Jacques de Molay (M)

Siehe Molay, Jacques de

 

Jamolice (=Tempelstein, Komturei, Tschechien)

Jamolice (Jamolitz) ist heute ein Dorf bzw. Gemeine im Landkreis Znaim (tsch. Znojmo) in Südmähren.
Schüpferling (1915)  verwendet mehrmals auch die Ortsbezeichnung Gamolice. Eine Komturei „Gomolitz“ (Gemoliez; Gamolice) findet bis 1281 in verschiedenen Urkunden Erwähnung. Danach ist diese Ortsbezeichnung in keiner Urkunde oder historischem Dokument mehr anzutreffen. Horky (1845) vermutet, dass ein Dorf bzw. besiedelter Ort unter dem Namen „Gemoliez“ bereits vor den Templern bestanden hat und die Ordensbrüder ihn umtauften.

Jedenfalls ist eine Niederlassung in Jamolice/Gamolice ab dem Jahr 1242 nachweisbar. Bohuslaus von Bukow schenkt im Juni 1242 seinen Hof in Olsze (= Öls; heutige Bezeichnung Olší – in der Nähe von Doubravnik ) den Tempelbrüder nvon Jamolice. Anlass der Schenkung war die Rettung Bohuslaws durch den Templer Kuno während des Tatareneinfalls 1241. Unter den Zeugen dieser Schenkung wird auch ein weiterer Templer, nämlich Rolko sacerdos de Strazka, erwähnt.

Über Besitzungen in Olsze kam es zu Streitigkeiten mit dem Nonnenkloster von Doubravnik, in die 1244 der Papst eingreifen musste und den Abt von Zabardoviz (=Zarubice?) und Trebecz (= Třebíč) sowie den Probst von St. Benedikt bei Brünn (=Brno) beauftragen, zwischen den streitenden Parteien einen Einigung herbeizuführen. Am 31.08.1279 bestätigte Bischof Bruno von Olmütz den Tempelbrüdern von Jamolitz das Gut und das Patronatsrecht der Pfarrkirche in Ober-Dubin (= Dubnian; Dubnany), vermutlich die heutige St. Josephskirche. Zu diesem Patronat gehörten auch die Filialkirchen in Tokkowan (= Dukowan; heutige Bezeichnung Dukovany) und in Bohuzlawitz (= Ort lässt sich nicht näher lokalisieren, war bereit 1845 unbekannt).  

Die Aufführung von Tempelstein als Templerkomturei erfolgt erstmalig in einer Urkunde vom 16.07.1298. Es handelt sich hier allerdings nicht um eine weitere Niederlassung, sondern um die Komturei Jamolice. Die Ordensbrüder hatten nämlich in der Nähe des Dorfes Jamolice eine Burg gebaut und ihren Sitz dorthin verlegt.Somit handelt es sich bei Gamolice, Jamolice und Tempelstein um ein und dieselbe Niederlassung.

Güterzugewinn erhielt Tempelstein/Jamolice auch durch Ankäufe: Eberhard von Stendorf verkaufte 1298 vier Grundstücke in Dobrenz (= heutige Bezeichnung Dobronín) und sein Bruder Ingram Weinberge in Pitirwiz (= Petirwiz; Petrowitz; Peterwitz; Petiriviz; heutige Bezeichnung) an die Komturei Tempelstein.
Weiterhin geht aus der Urkunde hervor, dass die Brüder von Nikolaus von Dobrenz, Abel und Wyzemilas bei ihrem Eintritt in den Templerorden, diesem verschiedene Grundstücke in Dobrenz und neun Weinberge in Pitirwitz übergeben haben. Vom Zisterzienserinnenkloster Oslawa übernahmen die Templerbrüder von Jamolice das Dorf Poppitz (=Popice). Ein genaues Datum dafür liegt nicht vor, jedoch war Poppitz bereits im Jahr 1298 im Besitz des Ordens. Tempelstein als Komturei des Templerordens wird letztmalig in einer Urkunde vom 30.03.1303 [bei Horky 26.02.1303] erwähnt. Dass die Güter der Templerkomturei Tempelstein bzw. Jamolice an den Johanniterorden gingen, ist wahrscheinlich, jedoch urkundlich nicht belegbar.

Artikel v. F. Sengstock, bearb. v. A. Napp
    
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
  • Horky, Joseph, Edmund: Die Tempelherren in Mähren. Sagen, Untersuchungen, Geschichte, Znaim 1845, S. 145, 173-179.
  • Schüpferling, Michael: Der Tempelherren- Orden in Deutschland, Bamberg 1915, S. 167-170.

