Clemens V. mehrmals, um genehme Entscheidungen hinsichtlich der Verurteilung der Templer zu erhalten.
König Philipp IV. diskutiert mit dem Papst / Hinrichtung von Templern, Miniatur aus den Grandes Chroniques de France, um 1460 (Bildquelle/Copyright: Paris, BNF, MS fr. 5, fol. 360. gallica.bnf.fr)
Warum traf es die Templer? Hierfür gibt es mehrere Gründe, von denen einige oben bereits angeführt wurden: der Orden war König Philipp IV. bei seinen staatspolitischen Absichten im Wege oder er meinte zumindest, er könne ihm unter gewissen Umständen im Wege stehen. Der Orden hatte zudem das Pech, seiner eigentliche Daseinsberechtigung, der Verteidigung der Christen und der Heiligen Stätten in Palästina, nicht mehr nachkommen zu können. Der letzte Rückeroberungsversuch mit Beteiligung des Ordensmeisters Jacques de Molay war 1302 kläglich gescheitert; neue Kreuzzüge blieben in der Planungsphase. Und während es den Johannitern gelang, sich auf der Insel Rhodos eine neue Operationsbasis mit Blickpunkt Orient zu erobern, verlegten die Templer unglücklicherweise den Ordenssitz nach Paris. Auch die beiden anderen Ritterorden gerieten Anfang des 14. Jahrhunderts in die Kritik. Den Johannitern wurde insbesondere nach Übernahme der Templergüter vorgeworfen, ihren Reichtum nicht wirklich zum Kampf gegen die Ungläubigen zu verwenden. Der Deutsche Orden in Kurland wurde von den dortigen Bischöfen und Stadtregierungen beim Papst des Machtmissbrauchs, Mordes, Verschleuderung von Kirchengut und Vernachlässigung der geistlichen Pflichten (und damit Begünstigung des Heidentums der Region) verklagt. Da die Deutschordensritter jedoch weder verhaftet noch unter der Folter verhört wurden, sondern einen ordnungsgemäßen Prozess anstrengen konnten und sie zudem zu wichtig für die Region waren, entging der Orden drastischen Maßnahmen.
Ein Rückgang der Attraktivität des Ordens als Adressat für Schenkungen und Konversionen ist nur insofern festzustellen, als alle traditionellen Orden in dieser Zeit Einbußen erlitten vor den modernen Ordensformen der Bettelorden. Eine zunehmende Verarmung des Adels hatte hier ebenfalls Einfluss. Dennoch gibt es Eintritte in den Templerorden bis zum Jahr 1307, ebenso Schenkungen und Privilegien von kirchlicher und weltlicher Seite auffällig große Einbußen scheint der Ruf also VOR der inszenierten Infamierung durch König Philipp nicht erlitten zu haben. Fest steht, dass sowohl die einfachen Brüder als auch die Ordensführung von dem gegen sie in die Wege geleiteten Prozess mit seiner neuen, noch nicht einmal approbierten Form, völlig überfordert waren. Bereits mit der ersten Anklageschrift und dem ersten, widerrechtlich vor den Beamten des Königs geführten Verfahren, war dem Prozess eine Zielrichtung gegeben worden, aus dem der Einzelne schwerlich entkommen konnte.
Zeitgenössische Chronisten sehen in der Mehrzahl keine Abkehr von den ursprünglichen Idealen des Ordens und zeigen sich schockiert von der Verhaftung der Ordensbrüder und dem folgenden Prozess, einige - zum Beispiel der Dominikaner (!) Franziskus Pipin - verneinen komplett, dass die Anklagepunkte eine Sitz in der Realität hätten. Chronisten in Deutschland, Aragon und Italien beschreiben die Aufhebung des Ordens als ungerechten Akt, der der Gier des frz. Königs zuzuschreiben sei. Die deutsche Magdeburger Bischofschronik lobt den Opfermut der Templer im Kampf und lehnt auf dieser Grundlage die Anklagen ab. Der Chronist von Pistoia (1. H. 14. Jh.) sieht in der Zerschlagung des Ordens gar einen der Gründe für die Pestepedemien als Strafe für die Christenheit. Villani, Dante und Boccaccio sprechen ein ähnlich hartes Urteil gegen Papst und König, während die Templer immer mehr in den Stand der Märtyrer rücken auch wenn Untugenden wie Hochmut und Machtentfaltung gegeißelt werden. Die Diffamierungskampagne Philipps IV. hatte lediglich in Frankreich Wirkung - und in moderner Zeit. (vgl. Rezensionen von Computerspielen u. TV/Kino)
Ob König Philipp letztlich 'Erfolg' hatte, muss zwiespältig beantwortet werden.Was die finanzielle Seite betraf, so kann nur von einem Teilerfolg die Rede sein, denn die Immobilien des Templerordens überschrieb der Papst zum Hauptteil den Johannitern (Bulle Ad providendam 1312). Ersatzweise 200.000 Livres für die Güter und 60.000 Livres als Unkostenentschädigung für die Haft und Verfahren wurden dem König zugeschrieben; eine eher magere Ausbeute. Beträchtlich war der Schaden auf kirchenpolitischer und spiritueller Ebene. Nicht von ungefähr leitet der Templerprozess in die Epoche des Avignonesischen Papsttums und schließlich des Großen Schismas und der Reformation über. Bis dahin als Grundlage der Weltordnung aufgefasste Werte waren unwiderruflich zerstört worden.
Quellen
- Annales Paulini, in: RS (= Rolls Series) 76, I, 264.
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