 

Jay, Brian de (Provinzmeister)

Er ist eine der schillernsten Persönlichkeiten der Ordensgeschichte und diente u. U. Walter Scott als Vorlage für seinen Templer in 'Ivanhoe'. Er stammte wahrscheinlich aus einer Familie niederen Adels in der Grafschaft Shropshire. 1286 amtierte er als Komtur von Balantrodoch, und 1291 wurde er zum Provinzmeister von Schottland ernannt und leistete - entgegen den Vorschriften der Ordensregel - König Edward I. von England den Lehnseid, ebenso wie der Provinzmeister der Johanniter. 1298 kämpfte er an der Seite der Engländer gegen die Schotten in der Schlacht von Falkirk und fand hierbei den Tod.
Berühmt-berüchtigt wurde er aber durch die Geschichte um das Gut Esperston, überliefert in einem Dokument von 1354. In ihm wird erzählt, wie Brian de Jay und die Templer von Balantrodoch aus Habgier mit äußerster Brutalität eine Witwe und ihre Söhne von ihrem Besitz vertreiben und später auch noch einen der Söhne ermorden lassen, als dieser versucht, sein Recht einzufordern. Die Authentizität dieses Dokuments beziehungsweise der in ihm berichteten Ereignisse ist zumindest umstritten. Es könnte sich um eine typische Analogiegeschichte über die 'Unterdrückung der Schotten durch die Engländer und ihre Verbündeten' handeln.

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
Lord, Evelyn: The Knights Templar in Britain, 2002.

 

Jerusalem (1. Hauptquartier des Ordens)

Der Kreuzzugschronist Fulcher von Chartres berichtet, dass der neue König von Jerusalem sein Hauptquartier auf dem Tempelberg, in Gebäuden rings um die Al-Aksa-Moschee, einrichtete, dabei aber mit dem ruinösen Zustand der Baulichkeiten zu kämpfen hatte. Vielleicht trat er auch deshalb der neu gegründeten Gemeinschaft der Templer einen Teil des Gebäudes ab, um die Sorgen um Reparaturen abzuwälzen.

Jerusalemkarte. Unten das Hauptquartier der Templer, darüber der Felsendom, im oberen Bereich die Grabeskirche, Mitte 12. Jh. (moderne Beschriftung), Original: Cambrai, Médiathèque Municipale MS 466. Link zum Original

Jerusalemkarte aus Marino Sanudos "Liber secretorum fidelium crucis", Al Aqsa-Moschee mit Templerquartier oben re., 1. H. 14. Jh., Brüssel, MS 9404 (Bildquelle/Copyright: Diaarchiv KGS Uni Hamburg)

"Stadtplan" von Jerusalem mit dem Templum Domini (rundes Symbol oben), rechts daneben dem Templum Salomonis und in der unteren Hälfte (rundes Symbol) der Grabeskirche. Aus: Lambert von St. Omer, Liber Floridus Paris, Bib. Nat. MS lat. 8865, fol. 133r (Bildquelle und Copyright: gallica.bnf.fr / Bibliothèque nationale de France )

Die Templer brachten eine Kapelle, ein Refektorium und eine Infirmerie in den Baulichkeiten unter, und erweiterten diese durch Lagerräume, eine größere Kirche mit Glockenturm und einen Kreuzgang, ein neues Portal vor der ehemaligen Moschee und nunmehrigen Marienkirche, sowie eine den ganzen Klosterbezirk umschließende Mauer. Sie nutzten und erneuerten auch die im Untergrund befindlichen sogenannten "Ställe des Salomon und die Zisternen. Gärten und kleinere Bauten im Osten gehörten ebenfalls zum Hauptquartier des Ordens.

Al-Aksa von Osten gesehen, vor den großen Bereinigungsarbeiten in der ersten Hälfte des 20. Jhs. (Bildquelle/Copyright: Diaarchiv KGS Uni Hamburg)

Eingangsportal (Bildquelle/Copyright: Diaarchiv KGS Uni Hamburg)

Einige der Bauten, insbesondere Umbauten im Inneren der Al-Aksa, wurden bereits nach der Rückeroberung Jerusalems durch Saladin wieder entfernt. Zahlreiche architektonische Artefakte der Kreuzfahrer- und Templerzeit waren aber bis ins erste Drittel des 20. Jhs. erhalten. Erst ihre teilweise Beschädigung bei einem Erdbeben und der in Folge durch die moslemische religiöse Autoritat durchgesetzte Abriss mehrere Gebäude und weiter Teile der Aksa selbst, zerstörte die Überreste. Die heute sichtbare Al-Aksa-Moschee ist in weiten Teilen eine Kopie aus den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts. Nur der durch die britische Verwaltung minutiös dokumentierte Abrissgibt heute in Schriften und Fotos Hinweise auf diese baulichen Artefakte.

Der nicht mehr erhaltene Flügel der Al-Aksa li. (Bildquelle/Copyright: Diaarchiv KGS Uni Hamburg)

Das umfangreiche Bildmaterial, das während des Abrisses entstand, ist auf der Seite der Nationalen Antikenbehörte Israels einzusehen.

Zwei Beschreibungen des Hauptsitzes und des Tempelareals:

1. von Johannes von Würzburg, der das Hl. Land zwischen 1160 und 11170 besuchte (Quelle:Descriptiones Terrae Sanctae ex saeculo VIII. IX. XII. et XV. S. Willibaldus... Nach Hand- und Druckschriften herausgegeben von Titus Tobler. J. C. Hinrichs, Leipzig 1874, S. 129f.)

 

 

 

2. Jerusalembeschreibung eines französischen Pilgers (Quelle: Descriptiones Terrae Sanctae ex saeculo VIII. IX. XII. et XV. S. Willibaldus... Nach Hand- und Druckschriften herausgegeben von Titus Tobler. J. C. Hinrichs, Leipzig 1874, S. 207f.)

 

 

 

 

Johannes von Hildesheim

Der Karmelitermönch Johannes von Hildesheim (gest. 1375) studierte in Avignon und Paris und verfasste mehrere Werke, darunter die Geschichte der Heiligen Drei Könige (Historia trium regum), deren Reliquien seit dem 12. Jahrhundert in Köln verehrt wurden. Er berichtet, dass die Templer in Akkon neben vielen anderen wertvollen Reliquien auch die wundertätige Krone des Melchior (eines der Drei Könige) im Besitz gehabt hätten, man aber nicht wüsste, was nach Zerschlagung des Ordens mit ihr und den anderen Kirchenschätzen geschehen sei. Der Erwerb der Reliquien habe den Orden zwar viel gekostet, doch auch durch Wallfahrer viel Gewinn gebracht.

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
  • Johannes Hildesheimensis: Historia trium Regum, Köln 1486 (Inkunabel 42 Inc c.a. 424, fol. 129. Bayerische Staatsbibliothek München, Digitalisat)
  • Nicholson, Helen: Love, War and the Grail, Leiden-Boston-Köln 2001, S. 230.

 

 

Johanniter

Die Ende des 11. Jahrhunderts zunächst als Hospitalorden gegründeten Johanniter wurden noch in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts nach dem Vorbild der Templer in einen Ritterorden umgewandelt, dem jedoch seine Hospitalaufgaben stets erhalten blieben. Auch die Johanniter wurden von einem Meister geführt. Ihre Regeln waren allerdings weniger streng als die der Templer, vor allem, was persönliches Eigentum und das Armutsgelübde anbelangte. Das Habit ist schwarz mit einem achtzackigen weißen Stern; die Kriegstracht rot mit weißem Kreuz.

Während der Existenz der Templer kam es sowohl zu Auseinandersetzungen zwischen beiden Ritterorden, als auch fruchtbarer Zusammenarbeit. Beide Orden traf Kritik wie Habgier, Stolz und Paktieren mit Muslimen.

Nach dem Prozess sprach Papst Clemens V. dem Johanniterorden die Güter des aufgehobenen Templerordens zu. Einige Chronisten (Adam of Murimuth, Thomas Walsingham) beschuldigten die Johanniter, den Papst bestochen zu haben, damit er ihnen die Güter überschrieb. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts äußerte Jean Dupin in seinen Mélancholies Zweifel an der Schuld der Templer und beklagte sich über die Johanniter, die weder der Armenfürsorge noch der Eroberung des Heiligen Landes nachkämen und auch nicht durch große Frömmigkeit bekannt seien.

Noch lange wurden in Chroniken und im Volksgedächtnis ehemalige Templerhäuser und Güter als "Tempelhaus" bezeichnet, auch wenn sie nunmehr dem Johanniterorden gehörten. In der Literatur kam es nach dem Ende des Templerordens zahlreich zu Verwechslungen und Verschmelzungen beider Ritterorden. So behauptete der Autor Joanot Martorell 1460, die Johanniter seien erst gegründet worden, nachdem die Templer "tot und vernichtet" waren. Der englische Johanniter John Stillingflete, der 1434 ein Buch über die Wohltäter seines Ordens verfasste, nahm die Wohltäter der einstigen Templer mit in seine Liste auf und erweckte so den Eindruck, es handele sich um eine Ordensgemeinschaft mit gemeinsamer Geschichte. Ein Kartular aus dem Jahr 1442 enthält die Namen der Templer- und Johannitermeister ohne irgendeinen Hinweis auf die Auflösung des Templerordens oder den Gütertransfer. Auch Reliquien- und Heiligenkulte wurden von den Johannitern eingemeindet: Über die Heilige Euphemia wurde zum Beispiel im 18. Jahrhundert verbreitet, ihre Reliquien seien aus Rhodos mitgebracht worden - in Wahrheit erbten die Johanniter sie von den Templern.

s. Gardeny, Krieg von St. Sabas, Renart le Nouvel

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
  • Napp, Anke: Monastische Observanz und Ordensstruktur bei Templern und Johannitern, in: Cistercienser Chronik 107, 2. (2000): S. 193-213.
  • Nicholson, Helen: Love, War and the Grail, Leiden-Boston-Köln 2001, S. 228-231.
  • Nicholson, Helen: Memory and the Military Orders. An Overview, in: Fernandes, Isabel Cristina F. (Hg.): Entre Deus e o Rei. O Mundo das Ordens Militares, Bd. I, Palmela 2018, S. 17-28.

 

 

Joinville, Jean de (Chronist)

Jean de Joinville wurde 1224 oder 1225 geboren als Sohn des Seneschalls der Champagne, dessen Amt er später auch übernahm. Seit den 40er Jahren war er im Dienste des frz. Königs, später auch Mitglied des Kronrats, und 1248 begleitete er Louis IX. auf dessen ersten Kreuzzug. Die Teilnahme an Louis' zweitem Kreuzzugsunternehmen lehnte er ab. Als enger Vertrauter des Königs wurde Jean de Joinville auch im 1282 eröffneten Heiligsprechungsverfahren für den 1270 auf dem Kreuzzug ums Leben gekommenen Louis IX. als Zeuge befragt. Das Verfahren endete 1290 mit der Kanonisation des Königs. Ab 1305 bis 1309 verfaßte Joinville das Livre des saintes paroles et des bons faits de nostre saint roi Louis, eine Biographie des Königs, die jedoch neben historischen auch literarische und autobiographische Elemente enthält. Jean de Joinville starb am Heiligabend 1317. Seine Tochter Margarethe heiratete in die Familie Charny (Dep. Côte d'Or) ein, aber es ist genealogisch nicht nachweisbar, ob dies die Familie ist, der der letzte Templer-Provinzmeister der Normandie, Godefrois de Charny, entstammte. Im Besitz der Charny befand sich später das Grabtuch von Turin.

In seinem Bericht über das Leben und die Taten des Hl. Louis kommt Joinville auch mehrfach auf die Templer zu sprechen, sowohl bei militärischen als auch finanziellen Unternehmungen. Er stellt sie als exemplarische, disziplinierte, opferbereite Kreuzfahrer dar, die Joinville selbst und seinen Kameraden bei einem überraschenden Überfall sogar einmal das Leben retten. Als Joinville jedoch vom König beauftragt wird, von den Templern eine größere Summe Geldes zu leihen, trifft er auf den Widerstand des damaligen Meisters Renaud de Vichiers, der ihm erklärt, daß die Transaktion nicht ohne Verletzung der Ordensregel stattfinden könne und die Herausgabe verweigert. Joinville muss zu einem Gewaltakt Zuflucht nehmen - eine möglicherweise abgesprochene Szenerie, um allen Parteien Genüge zu tun. Der Chronist berichtet auch von einem Treffen zwischen Meister De Vichiers, dem König und dem Oberhaupt der Assassinen bezüglich der Zahlung eines 'Schutzgeldes'. Diplomatisches Engagement des Ordensmarschalls Hugues de Jouy ohne Einvernehmen des Königs veranlasst letzteren allerdings, von den Templern eine öffentliche Buße zu verlangen. Zwischen den Zeilen des historischen Berichts läßt Joinville trotz aller Bewunderung für Louis IX und dem Auftrag in dem er schreibt, zuweilen Kritik am Verhalten des Königs anklingen, und zwar gerade im Vergleich mit dem dargestellten Verhalten der Templer.

Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur
  • Histoire de Saint Louis. Herausgegeben von Pierre-Claude Daunou. In: Recueil des Historiens des Gaules et de la France. Bd. 20, 1840, S. 190–304, Online.
  • Leben des heiligen Ludwig von Frankreich. Nach der Erzählung seines Zeit- und Kampf-Genossen Johann von Joinville in's Deutsche übersetzt von Theodor Nißl. Manz, Regensburg 1852, Online.
  • MacCornack, Katharine: La rérpesentation des Templiers chez Joinville, in: Die Ritterorden im Mittelalter. VII. Jahrestagung der Reineke-Gesellschaft, Greifwald 1996, S. 121-132.